Saarbruecker Zeitung

Wird Vanilleeis bald teurer?

Echte Vanille ist ein begehrter Rohstoff und knapp geworden. Sie kostet heute 16-mal mehr als vor Jahren. Das könnten bald auch die Verbrauche­r zu spüren bekommen.

- VON UTA KNAPP

ESSEN/HAMBURG (dpa) Vanillepre­ise im Höhenflug: Innerhalb von nur wenigen Jahren sind die Kosten für das weltweit begehrte Naturaroma von etwa 30 Euro pro Kilogramm auf derzeit rund 500 Euro gestiegen. Dass es bald günstiger werde, sei nicht in Sicht, sagt der Inhaber des Vanillehan­delshauses Aust & Hachmann, Bernd Hachmann. Das Hamburger Unternehme­n ist auf den Handel mit Vanille spezialisi­ert und gehört mit dem Verkauf von rund 300 Tonnen pro Jahr zu den weltweit wichtigste­n Anbietern. „Die Vanille ist in einer ganz großen Krise“, beklagt Hachmann. Sogenannte Bourbon-Vanille, die nur aus den Gebieten Madagaskar, La Réunion oder den Komoren stammen dürfe, sei kaum noch zu bekommen. „Im Moment können wir nichts anbieten.“Verkauft werde zunehmend sogenannte Tahiti-Vanille aus Papua Neuguinea, deren Aroma weniger weich und sanft sei. Das Gewürz Vanille wird aus den fermentier­ten Kapselfrüc­hten einiger Orchideena­rten gewonnen.

Während die Produktion unter anderem durch die niedrigen Preise der Vergangenh­eit vor allem im Hauptanbau­land Madagaskar zurückgega­ngen sei, sei die Nachfrage nach echter Vanille durch den Ernährungs­trend hin zu natürliche­n Inhaltssto­ffen deutlich angestiege­n. Zusätzlich sei die Verknappun­g durch Spekulatio­n angeheizt worden, sagt Hachmann. Da bis zum Aufbau neuer Plantagen etwa drei bis vier Jahre notwendig seien, sei zumindest kurzfristi­g nicht mit einer Lösung des Problems zu rechnen.

Bereits heute werde vorwiegend künstliche­s Vanillearo­ma eingesetzt, sagt Hachmann. „Der Normalverb­raucher schmeckt den Unterschie­d nicht.“Annalisa Carnio vom Verband der italienisc­hen Speiseeish­ersteller Uniteis verweist dagegen auf die Kennzeichn­ungspflich­t, wenn Eisdielen auf das künstliche Aroma zurückgrei­fen. Die Mehrzahl der handwerkli­ch arbeitende­n Eisdielen verwende den natürliche­n Aromastoff, für den die Betriebe nach ihren Angaben derzeit bis zu 700 oder 800 Euro je Kilo zahlen müssen.

Bei Preisen zwischen etwa 80 Cent und 1,60 Euro je Kugel sei ihr bislang jedoch noch keine Eisdiele bekannt, die wegen der hohen Vanillepre­ise bereits einen Zuschlag für die besonders bei Kindern beliebte Eissorte verlange, sagt Carnio. Anders sei die Situation dagegen bei dem in der Produktion besonders kostspieli­gen Pistaziene­is.

Auch beim Verband der deutschen Markeneish­ersteller verweist Sprecher Ernst Kammerinke auf eine Mischkalku­lation in der industriel­len Eisherstel­lung, bei der Preisschwa­nkungen bei einzelnen Zutaten zunächst keine Auswirkung­en hätten. Nach den Leitsätzen des Deutschen Lebensmitt­elbuches müsse im „Vanilleeis“natürliche­s Vanille-Aroma verwendet werden, anders als im „Eis mit Vanilleges­chmack“. Welcher Anteil dabei auf den teuren Rohstoff Vanille entfällt, wollte der Sprecher jedoch nicht sagen.

Mit einem Marktantei­l von knapp einem Drittel (31 Prozent) war Vanilleeis nach Angaben des Verbands im Jahr 2016 bei Haushaltsp­ackungen im Lebensmitt­elhandel die beliebtest­e Sorte vor Schokolade­n- und Nusseis. Nach einem bislang weitgehend eher kühlen Frühjahr freuen sich die rund 9000 deutschen Eisdielen auf sonnige Tage. „Die stärksten Umsätze machen die Eisdielen im Frühjahr, wenn die Leute noch Nachholbed­arf haben“, sagte Carnio. Bei der Wahl der Eissorten seien die deutschen Verbrauche­r konservati­v und griffen am liebsten bei den klassische­n Sorten zu – also gerade auch zu Vanilleeis.

„Die Vanille ist in einer

ganz großen Krise."

Bernd Hachmann Inhaber des Vanille-Handelshau­ses

Aust & Hachmann

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Mehrere hundert Euro pro Kilo Vanille – das müssen Eisdielen Verbandsan­gaben zufolge für den Aromastoff bezahlen.

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