Dem Dorf-Wettbewerb gehen die Teilnehmer aus
Im Saarbrücker Schloss müssen sich mindestens zwei weitere Bewerber für „Unser Dorf hat Zukunft“melden. Sonst könnte der Wettbewerb im Regionalverband sogar ausfallen.
REGIONALVERBAND Der 26. Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ist schon spannend, bevor er überhaupt begonnen hat. Denn es ist keineswegs ausgemacht, dass bis zum Bewerbungsschluss am Mittwoch, 31. Mai, überhaupt genügend Bewerber beim Regionalverband gemeldet sind. Als sicher gilt im Moment nur die Teilnahme von Bliesransbach.
Das sagte gestern Thomas Unold. Er leitet beim Regionalverband den Fachbereich Regionalentwicklung und Planung. Die Bewerbung Bliesransbachs müsse erst offiziell eintreffen. Sie liegt Unold zufolge noch beim Ortsrat. Bei einem Ortsteil von Großrosseln sei noch nicht sicher, ob er mitmacht.
Um überhaupt in den Landeswettbewerb zu gelangen, müssen auf der Kreisebene mindestens drei Dörfer mitmachen. Oder der Kreis wäre aus dem Rennen. Das heißt, dass der Regionalverband auf den weiteren Ebenen des Wettbewerbes gar nicht vertreten ist, wenn sich aus ihm nicht mindestens drei Dörfer zur Wahl stellen. Unold sagt, offenbar mache vielen der große Aufwand zu schaffen, der einer Bewerbung vorausgeht. Wer sein Dorf gut darstellen wolle, müsse Beruf und Ehrenämter unter einen Hut bekommen. Da sei die Vorbereitung auf den Wettbewerb etlichen dann doch zu viel geworden. „Unser Dorf hat Zukunft“findet alle drei Jahre statt. Und diese Zeit sei um Grunde schon zu kurz, um die nächste erfolgreiche Teilnahme vorzubereiten.
Den Aufwand für eine Bewerbung kennt zum Beispiel Ralph Schmidt, CDU-Sprecher im Ortsrat von Walpershofen. Schmidt nannte den Aufwand für die Vorbereitung des vergangenen Wettbewerbes enorm. Diesmal tritt Walpershofen gar nicht erst an. Einfach machte es sich der Ortsrat mit seiner Absage nicht, denn schließlich war das Dorf zuletzt durchaus erfolgreich. CDU-Sprecher Schmidt: „Der Wettbewerb hat beim letzten Mal Spaß gemacht, aus ihm heraus entstand unser Bürgerforum, das im Dorf viel bewegt hat. Außerdem sind wir Sieger im Regionalverband geworden und haben Platz zwei auf Landesebene belegt.“Aber seit der vorigen Teilnahme sei nichts wesentlich Neues im Dorf dazugekommen.
Und die Rahmenbedingungen für Teilnahme, Meldeschluss und Zeitpunkt der Begehung seien „sehr ungünstig und nicht zumutbar“. „Das alles jetzt noch mal in vier Wochen vorzubereiten, halte ich für unmöglich.“
Die Bliesransbacher rechnen sich dagegen im Wettbewerb gute
„Wir dürfen den wahren Sinn des
Wettbewerbs nicht verkennen.“
Thomas Unold,
Regionalverband Saarbrücken
Chancen aus – wenn er denn zustande kommt. „Mal sehen, wie viele Orte sich bewerben wollen. Wir haben ja viele Sachen, mit denen wir aufwarten können“, sagte gestern Ortsvorsteher Günter Lang (SPD). „Punkten können wir vor allem mit unserem schnellen Internet und unserem Glasfasernetz. Auch eine komplette Gasversorgung spricht für die Infrastruktur des Dorfes.“Wie und womit Bliesransbach sich der Jury zeigt, entscheidet sich übermorgen.
Lang: „Am 1. Juni haben wir die Sitzung mit den Vereinsvorsitzenden.“Dem Ortsvorsteher liegen Attraktionen wie der Alfred-Döblin-Weg, die großen Streuobstwiesen und der ehrenamtlich erneuerte Wingertbrunnen am Herzen. Auch die vielen Gruppen aus den Vereinen, die das Dorf zukunftssicher machen und die Lebensqualität steigern sollen, sind ein Vorteil im Wettbewerb. Denn wer gewinnen will, muss längst mit anderen Stärken aufwarten als in den Anfangszeiten.
Der Bundeswettbewerb fördert und ehrt seit 1961 „bürgerschaftliches Engagement für eine lebenswerte Zukunft auf dem Land“(aus der Online-Broschüre über den Wettbewerb). Bis 1997 hieß das Ganze „Unser Dorf soll schöner werden“. Mit dem Namen „Unser Dorf hat Zukunft“wandelten sich die Entscheidungskriterien für die Wahl der Sieger-Orte.
Unold: „Früher wurden die Kandidaten in gartenbaulicher Hinsicht bewertet. Das Hauptaugenmerk lag etwa darauf, die Dorflandschaft mit Blumen zu schmücken und aufzuhübschen. Jetzt müssen die Dörfer zeigen, welche Aktivitäten sie ihren Einwohnern anbieten. Das soziale, ökonomische oder kulturelle Engagement ist das wichtigste Kriterium geworden. Es erfordert viel Arbeit.“
Und der Aufwand, all das in einem Wettbewerb vorzustellen, ist vielen offenbar zu groß geworden.
Dennoch wirbt Unold für die Teilnahme. Dass man sich für seine Heimat engagiere und nach den Mühen in einem schöneren Dorf lebe, sei ein Gewinn für alle. „Im Nachhinein lohnt sich die Mühe. Wir dürfen den wahren Sinn des Wettbewerbs nicht verkennen.“Deswegen gibt der Regionalverband der 2017er-Auflage eine letzte Chance. Sollten sich bis Mittwoch keine drei Kandidaten finden, entscheiden die Organisatoren am Donnerstag: Entweder verlängern sie die Meldefrist. Oder der Regionalverband sagt das Ganze ab.