Kleine Psycho-Spielchen
Neu im Kino: „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei“von Ry Russo-Young mit Zoey Deutch
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie. Schon Lauren Olivers prämiertes Erfolgsbuch „Before I Fall“von 2010 hatte diesen deutschen Titel bekommen, der fast schon den halben Film erzählt.
Teengirl Sam steht kurz vor dem High-School-Abschluss. Mit ihren drei Freundinnen Lindsay, Ally und Elody gehört sie zu den hübschesten und beliebtesten Mädchen der Schule. An diesem Abend fährt Sam mit ihren Freundinnen zur Party eines Klassenkameraden, der mächtig in Sam verknallt ist. Hier trifft später am Abend auch die scheue Juliet ein, die von Lindsay heftig attackiert wird, sich nicht minder heftig wehrt und dann davon läuft. Später auf dem Weg zurück nach Hause kommt es zu einem Autounfall, bei dem Sam stirbt. Doch sie wird aufwachen und diesen letzten Tag noch einmal erleben, und dann wieder und wieder.
Es ist nicht schwer, die primäre Inspirationsquelle dieses Films zu erraten. Diese Teen-Mystery ist „Und täglich grüßt das Murmeltier“, nur ohne Murmeltier und nicht als Komödie aufgezäumt, dafür geprägt von M. Night Shyamalans Welterfolg „The Sixth Sense“von 1999. Die New Yorkerin Ry Russo-Young bewegt sich damit auch in ihrer vierten Regiearbeit auf vertrautem Psycho-Terrain, muss aber angesichts der populären Buchvorlage nicht nur mit gestiegenem Budget, sondern vor allem deutlich höheren Sachzwängen Gehorsam leisten. Der Film soll den Junge-ErwachsenenMarkt der 14- bis 18jährigen und dabei vor allem die Mädchen bedienen, und so muss der Zuschauer, was Figurenzeichnung und Schauspielerführung angeht, in der ersten halben Stunde einige heftige Kröten schlucken. Hat man sich an die extrem unsympathischen Figuren gewöhnt, entfaltet sich ein reizvolles Spiel mit den Erwartungen, das atmosphärisch fotografierte Spannungsmomente und neben der selbstbewussten Zoey Deutch auch einige interessante Gesichter in den Nebenfiguren bereit hält.
Schwierig wird es wieder am Schluss, wenn der Film sich unnötig wichtig zu nehmen beginnt und eine finale Moral auffährt, die in ihrer fundamental christlichen Opferbereitschaft nicht einmal in Amerika so recht verfangen wollte.
USA 2016, 99 Min.; Regie, Drehbuch: Ry Russo-Young; Kamera: Michael Fimognari; Musik: Adam Taylor; Darsteller: Zoey Deutch, Halston Sage, Logan Miller, Elena Kampouris, Cynthy Wu.
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