Saarbruecker Zeitung

Der Triumph vereint eine trauernde Stadt

Mit dem Sieg in der Europa League hat Manchester United sein Triple vollendet und den Einzug in die Champions League geschafft.

- VON NICOLAS REIMER

SOLNA (sid) Lebensfreu­de und Leichtigke­it waren für einen Augenblick zurück, als Wayne Rooney den riesigen Silberpoka­l in den Nachthimme­l von Solna stemmte. Wild hüpfend bejubelten die Stars von Manchester United mit ihrem Kapitän den Triumph in der Europa League, sie lachten herzlich – aber sie vergaßen nicht. „Tragische Tage liegen

„Natürlich würden wir den Pokal eintausche­n gegen die Leben, die verloren gingen.“

Jo´se Mourinho Trainer von Manchester United

hinter uns“, sagte Rooney: „Wir wollten den Cup natürlich für die Fans, aber auch die Opfer und deren Familien gewinnen.“

Zwei Tage nach dem fürchterli­chen Terroransc­hlag, der 22 Menschen das Leben gekostet und Unzählige verletzt hatte, hauchte der Stolz der Arbeiterst­adt seinen Einwohnern wieder ein wenig Lebensmut ein. Tausende UnitedAnhä­nger fieberten beim 2:0 (1:0) im Endspiel gegen Ajax Amsterdam im Stadion mit, noch mehr verfolgten das Endspiel in der Heimat vor den Bildschirm­en.

Und ganz egal ob Spieler oder Fans, ob vor Ort oder nicht: „Wir haben alle zusammenge­halten. Deshalb ist es ein großartige­r Erfolg – für uns und für die Stadt“, sagte Rooney. „United hat bedeutende­re Trophäen gewonnen, aber diese bedeutet alles für den Club, um den Widerstand der Stadt zu zeigen nach dem Anschlag an der Manchester Arena“, schrieb The Times treffend.

„Manchester – a City united“(„Eine vereinte Stadt“) hatte auf einem riesigen Banner gestanden, das vor dem Anpfiff von den Anhängern im Block präsentier­t wurde – und vor dem die Spieler nach ihrem Triumph mit nachdenkli­chen Mienen in der Kabine posierten. „Los United, siegt für Manchester“, stand auf einem kleineren Plakat. Und in der Tat: Von der ersten Minute an wirkten die Red Devils von Star-Teammanage­r José Mourinho motiviert.

Die Führung durch den Franzosen Paul Pogba (18. Minute) war mehr als verdient, auch nach dem Treffer des ehemaligen Dortmunder Bundesliga-Profis Henrich Mchitarjan (48.) besaß Manchester die besseren Chancen. „Wir haben den Cup, jetzt bringen wir ihn heim“, versprach Pogba, der von einem „tollen Resultat für die Stadt Manchester“sprach.

Ähnlich sah es Innenverte­idiger Chris Smalling, der sich freute, dass „Manchester wieder positiv in den Schlagzeil­en“steht. Smalling nannte aber auch den anderen, sportliche­n Grund für die grenzenlos­e Erleichter­ung im United-Lager: „Wir haben die Champions League vermisst. Endlich sind wir wieder dabei.“

Denn der Erfolg in der Europa League war nach dem enttäusche­nden Platz sechs in der Liga die einzige Möglichkei­t, um sich doch noch für die europäisch­e Königsklas­se zu qualifizie­ren. Mit viel Leidenscha­ft rettete Manchester damit nicht nur eine gesamte Saison, sondern zog gleichzeit­ig in den elitären „Triple-Club“ein: Champions League, Europa League (früher Uefa-Pokal) und Europapoka­l der Pokalsiege­r hatten zuvor nämlich nur Juventus Turin, Bayern München, der FC Chelsea und Ajax gewonnen.

„Natürlich ist ein Sieg in der Champions League wichtiger als einer in der Europa League“, sagte Mourinho, der nie einen Hehl aus seiner Abneigung zu diesem Wettbewerb gemacht hatte: „Es war aber das letzte Puzzlestüc­k, das gefehlt hat. Dieser Erfolg bedeutet alles für den Verein.“Und für die Stadt, das wusste auch Mourinho. „Was geschehen ist, ist furchtbar. Und natürlich würden wir den Pokal eintausche­n gegen die Leben, die verloren gingen“, sagte er: „Aber das können wir nicht. Wir können der Stadt nur ein bisschen Freude zurückgebe­n.“

 ?? FOTO: WIKLUND/DPA ?? Torschütze­n unter sich: Henrich Mchitarjan (links) und Paul Pogba jubeln über ihren Sieg im Finale der Europa League gegen Ajax Amsterdam.
FOTO: WIKLUND/DPA Torschütze­n unter sich: Henrich Mchitarjan (links) und Paul Pogba jubeln über ihren Sieg im Finale der Europa League gegen Ajax Amsterdam.

Newspapers in German

Newspapers from Germany