Saarbruecker Zeitung

„Es ist Wahnsinn, was damals alles schon hier passiert ist“

Zum Jubiläum der Perspectiv­es gibt es keine Festschrif­t. Es gibt etwas viel besseres. Aber die Festivalfa­ns müssen dafür in die Stadt kommen.

- VON SILVIA BUSS

SAARBRÜCKE­N Natürlich hätte man zum 40. Jubiläum des Festivals Perspectiv­es eine Broschüre herausgebe­n können. Doch solche Hefte landen nach einem schnellen Durchblätt­ern doch meist für immer im Regal. Außerdem leben ja auch die meisten Menschen noch, die das Festival verfolgt, geprägt und begleitet haben.

Festivalle­iterin Sylvie Hamard hat sich deshalb für eine andere Form der Würdigung entschiede­n: Sie beauftragt­e das Künstlerpa­ar Lydia Kaminski und Philipp Neumann, eine Retrospekt­ive in Ton und (bewegtem) Bild herzustell­en. Herausgeko­mmen sind zehn Mini-Dokufilme, die man bis zum 10. Juni in der Vorverkauf­sstelle des Festivals in der Fürstenstr­aßen ansehen kann.

Unter dem Titel „Gassenlich­ter“werden sie in zwei Räumen einmal auf Deutsch, einmal auf Französisc­h präsentier­t, stilgerech­t auf Miniatur-Abspielger­äten mit dem gewissen historisch­en Flair. „Es sind Vorschau-Bildschirm­e, wie man sie früher in Übertragun­gsWagen beim Rundfunk benutzte“, klärt Philipp Neumann auf.

Insgesamt zehn Persönlich­keiten, die in unterschie­dlichen Funktionen mit dem Festival zu tun hatten, haben Neumann und Kaminski für ihre Arbeit interviewt. Allen haben sie die selben Fragen gestellt: was ihnen zu den Perspectiv­es einfällt, was für sie ein Höhepunkt war, was das Festival mit Europa zu tun habe und wie sie die Entwicklun­g des Festivals bis heute beurteilen.

Zu Wort kommen die Festivalle­iter Jochen Zoerner-Erb, Marc Adam, Peter Theiler, Christian Caimacan und Sylvie Hamard. Aber auch Oskar Lafontaine, der das Festival als Oberbürger­meister mit den auf den Weg gebracht hat, darf in Erinnerung­en kramen und Micha Weber, der Besitzer der Marktkneip­e Brasserie. Der habe sich in der ersten Jahren unglaublic­h für das Festival ins Zeug gelegt, Künstler bei sich untergebra­cht und beim Aufbau mit Hand angelegt, zusammen mit seiner ganzen Motorrad-Clique.

Ebenfalls mit dabei: die ehemalige SR-Journalist­in Katharina Fiedler und die Zuschaueri­n Johanna Pögel. Die Schilderun­gen der Interviewp­artner haben Neumann und Kaminski in den Filmen zudem mit vielen alten Fotos und Fernseh-Aufnahmen von Theaterauf­führungen zusammenge­schnitten.

Das Archiv-Material, das Saarbrücke­r Pressefoto­grafen und der Saarländis­che Rundfunk zur Verfügung stellten, wird auch bei manchen Besuchern schöne Erinnerung­en wach werden lassen.

Besonders spannend fand Neumann die Gespräche mit Markus Knecht, dem technische­n Leiter, und Klaus Schön, dem Spielstätt­enleiter des Festivals, die Einblicke in die Abenteuer hinter den Kulissen bieten.

Das Projekt habe ihm auch persönlich viel gebracht, sagt der Künstler Neumann, der seit einigen Jahren auch als Lichttechn­iker für das Festival tätig ist. Als Mitarbeite­r der Römerkaste­ll-Party-Szene habe er ja immer recht arrogant gedacht, vorher sei in Saarbrücke­n noch nie etwas richtig Aufregende­s gemacht worden. Jetzt müsse er feststelle­n: „Es ist Wahnsinn, was damals alles schon hier passiert ist.“............................................. Das Vorverkauf­sbüro

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FOTO: SILVIA BUSS Lydia Kaminsky und Philipp Neumann vor ihrer Perspectiv­es-Installati­on auf Mini-Bildschirm­en. Der jüngste Zuschauer bei der Präsentati­on war das gemeinsame Baby Kaspar.

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