Saarbruecker Zeitung

Als ob Lahm und Messi in einer Mannschaft spielen würden

Bei der Tischtenni­s-WM bildet Timo Boll ein Doppel mit dem chinesisch­en Superstar Ma Long. Für den Deutschen ist das eine große Auszeichnu­ng.

- VON SEBASTIAN STIEKEL

DÜSSELDORF (dpa) Timo Boll und der Chinese Ma Long im Tischtenni­s – das kann man sich entfernt so vorstellen wie Lionel Messi und Philipp Lahm im Fußball. In einem Team. Bei einer WM. Da so etwas im Fußball natürlich nicht möglich ist, beim Tischtenni­s aber schon, beginnen die Weltmeiste­rschaften in Düsseldorf erst heute Abend (20.15 Uhr) aus deutscher Sicht so richtig. Dann spielen der ehemalige Weltrangli­sten-Erste Timo Boll und der aktuelle Weltrangli­sten-Erste Ma Long zusammen im Doppel. Ihre Gegner in der ersten Runde sind die beiden Ungarn Tamas Lakatos (bis 2016 beim 1. FC Saarbrücke­n II in der 2. Bundesliga) und Krisztian Nagy.

„Auf dem Papier sind meine Chancen bei dieser WM im Doppel größer als im Einzel“, sagt Boll. „Wenn man mit der Nummer eins zusammensp­ielt, zählt man automatisc­h zum Favoritenk­reis.“

Der mit Abstand bekanntest­e und erfolgreic­hste deutsche Spieler des vergangene­n Jahrzehnts ist mittlerwei­le 36 Jahre alt. Von Lahm unterschei­det ihn, dass der Letztere seine Karriere gerade beendet hat, der Rekord-Europameis­ter daran aber noch lange nicht denkt. „Noch bin ich einigermaß­en gut in Schuss“, sagt Boll, was angesichts seines Sieges bei den Korean Open (im April) und seiner Rückkehr in die Top Zehn der Weltrangli­ste (im Mai) eine ziemliche Untertreib­ung ist.

Mit dem ´Besten aller Chinesen im Doppel zu spielen, ist für ihn eine Auszeichnu­ng. Es ist, wenn man so will, die Verneigung des Tischtenni­s-Riesenreic­hs vor seinem über Jahre hinweg härtesten Rivalen. „Ma Long ist einer der größten Sportler überhaupt in China. Ihm könnte das Doppel mit mir auch scheißegal sein“, sagt Boll. „Aber er hat in China intensiv Doppel trainiert, er macht sich da einen Kopf drum. Das ehrt ihn – und auch mich.“

Um das zu verstehen, muss man wissen, welchen Stellenwer­t er in China besitzt. Als dieser junge Deutsche und keiner der Chinesen 2002 und 2003 an der Spitze der Weltrangli­ste stand, „hing mein Foto in China teilweise in Übergröße in den Trainingsh­allen, damit die Spieler wussten: Seht ihn euch an, das ist euer Gegner“, erzählte Boll dem Magazin „No Sports“. Jetzt kommt also Ma Long und will nicht nur gegen ihn, sondern auch mit ihm spielen. „Er ist relativ locker und sehr talentiert“, sagt Boll. „Das hat er mit einer sehr starken Athletik, großen Schlaghärt­e und großen Spielintel­ligenz kombiniert.“

Ma Long trainierte am Sonntag zum ersten Mal in der WM-Halle. Für eine gemeinsame Vorbereitu­ng mit Boll bleibt nicht viel Zeit. Aber: Beide haben bereits bei der WM 2015 zusammenge­spielt, das ist ihr Vorteil. Beide könnten aber schon am Donnerstag in der dritten Runde auf die Top-Favoriten Fan Zhedong und Xu Xin aus China treffen – das ist womöglich ihr Problem. Trotzdem ist Boll zuversicht­lich. „Er ist Rechtshänd­er, ich bin Linkshände­r: Das ist ein Vorteil, da steht man sich nicht im Weg herum.“

 ?? JASPERSEN/DPA ?? Gemeinsam stark: Timo Boll und der chinesisch­e Weltmeiste­r und Olympiasie­ger Ma Long spielten bereits bei der Tischtenni­s-WM 2015 zusammen. Jetzt gehen sie auch in Düsseldorf gemeinsam an die Platte.FOTO:
JASPERSEN/DPA Gemeinsam stark: Timo Boll und der chinesisch­e Weltmeiste­r und Olympiasie­ger Ma Long spielten bereits bei der Tischtenni­s-WM 2015 zusammen. Jetzt gehen sie auch in Düsseldorf gemeinsam an die Platte.FOTO:

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