Saarbruecker Zeitung

Nichts als das Rauschen des Meeres

An Vlieland, der kleinsten niederländ­ischen Nordseeins­el, scheiden sich die Geister. Wer Entspannun­g sucht, ist hier goldrichti­g.

- VON BERND F. MEIER

OOST-VLIELAND Annie Beiboer weiß: „Beim Urlaub auf Vlieland gibt es nur zwei Möglichkei­ten: Entweder man kommt einmal auf die Insel und dann immer wieder. Oder einmal und dann nie mehr.“Die Tourismus-Chefin kennt diese Aussagen aus vielen Gesprächen mit ihren Gästen – an Vlieland scheiden sich die Geister. Die meisten finden auf Vlieland Entspannun­g, anderen erscheint die Insel viel zu ruhig.

Mit einer Fläche von 4022 Hektar ist Vlieland die kleinste niederländ­ische Watteninse­l und ein Ort der Muße. Die Insel ist autofrei, das Leben spielt sich in dem gerade mal 1105-Einwohner zählenden Flecken Oost-Vlieland vor allem auf der Dorfstrass­e ab. Einheimisc­he wie Gäste sind mit ihren Fahrrädern unterwegs, den Fietsen. Rund 5000 Zweiräder soll es geben, deutlich mehr als Einwohner. Die 200 Autos der Inselbewoh­ner haben Sondergene­hmigungen. Discos, Schickimic­ki und Nachtleben sind hier Fehlanzeig­e.

Auf der Dorpsstraa­t zwischen Fähranlege­r und der Leuchtturm­Düne finden sich alle Geschäfte, Fahrrad-Verleihsta­tionen, Cafés, Hotels und Restaurant­s. Der große Rest der Insel ist Natur pur. Nur etwa 20 Kilometer lang und zwischen 500 Meter und eineinhalb Kilometer breit ist Vlieland, das zwischen den beiden bekanntere­n Inseln Texel und Terschelli­ng liegt. Sommerurla­uber zieht es mit Kind und Kegel, auf LeihFahrrä­dern mit Anhängern, zu einem der drei ausgewiese­nen Badestränd­e auf der Nordseite des Eilandes sowie wahlweise an den östlichen Havenstran­d in der Nachbarsch­aft des Yachthafen­s. Bis zu 7000 Gäste, davon alleine 4000 auf Campingplä­tzen, reisen in der Hochsaison auf die kleine Insel. Hochsaison – das sind allerdings nur die Ferienwoch­en im Juli und August.

Neben den Campingplä­tzen gibt es eine große Auswahl an Ferienhäus­ern, Appartemen­ts, Hotels und Frühstücks­pensionen. Vor allem Niederländ­er selbst reisen zum Urlaub nach Vlieland, deutsche Gäste sind deutlich in der Minderzahl.

Baden und Sonnen, Radeln und auf der Dorfstrass­e flanieren – so lassen sich Ferientage auf Vlieland genießen. Und wenn sich die Sonne hinter den Wolken versteckt? Dann lohnt der Besuch des Infocentru­ms Noordweste­r. Museumsfüh­rer Dirk Bruin hat als ausgewiese­ner „Strandräub­er“jede Menge Materialie­n zusammenge­tragen, die das Meer anspülte. Im Flur des Museums hat Bruin das Strandgut von nur einem Jahr ausgestell­t: Kunststoff­handschuhe von Fischern, Schutzhelm­e von Arbeitern der Ölbohrinse­ln, ein paar Bierdosen mit arabischen Schriftzei­chen, Fußbälle aus Plastik, ein Holzstück mit der kompletten Crewliste eines Frachters.

Neben dieser Ausstellun­g gibt es noch ein weiteres Strandgutm­useum auf der riesigen Sandbank Vliehors im Westen der Insel. Im Sommer verkehrt der Vliehors-Express von der Ausflugsga­ststätte Posthuys in die „Sahara des Nordens“, wie das einsame Stück Land auch genannt wird. Das Motto der knapp zweistündi­gen Tour lautet „Avontuur op Vlieland – Abenteuer auf Vlieland“. Der Express entpuppt sich als umgebauter Allrad-Lkw, der noch bis in die 1980er Jahre hinein in Diensten der Bundeswehr stand.

Bis zu fünf Mal am Tag ist Vlieland durch Fähren von der friesische­n Hafenstadt Harlingen aus mit der übrigen Welt verbunden. 90 Minuten dauert die Tour durch die schmale, kurvenreic­he Fahrrinne im Wattenmeer. Annie Beiboer meint: „Vlieland ist nicht nur die kleinste niederländ­ische Nordseeins­el, sondern wir haben auch die längste Anreise. Dadurch fühlen die Urlauber: Wir reisen wirklich auf eine Insel.“

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FOTO: NBTC Sand, soweit das Auge reicht. Auf der einsamen Insel Vlieland finden Touristen vor allem eins: Entspannun­g.

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