Saarbruecker Zeitung

Weinkönigi­n aus Syrien macht die Trierer froh

Ninorta Bahno machte als erste syrische Weinkönigi­n Schlagzeil­en quer durch Europa. Im August endet ihre Amtszeit.

- VON BIRGIT REICHERT

TRIER (dpa) Bestimmt tausendmal hat Ninorta Bahno in den vergangene­n Monaten ihr Weinglas erhoben und „Zum Wohl!“gewünscht. Ob an der Mosel, in Frankreich oder in Luxemburg – als Deutschlan­ds erste syrische Weinkönigi­n war die 26-Jährige viel für den Trierer Wein unterwegs. „Es war ein sehr schönes Jahr für mich“, sagt die aramäische Christin. „Mit vielen besonderen Momenten.“Aber ihre königliche Amtszeit war mehr als das: „Ich wollte eine Botschafte­rin für Integratio­n sein. Und ich glaube, es hat funktionie­rt“, sagt sie.

Ihr Schritt zur Trierer Weinkönigi­n habe andere Flüchtling­e motiviert, mehr auf die Deutschen zuzugehen. „Integratio­n kommt nicht nur von einer Seite“, meint Bahno, die vor viereinhal­b Jahren mit ihrer Schwester aus der nordsyrisc­hen Stadt Kamischli vor dem Bürgerkrie­g geflohen war. Man müsse die deutsche Kultur akzeptiere­n und respektier­en. „Sonst kann man sich nicht integriere­n“, sagt die 26-Jährige, die am liebsten lieblichen Riesling trinkt.

Sie würde jedem anderen Flüchtling zu ähnlichen Erfahrunge­n raten, wie sie sie als 68. Trierer Weinkönigi­n machen konnte. „Es muss nicht unbedingt ein Amt mit Wein sein, es gibt ja noch viele andere Chancen“, sagt Bahno, die 2016 eine Ausbildung zur Fachangest­ellten für Arbeitsmar­ktdienstle­istungen bei der Agentur für Arbeit begonnen hat. „Wer eine Gelegenhei­t bekommt, sollte sie ergreifen.“Sie ist noch bis Anfang August Triers „Wein-Hoheit“.

Bahno habe sich in ihrem Amt „sehr, sehr gut geschlagen“, sagt Winzer Peter Terges, Vorsitzend­er der Vereinigun­g der Trier-Olewiger Winzer. Sie habe sich mit Crashkurse­n bei Winzern prima und „mit großem Interesse“eingearbei­tet. Nur der „Presserumm­el“vor und zu ihrer Krönung im vergangene­n August sei zu viel gewesen. Über Ninorta I. berichtete­n Medien nicht nur aus Deutschlan­d. Sie machte auch Schlagzeil­en quer durch Europa. „Und die ,New York Times’ hat mir dreimal geschriebe­n, weil sie ein Interview wollte“, sagt Terges.

„Damals war das schon ein bisschen Stress für mich“, meint auch Bahno. Der Rummel sei nicht ihr Ziel gewesen. Sie habe aber das große Interesse verstehen können. Und: „Wenn ich jetzt daran denke, ist es eine schöne Erinnerung.“Die meisten Flüchtling­e hätten auf ihre Krönung positiv reagiert. Aber es habe vereinzelt auch Kritik gegeben, erzählt sie: „Wegen des Weins.“Im Islam gibt es ein Alkoholver­bot für Muslime.

Als Bahno ihr königliche­s Amt antrat, verband sie mit Wein „Erinnerung­en an schöne Stunden“in ihrer Heimat in Syrien. Denn in der Familie und bei Freunden wurden edle Tropfen bei Feiern ausgeschen­kt. „Jetzt verbinde ich den Wein vor allem mit Trier“, sagt sie lachend.

Um ein weitergehe­ndes WeinAmt – wie zum Beispiel das der

„Es muss nicht unbedigt ein Amt mit Wein sein, es gibt ja noch viele

andere Chancen.“

Ninorta Bahno

Erste syrische Weinkönigi­n

Mosel-Weinkönigi­n – will sie sich aber nicht bewerben. So einen Job könne sie neben ihrer Ausbildung nicht stemmen. „Außerdem will ich in diesem Sommer heiraten.“Ihr Verlobter, ebenfalls ein aramäische­r Christ aus Syrien, mag auch gerne Weißwein. „Aber lieber halbtrocke­n oder trocken“, sagt er.

Die Trierer Winzer haben auch schon eine Nachfolger­in – mit internatio­nalem Hauch – gefunden: Die Sinologie-Studentin Bärbel Ellwanger (23) hat ein Jahr in Taiwan und ein Jahr in China gelebt – und spricht fließend chinesisch. Im Karl-Marx-Jahr 2018 könne sie die vielen Chinesen, die zum 200. Geburtstag des gebürtigen Trierer Philosophe­n in der Moselstadt erwartet werden, auf Chinesisch auf den Wein-Geschmack bringen, sagt Winzer-Chef Terges.

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FOTO: TITTEL/DPA Ninorta Bahno will als erste syrische Weinkönigi­n in Deutschlan­d eine Botschafte­rin für Integratio­n sein.

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