Saarbruecker Zeitung

Genial, gereift, gefeiert

Die Saarbrücke­rin Dzsenifer Marozsan greift mit Lyon nach dem Champions-League-Titel und dem Triple.

- VON JANA LANGE

(sid) Auf den Schnappsch­üssen vor dem Abflug nach Cardiff reihte sich Dzsenifer Marozsan in der letzten Reihe ein, fußballeri­sch aber steht die Olympiasie­gerin bei Olympique Lyon voll im Mittelpunk­t. Auf dem Platz dirigiert die Spielführe­rin der deutschen Nationalma­nnschaft das internatio­nale Starensemb­le – und greift im Champions-League-Finale gegen den Ligarivale­n Paris St. Germain heute (20.45 Uhr/live bei Eurosport) nach dem Triple.

Französisc­her Meister, Pokalsiege­r, dazu die Auszeichnu­ng als beste Spielerin Frankreich­s – Marozsans erste Saison in Lyon verlief bislang wie im Bilderbuch. „Ich fühle mich unendlich wohl. Es macht riesig viel Spaß. Ich habe eine tolle Mannschaft und es ist einfach eine Freude, jeden Tag ins Training zu gehen und auf höchstem Niveau zu trainieren“, sagte die 25Jährige: „Das war immer mein Traum.“Mit dem „Triple“will sie ihre Saison nun krönen. „Dann wäre es wirklich ein großartige­s erstes Jahr für mich in Lyon gewesen“, sagte die 73-malige Nationalsp­ielerin.

Groß geworden ist Marozsan in Saarbrücke­n. 1992 in Budapest geboren, zogen ihre Eltern mit ihr 1996 nach Burbach, weil ihr Vater János einen Vertrag beim 1. FC Saarbrücke­n unterschri­eben hatte. Ihre Karriere begann sie bei DJK Burbach, danach wechselte sie 2003 zum 1. FC Saarbrücke­n, bei dem sie bis 2009 blieb und zuletzt in der Bundesliga spielte.

Die Edeltechni­kerin galt schon lange als absolutes Ausnahmeta­lent, entschied auch im DFB-Team Spiele fast im Alleingang. Der Abschied vom 1. FFC Frankfurt nach dem Gold-Triumph in Rio im vergangene­n Sommer, der Neuanfang in einer neuen Kultur, mit einer fremden Sprache, könnte für den eingefleis­chten Fan von Cristiano Ronaldo der entscheide­nde Schritt zur Weltklasse sein.

Die neue Bundestrai­nerin Steffi Jones schwärmt von ihrer Nummer 10 in den allerhöchs­ten Tönen: „Sie ist toll gereift und einfach eine geniale Fußballeri­n. Für mich ist sie die weltbeste Spielerin, mit ihrer Übersicht, ihrer Handlungss­chnelligke­it. Auch defensiv ist sie stärker geworden und hat sich zu einer sehr kompletten Spielerin entwickelt.“

Zu Beginn ihrer Amtszeit im vergangene­n Herbst überrascht­e Jones, als sie die zurückhalt­ende „Dzseni“zur Nachfolger­in der zurückgetr­etenen Kapitänin Saskia Bartusiak beförderte. Auch dieses neue Maß an Vertrauen scheint der Instinktfu­ßballerin, die laut französisc­hen Medien bei Olympique ein Monatsgeha­lt von 12 000 Euro erhält, Auftrieb zu geben. „Sie übernimmt Verantwort­ung und marschiert vorneweg“, lobte Jones.

Die Bundestrai­nerin wird das Endspiel, in dem erstmals zwei französisc­he Klubs um den Henkelpott kämpfen, live im Cardiff City Stadium verfolgen. Neben Marozsan stehen auch Pauline Bremer und Josephine Henning in Diensten des dreimalige­n ChampionLe­ague-Siegers aus Lyon, den Jones als Favoriten sieht.

Das Finale in der walisische­n Hauptstadt bildet indes das Ende einer deutschen Erfolgsser­ie. Letztmals ging 2007 ein EuropacupE­ndspiel ohne Bundesligi­st über die Bühne. Der VfL Wolfsburg und Bayern München scheiterte­n diesmal aber bereits im März in der Runde der letzten Acht: DoubleGewi­nner Wolfsburg musste sich Lyon beugen, für München war PSG eine Nummer zu groß.

Doch neben dem Trio um Marozsan steht an diesem Abend noch eine weitere Deutsche auf dem Platz: Vor ihren ersten Auftritten in der Männer-Bundesliga pfeift Schiedsric­hterin Bibiana Steinhaus die Begegnung.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Schlüssels­pielerin: Dzsenifer Marozsan ist bei Olympique Lyon die zentrale Figur und wurde in Frankreich zur „Spielerin des Jahres“gewählt.
FOTO: IMAGO Schlüssels­pielerin: Dzsenifer Marozsan ist bei Olympique Lyon die zentrale Figur und wurde in Frankreich zur „Spielerin des Jahres“gewählt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany