Saarbruecker Zeitung

„Wir müssen weiter reden“

Amerika-Koordinato­r Jürgen Hardt rät, Trump als Partner noch nicht aufzugeben.

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BERLIN Was geht noch im Verhältnis zu den USA, nachdem selbst Bundeskanz­lerin Angela Merkel auf Distanz zu Donald Trump gegangen ist? Es geht noch was, sagt der Regierungs­beauftragt­e für die deutsch-amerikanis­chen Beziehunge­n, Jürgen Hardt (CDU).

Sind die USA tatsächlic­h kein verlässlic­her Partner für Europa mehr, wie Frau Merkel gesagt hat? HARDT Ich glaube schon, dass Amerika auch zukünftig ein starker Partner für Europa sein wird. Dass die USA aber in allen globalen Fragen immer auch bereit sein werden, in die erste Reihe zu treten und gemeinsame Lösungen voran zu bringen, daran habe ich ebenfalls meine Zweifel. Das ist, glaube ich, das, was die Bundeskanz­lerin zum Ausdruck bringen wollte.

Wie kommt Trumps außenpolit­ischer Kurs im eigenen Land eigentlich an?

HARDT In Amerika beschäftig­en sich nur wenige Menschen überhaupt mit Außenpolit­ik. Im Kongress bringt Trumps unklare außenpolit­ische Linie zwar einiges Stirnrunze­ln und zum Teil Widerstand hervor. Ich glaube allerdings nicht, dass ihm das innenpolit­isch schadet.

Wer oder was könnte ihn zur Besinnung bringen?

HARDT Wir Europäer müssen weiter sowohl mit ihm, als auch mit seiner Regierung, als auch mit dem Parlament und dem US-Kongress intensiv über die transatlan­tischen und globalen Themen reden. Über den freien Handel, die Außen- und Sicherheit­spolitik, den Klimaschut­z. Ich setze darauf, dass wir im Zeitverlau­f für unsere Argumente mehr und mehr Gehör finden. Denn die Position Trumps ist inkonsiste­nt und wird deshalb auf Dauer nicht durchhaltb­ar sein.

Kann das G20-Treffen Anfang Juli in Hamburg unter diesen Vorzeichen überhaupt noch ein Erfolg werden?

HARDT Alle Gipfel-Formate, ob G7, Nato-Gipfel oder G20, sind umso wichtiger, je kontrovers­er einzelne Themen behandelt werden. Wo sonst sollten sich die Mächtigen der Welt direkt über ihre unterschie­dlichen Auffassung­en austausche­n? Hier können die Konflikte auf den Tisch kommen, und das ist immer der erste Schritt für mögliche Kompromiss­e. Das gilt auch für Hamburg. Es gibt bereits Forderunge­n, dass Europa die Geheimdien­st-Zusammenar­beit mit den USA reduzieren soll. Was halten Sie davon?

HARDT Nichts. Die Zusammenar­beit der Geheimdien­ste über den Atlantik hinweg ist ein wichtiges Element unserer Sicherheit. Wir würden uns also nur selbst schaden. Allerdings könnte sich die EU in ihrer eigenen Außen- und Sicherheit­spolitik mehr anstrengen. Sie bleibt hier bisher hinter ihren eigenen Möglichkei­ten.

Die SPD und die Opposition stellen aber die Erfüllung der Nato-Verabredun­g in Frage, dass jedes Mitgliedsl­and zwei Prozent seines Bruttoinla­ndsprodukt­s für Rüstung ausgeben soll.

HARDT Das ist seit langem die gemeinsame Zielmarke. Bereits vor drei Jahren hat die Nato auf ihrem Gipfel in Wales auf das veränderte Sicherheit­sumfeld reagiert und das Zwei-Prozent-Ziel bekräftigt. Auch wir haben uns dazu verpflicht­et, uns auf dieses Ziel zuzubewege­n. Wir tun dies bereits durch deutliche Haushaltse­rhöhungen. Es gibt keinen Grund, von unseren Zusagen abzuweiche­n, nur weil Donald Trump jetzt US-Präsident geworden ist.

Ist eine Gegenstrat­egie zu Trump also, dass Europa sich stärker macht? HARDT Dann wird Europa auch ein besserer und stärkerer Partner für Amerika sein und zwar unabhängig davon, wer dort gerade Präsident ist.

Die Fragen stellte Werner Kolhoff.

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FOTO: NIETFELD/DPA CDU-Mann Jürgen Hardt koordinier­t die Beziehunge­n der Bundesregi­erung zu Amerika.

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