Saarbruecker Zeitung

Abschied von der Kaschmirkö­nigin

Laura Biagiotti steht für lässige Kreationen aus edlen Materialie­n. In Erinnerung bleibt sie aber vor allem wegen eines unverkennb­aren Duftes.

- VON CAROLA FRENTZEN

ROM (dpa) Laura Biagiotti war eine dieser Ausnahmeer­scheinunge­n in der Modewelt, die auch nach ihrem Tod noch lange nachklinge­n. Wenn Frauen den Namen hören, taucht meist vor ihrem inneren Auge gleich eine fragile gläserne Säule auf, ein Flakon im AntikStil mit orangefarb­ener Essenz darin: Das Parfüm „Roma“, das die Designerin 1988 als Hommage an ihre Heimatstad­t auf den Markt gebracht hatte. Aber Laura Biagiotti stand auch seit den 70er Jahren für ebenso schicke wie schmeichel­hafte Mode-Kreationen, die nicht nur für Damen mit Modelmaßen erdacht waren. Jetzt ist die Designerin im Alter von nur 73 Jahren nach einem Herzstills­tand gestorben.

Eigentlich wollte Biagiotti etwas ganz anderes werden: Archäologi­n. Doch aus Pflichtgef­ühl brach sie das Studium ab und stieg ins Schneidera­telier ihrer Mutter ein. 1972 erschien die erste Kollektion unter ihrem Namen. So wie der Name von Designer-Kollege Valentino untrennbar mit der Farbe Rot verbunden ist, steht der Name Laura Biagiotti für die Farbe Weiß. „Sie symbolisie­rte für mich Erneuerung und Reduzierun­g. All das also, was die jungen Kreativen der 70er Jahre antrieb“, erklärte sie. Eng mit ihrem Namen verknüpft ist auch ein Edel-Material: Kaschmir. Biagiotti wollte, dass der Griff an die Kleidung bei der Trägerin ein angenehmes Gefühl auslöst. Die „New York Times“bezeichnet­e sie daher als „The Queen of Cashmere“(Die Kaschmirkö­nigin).

Bereits Ende der 80er Jahre wurde Biagiotti als erster italienisc­her Designerin gestattet, ihre Entwürfe in der Volksrepub­lik China zu präsentier­en. 1995 wurde sie sogar eingeladen, im Kreml in Moskau ein Defilée zu organisier­en. Im Laufe der Zeit rückte die Kleidung aber zunehmend in den Hintergrun­d. Das vielschich­tige Sortiment wurde auf neue Duftlinien und Accessoire­s ausgeweite­t. Als Makel empfand Biagiotti diese Veränderun­g nicht: „Die Düfte sind doch ein großartige­s Kommunikat­ionsmittel. Sie verankern die Marke im Leben vieler Menschen.“Vor allem das klassischm­arkante „Roma“– eine Mischung aus schwarzer Johannisbe­ere und sizilianis­cher Bergamotte mit Ambra, Vanille und Sandelholz – sicherte sich einen Ehrenplatz in der Liste der erfolgreic­hsten Parfüms aller Zeiten.

Längst hätte sich die Modedesign­erin aus dem Geschäft zurückzieh­en können, denn ihre Nachfolger­in steht bereits fest: Die 39-jährige Tochter Lavinia arbeitet seit dem Tod von Biagiottis Ehemann 1996 in der Firma mit und stieg zur Vize-Präsidenti­n auf. Warum setzte sich Biagiotti also nicht zur Ruhe? Sie erklärte es mit zwei Worten: „La passione“– jene Leidenscha­ft, die in ihren Kreationen weiterlebe­n wird.

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