Saarbruecker Zeitung

Trumps Schwiegers­ohn wird vom Trumpf zur Belastung

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WASHINGTON (afp) Bislang sah Donald Trump in seinem Schwiegers­ohn einen seiner stärksten Trümpfe. Nun könnte Jared Kushner zu einer der schwersten Belastunge­n für den US-Präsidente­n werden: Der Ehemann von Ivanka Trump ist in den Fokus der FBI-Ermittlung­en zu möglicherw­eise illegalen Russland-Kontakten geraten. Laut Medienberi­chten soll der 36-Jährige vor Trumps Amtsantrit­t versucht haben, einen geheimen Kommunikat­ionskanal nach Moskau aufzubauen.

Wie die „Washington Post“unter Berufung auf Geheimdien­stinformat­ionen berichtete, soll Kushner Anfang Dezember bei einem Treffen mit Russlands Botschafte­r Sergej Kisljak vorgeschla­gen haben, eine gegen den Zugriff der US-Dienste geschützte Kommunikat­ionsvorric­htung in einer russischen Vertretung in den USA einzuricht­en. Kisljak habe verwundert reagiert. Der Geheimkana­l kam laut „New York Times“nicht zustande.

Bei dem ominösen Treffen war auch der pensionier­te General Michael Flynn dabei, der als Schlüsself­igur der Russland-Affäre gilt. Flynn musste im Februar vom Posten des Nationalen Sicherheit­sberaters zurücktret­en, weil er über seine Telefonate mit Kisljak gelogen hatte – durch FBIAbhörpr­otokolle kam heraus, dass es entgegen Flynns Angaben um die US-Sanktionen gegen Russland gegangen war.

Die Enthüllung­en über Kushner lösten nun Spekulatio­nen aus, ob der politisch unerfahren­e TrumpSchwi­egersohn den Geheimkana­l aus bloßer Naivität vorschlug – oder dunkle Machenscha­ften im Spiel waren. Die „New York Times“zitierte Insider-Informatio­nen, wonach über den Kanal mit den Russen über eine verstärkte Zusammenar­beit im Syrien-Konflikt gesprochen werden sollte.

Doch warf die Zeitung zugleich die Frage auf, warum abhörsiche­re russische Technik genutzt werden sollte, wenn es lediglich um einen politische­n Austausch ging. „Warum musste es dieser vertraulic­he Kanal sein? Das sind sehr seltsame Interaktio­nen“, sagte auch der frühere US-Botschafte­r in Moskau, Michael McFaul, im TV-Sender MSNBC.

Das FBI interessie­rt sich den Medienberi­chten zufolge auch für ein Treffen Kushners im Dezember mit Sergej Gorkow, dem Chef der seit 2014 von den USA mit Sanktionen belegten Wneschecon­ombank. Gorkow ist ein Vertrauter von Staatschef Wladimir Putin.

Bislang wird Kushner laut den Berichten von den FBI-Ermittlern im Unterschie­d etwa zu Flynn nicht persönlich der illegalen Kooperatio­n mit Moskau verdächtig­t. Sollte sich jedoch in den weiteren Untersuchu­ngen ein solcher Verdacht gegen den Schwiegers­ohn und einem seiner engsten Vertrauten noch herauskris­tallisiere­n, wird die Lage für Trump noch brenzliger, als sie ohnehin schon ist.

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FOTO: AFP Jared Kushner gerät wegen geheimer Gespräche mit russischen Vertretern vor der Wahl unter Druck.

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