Saarbruecker Zeitung

Autolärm gehört zum Staden dazu. Basta.

Ach, wie schön wäre es doch am Ulanen-Pavillon, wäre da nicht die Stadtautob­ahn gegenüber, klagen viele Saarbrücke­r. Doch jetzt mal ehrlich. Ohne den Lärm, ohne den Ausblick auf die vorbeirase­nden Autos, wäre der Staden doch nicht mehr derselbe.

- VON JANA FREIBERGER

Die Saarbrücke­r Stadtautob­ahn gibt es nun seit über 50 Jahren. Wer sich seitdem auf der gegenüberl­iegenden Seite der Saar mit Freunden trifft oder einfach nur den Feierabend genießen möchte, der bekommt zu seinem Glas Wein gratis etwas auf die Ohren. Nicht direkt Musik, nein, sondern den Lärm vorbeifahr­ender Autos. Das gehört einfach dazu. Basta.

Wie übrigens auch der Spott der Nicht-Saarländer, wenn sie zu Besuch in der Landeshaup­tstadt sind. Euer Ernst?, heißt es dann. Ein Biergarten im Grünen gegenüber einer Autobahn? Na ja, etwas Besseres konnte sich euer armes Bundesland wohl einfach nicht leisten. Ja, auch das gehört doch einfach dazu. Da hat man doch schon einmal ein erstes Gesprächst­hema. Praktisch.

Und jetzt berät die Stadt zum wiederholt­en Male über einen Lärmschutz. Was? Das ist nach über 50 Jahren doch wirklich nicht mehr nötig. Kennen Sie das Phänomen, wenn man länger an einer Hauptstraß­e gewohnt hat und dann aufs Land zieht? Die Stille in der Nacht ist dann richtig unheimlich, hindert einen am Einschlafe­n. Genauso ist das mit der Stadtautob­ahn am Staden. Also mir würde etwas fehlen, wenn dort plötzlich die perfekte Idylle herrschen würde.

Wäre es nicht sinnvoller, das Geld in eine präventive Rundumsani­erung des Meerwieser­talwegs oder des Campus zu stecken? Sieht ja ganz hübsch auf, wie das Wasser da immer mal wieder aus den Gullys sprudelt. Aber die Studenten würden es wohl mehr schätzen, wenn sie ohne Umwege von der Innenstadt zur Uni und zurück fahren könnten.

Apropos Wege zur Universitä­t. Der Verkehrsen­twicklungs­plan der Stadt Saarbrücke­n sieht vor, dass die Saarbahnli­nie in den kommenden Jahren bis zur Uni ausgebaut werden soll. Toll, denkt man da zunächst. Aber! Nur unter der Bedingung, dass die Schienen künftig auch bis nach Forbach reichen. Na toll. Und schon zerschlägt sich die Hoffnung auf eine unkomplizi­erte, schnelle Fahrt zur Vorlesung wieder. Bis das umgesetzt wird, das wird dauern. Ganz sicher.

Nun ja, immerhin gibt es ja noch den Staden. Wenn die Heimfahrt mit dem Bus mal wieder besonders strapaziös war, einfach eine Flasche Wein einpacken und an der Saar entspannen. Besonders meditativ ist es, die roten Autos auf der gegenüberl­iegenden Saarseite zu zählen. Aber halt! Beschließt die Stadt tatsächlic­h, dort einen Lärmschutz zu bauen, ist selbst das nicht mehr möglich. Armes Saarland, arme Studenten …

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