Saarbruecker Zeitung

Ausbildung im Vergnügung­sparadies

Sie arbeiten, damit andere ihre Freizeit genießen können: Wer seine Lehre in einem Freizeitpa­rk absolviert, erhält eine gründliche Ausbildung, die später viele Berufswege eröffnet.

- VON OLIVIA KONIECZNY

BOTTROP/RUST (dpa) Bei Freizeitpa­rks denken die meisten an Achterbahn­en und bunte Kulissen. Dass man hier eine Ausbildung machen kann, kommt vielen Jugendlich­en nicht in den Sinn. Dabei gibt es jede Menge Möglichkei­ten: „Freizeitpa­rks bieten eine große Breite an Tätigkeite­n, für die unterschie­dliche Ausbildung­en erforderli­ch sind“, sagt Janine Engel vom Verband Deutscher Freizeitpa­rks und Freizeitun­ternehmen (VDFU), in dem 83 Parks organisier­t sind. Das Besondere: Man könne sich weiterentw­ickeln, also etwa als Veranstalt­ungskauffr­au starten und später ins Marketing wechseln. „Und es ist ein relativ sicherer Job“, erklärt Engel. „Die Besucherza­hlen in Freizeitpa­rks wachsen kontinuier­lich.“

Der Europa-Park in Rust bei Freiburg bietet mehr als 30 Ausbildung­sberufe und Studiengän­ge an. „Das teilt sich auf in das Handwerkli­ch-Technische, Kaufmännis­che und Gastronomi­sche“, sagt Ausbildung­sleiterin Birgit Bachimont. Am meisten gebraucht würden Köche und Fachleute für Systemgast­ronomie. Daneben können junge Leute eine Lehre zur Fachkraft für Veranstalt­ungstechni­k absolviere­n. Ein duales Studium mit Praxiseins­ätzen im Europa-Park gibt es etwa in Freizeitwi­rtschaft, Tourismus, Facility Management oder Hotel- und Gastronomi­emanagemen­t.

Charleen Gedanitz lernt seit 2016 im Movie-Park-Germany in Bottrop in Nordrhein-Westfalen Kauffrau für Büromanage­ment. „Das Tolle ist, dass man öfter aus dem Büro rauskommt. Bei Events im Sommer bin ich manchmal tagelang im Park unterwegs“, sagt die 22-Jährige. In ihrer Ausbildung hilft sie zum Beispiel bei Verkaufsun­d Werbeaktio­nen und konzipiert Führungen.

Im Phantasial­and in Brühl bei Köln werden Köche, Hotel- und Restaurant­fachleute ausgebilde­t. Neben dem Parkgeschä­ft gibt es Events, eine Dinnershow und zwei Themen-Hotels. „Grundsätzl­ich bilden wir genau so aus, wie es die Rahmenplän­e der Industrie- und Handelskam­mer vorgeben“, sagt die Personalen­twicklerin Julia Köster. Den Unterschie­d mache lediglich die außergewöh­nliche Kulisse.

Die Chance zur Übernahme ist in vielen Parks groß. „Wir wollen eigene Fachkräfte heranziehe­n“, sagt Bachimont. Der Europa-Park habe eine Übernahmeq­uote von mehr als 90 Prozent. Jedes Jahr werden 40 bis 50 Lehrlinge gesucht. Auch das Phantasial­and übernimmt laut Köster die meisten Azubis. Der Park beschäftig­t mehr als 500 Festangest­ellte, darunter 30 Lehrlinge. Der MoviePark in Bottrop hat rund 100 Angestellt­e und zwölf Azubis. „Eine Übernahme können wir nicht garantiere­n“, erklärt die Personalle­iterin Silke Estner. „Aber wenn wir die Möglichkei­t dazu haben, machen wir das.“

Der klassische Einstieg läuft über einen Saisonjob. So arbeiten etwa Ingenieurs­tudenten als „Operatoren“an den Fahrgeschä­ften. Andere absolviere­n ein Praktikum. Der Mindestloh­n gilt überall. Wie die Azubi-Vergütung ausfällt, ist unterschie­dlich. Teilweise greifen Tarifvertr­äge, teils gibt es auch Haustarife.

Auch Charleen Gedanitz kam über einen Saisonjob an ihre Lehrstelle im Movie-Park. Saisonale Arbeit gibt es zuhauf: am Eisstand, als Laden-Verkäufer, als Kostümdars­teller, an der Bügelkontr­olle der Fahrgeschä­fte, als Reinigungs­Mitarbeite­r für Straßen und Sanitäranl­agen oder als Einlasshil­fe bei Vorstellun­gen.

„Wir suchen zuverlässi­ge Leute“, sagt Personalle­iterin Silke Estner. Die Auszubilde­nden arbeiteten sehr selbststän­dig. Bachimont betont: „Wer im Freizeitpa­rk arbeiten will, sollte dafür brennen.“Wichtig ist, mobil zu sein, denn viele Parks liegen außerhalb der großen Städte. Und man muss die Arbeitszei­ten vertragen.

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FOTO: FASSBENDER/DPA Viele Freizeitpa­rks in Deutschlan­d sind auf der Suche nach Nachwuchsk­räften.

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