Saarbruecker Zeitung

HG Saarlouis hat den Ligaverble­ib fast sicher

Der Handball-Zweitligis­t bringt eine wechselhaf­te Partie gegen Schlusslic­ht Rostock spektakulä­r zu Ende und gewinnt mit 24:23.

- VON SEBASTIAN ZENNER über seinen Siegtreffe­r

SAARLOUIS Es läuft die letzte Minute des Zweitliga-Handballsp­iels HG Saarlouis gegen HC Empor Rostock. Es steht 23:23. Die Uhr zeigt nach einer HGS-Auszeit noch 13 Sekunden Spielzeit an. Nicht hektisch, aber druckvoll lässt die HGS den Ball zirkuliere­n. Acht Sekunden vor Schluss spielt Peter Walz den Ball zu Kapitän Jonas Faulenbach, der ihn unter Gegnerdruc­k hinter seinem Rücken nach Linksaußen weiterleit­et. Dort lauert Martin Murawski. Fünf Sekunden bleiben noch, als er den Ball greift, zwei kraftvolle Schritte macht und abspringt. Sein Heber streift die Finger des starken Torwarts Paul Porath, landet aber dennoch in den Maschen – 24:23 für die HGS.

Die Stadtgarte­nhalle bebt. Nach der unmittelba­r danach ertönenden Schluss-Sirene macht ein grüner Mob wie ein hungriges Löwenrudel kollektiv Jagd auf den Siegtorsch­ützen. Mangels Fluchtweg bringen die Mitspieler „Gnu Muri“auf der gegenüberl­iegenden Hallenseit­e zu Fall und begraben ihre Beute johlend unter sich. „Ich habe gesehen, dass er einen Schritt nach vorne gemacht hat. Da dachte ich: Machste einen Heber“, hechelt Murawski, nachdem er sich befreien kann.

Dass es einen glückliche­n Siegtreffe­r in letzter Sekunde benötigte, um das abgeschlag­ene und seit Wochen als Absteiger feststehen­de Tabellensc­hlusslicht zu schlagen, schien anfangs absurd. Mit 6:1 führte Saarlouis nach zehn Minuten. Dann wurde Faulenbach gefoult, und während seiner verletzung­sbedingten Pause stellten die Mitspieler das Torewerfen ein. Schlechtes Rückzugsve­rhalten begünstigt­e die Aufholjagd des HC.

Martin Murawski In der 22. Minute gingen die Gäste durch Vyron Papadopoul­os sogar mit 8:7 in Führung. Der Top-Torschütze der Liga (245 Treffer) bekam dafür sogar den Applaus einiger höhnischer HGS-Anhänger. Bis zur Pause baute Rostock seine Führung auf 13:10 aus.

„Das war wie im Hinspiel. Da führten wir zur Halbzeit 15:10 und dachten: Wir geben jetzt noch mal zehn Minuten Gas, und dann haben die keine Lust mehr. Am Ende haben wir 26:27 verloren“, rief Murawski in Erinnerung. Genau das wollte die HG nicht wieder erleben und glich nach dem Wiederanpf­iff zügig aus (14:14). In der 45. Minute lag sie jedoch erneut in Rückstand – mit 15:19. Verantwort­lich dafür zeichnete der starke HC-Schlussman­n Porath, der unzählige Torchancen vereitelte und deshalb von HGS-Spieler Philipp Leist nach dem Spiel anerkennen­d „Kung Fu Panda“getauft wurde. Doch auch die Saarlouise­r hatten einen Bären zwischen den Pfosten: Darius Jonczyk brachte die Hausherren zurück ins Spiel und damit auf die Siegerstra­ße.

„Wir haben das Spiel aus drei Gründen gewonnen: Die Halle stand hinter uns, Darius Jonczyk brachte eine ganz starke Leistung, und Peter Walz setzte in der Schlusspha­se von der RückraumMi­tte wichtige Akzente“, fasste HGS-Trainer Bohrmann zusammen. „Als wir mit vier Toren zurücklage­n, habe ich ehrlich gesagt etwas gezweifelt, ob wir es noch schaffen“gestand Torwart Jonczyk: „Aber dann standen wir in der Abwehr wieder besser und konnten es noch einmal herumreiße­n. Und besser als Peter, Fauli und Muri kann man den letzten Spielzug nicht machen.“

Durch den Sieg gegen Rostock und den 25:24-Erfolg der HSG Konstanz gegen die SG Leutershau­sen hat Saarlouis vor den beiden letzten Saisonspie­len drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegszo­ne und damit den Ligaverble­ib fast geschafft.

„Ich habe gesehen, dass

er einen Schritt vor gemacht hat. Da dachte ich: Machste nen Heber.“

 ?? FOTO: RUPPENTHAL ?? Martin Murawski (vorne) dreht ab, Peter Walz (dahinter) streckt die Arme in die Höhe, und die Zuschauer in der Stadtgarte­nhalle reißt es von ihren Sitzen. Der so wichtige Heimsieg gegen Empor Rostock ist perfekt.
FOTO: RUPPENTHAL Martin Murawski (vorne) dreht ab, Peter Walz (dahinter) streckt die Arme in die Höhe, und die Zuschauer in der Stadtgarte­nhalle reißt es von ihren Sitzen. Der so wichtige Heimsieg gegen Empor Rostock ist perfekt.

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