ZF verhandelt über Kostensenkungen
WIRTSCHAFT
Die Mitarbeiter im ZF Werk Saarbrücken sollen mehr Beiträge zu Kostensenkungen leisten. Über die in der Belegschaft umstrittenen Pläne verhandeln derzeit Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschafter.
SAARBRÜCKEN Beim Autozulieferer ZF in Saarbrücken wird verhandelt. Mitte des Jahres soll das Ergebnis stehen, sagt Werksleiter Hermann Becker. Aus Sicht des Unternehmens ist die Marschrichtung klar: Die Kosten müssen im hiesigen Werk für AchtgangAutomatikgetriebe runter, und dafür müssen auch die Mitarbeiter einen Beitrag leisten. Das forderte ZF-Chef Stefan Sommer erneut vor einigen Wochen auf der Bilanz-Pressekonferenz in Friedrichshafen ein. Über Details aus den Gesprächen schweigen sowohl Geschäftsführung als auch Betriebsrat und Gewerkschaft. Bis zu einer Einigung werden vorerst die tariflich vereinbarten Lohnerhöhungen mit übertariflichen Leistungen verrechnet, wie Becker und Patrick Selzer, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall in Saarbrücken, bestätigen.
Welche Regelungen am Ende stehen werden, ist offen. „Wir sind weit entfernt von einer Lösung“, sagt Selzer. Anlass für die Gespräche sei nicht die gegenwärtige Lage. Die sei gut, sagt ZF-Werksleiter Becker. Doch „wir haben ein Problem für die Zukunft.“Ähnlich drückt es Gewerkschafter Selzer aus. „Es geht darum, die Zukunft des Standorts zu gestalten.“
Zunächst beschäftigt ZF der Druck der Kunden mit Blick auf die neue Generation des Achtgang-Getriebes, das, wie Becker ankündigt, in fünf Jahren vom Band laufen soll. Die Preisvorstellungen der Autobauer und die Kosten bei ZF in Saarbrücken passen aus Sicht Beckers nicht zusammen. Wenn das Werk nicht günstiger als bisher kalkuliert anbieten könne, „hat der Wettbewerb das Produkt“, befürchtet er. Daher „brauchen wir eine Zukunftssicherung, wenn das neue Produkt kommt“. Durch weitere Automatisierung ließen sich die Kosten nicht genügend senken. Denn „wir haben schon einen hohen Automatisierungsgrad“. Auch habe ZF alle Kostenblöcke reduziert – außer beim Personal.
Auf lange Sicht sieht der Werksleiter weitere Herausforderungen durch einen Wandel der Autobranche. Keineswegs fürchtet er, dass in ein paar Jahren nur noch Elektroautos zu verkaufen sind und das ZF-Getriebe überflüssig wird. Noch lange würden Benziner und Diesel fahren – mit Getrieben von ZF. „Wir haben Wachstum bis mindestens 2030“, schätzt Becker. Das Werk müsse trotzdem fit gemacht werden für eine mögliche Zukunft nach dem Verbrennungsmotor. „Es kann die Zeit kommen, dass wir andere Produktpaletten in den Standort reinbringen müssen. Das kostet wahnsinnig viel Geld.“Der ZFWerksleiter erwartet, dass sich etwa in der Zeit von 2022 bis 2025 abzeichnet, welche Antriebstechnologie sich durchsetzt und welche anderen Produkte für das Werk infrage kommen. Man müsse die Forschung genau beobachten und darin Ansätze für neue Technologien entdecken, die ZF an den Markt bringen kann.
Becker hält es auch für möglich, dass Motoren, die direkt mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff laufen – also ohne Brennstoffzelle mit Elektromotor, das Rennen
machen. „Das wäre das Optimalste, was ich mir vorstellen kann.“Denn Autos brauchen dann weiter klassische Getriebe.
Was auch immer ZF Saarbrücken in 20 Jahren fertigt, es bleibe eine Kernaufgabe, die Produktivität weiter zu steigern. Große Innovationsschritte könne man beim Achtgang-Getriebe nicht mehr machen. „Deshalb ist es wichtig, die Innovation in der Produktion so weit zu treiben, dass wir im Fertigungs-Know-how den anderen zwei Schritte voraus sind – genauso wie wir es bisher im ProduktKnow-how sind.“Doch vorrangig ist zunächst die Einigung mit Betriebsrat und Gewerkschaft.