Wo Fußabdrücke eine Geschichte erzählen
Die Künstle rin Isabe lle Fe de rke il le ite t de n Workshop „Le be nswe ge “für Fraue n im Burbache r Kultur- und Le se tre ff.
BURBACH
Der Raum ist bei geschlossener Tür kaum einzusehen. Er befindet sich ganz am Ende der Lehrwerkstatt Burbach, hinter den Kunstwerken, die dort zurzeit im Rahmen der Landeskunstausstellung SaarArt gezeigt werden. In diesem Raum entsteht Kunst. Und vielleicht auch Freundschaften. „Die Idee war, dass die Organisation der SaarArt in Kooperation mit dem Kultur- und Lesetreff Burbach Workshops anbietet. Wir hatten schon ein Fotoprojekt mit André Mailänder. Als ich die Installation „Bewegt/(É)motion“der Künstlerin Isabelle Federkeil gesehen habe, die mit Fußspuren arbeitet, hat es bei mir sofort geklingelt“, erklärt Stephanie Ludwig vom Kulturamt der Landeshauptstadt Saarbrücken und in Kooperation mit dem Diakonischen Werk zuständig für den Kultur- und Lesetreff Burbach.
So wurden Fußspuren als ein Symbol für Lebenswege, die einander näher bringen, die grundlegende Idee des Workshops. Die Künstlerin Isabelle Federkeil war davon begeistert. „Ich bin sofort losgezogen und habe einen Teppich gekauft. Einen Teppich mit orientalisch anmutenden Ornamenten, als Brücke zwischen Orient und Okzident. Eigentlich ist es aber eher das Klischee von einem Orientteppich“, erzählt sie und lacht. Dieser Teppich ist nun die Projektionsfläche für die künstlerische Arbeit. Die zwölf Teilnehmerinnen des Workshops sind Frauen aus der Türkei, aus Syrien, aus dem Libanon und aus Deutschland. Jede hat ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Weg zurückgelegt. Und diese Wege werden nun symbolisch mit Fußabdrücken auf dem Teppich festgehalten.
Dafür haben die Frauen – immer unter Anleitung von Isabelle Federkeil – zuerst ihre Fußabdrücke aus Papier ausgeschnitten. Nun werden diese Abdrücke mit den Namen versehen, auf dem Teppich angeordnet und anschließend werden die Konturen mit weißer Farbe umrandet. Dabei fallen neben den verschieden großen Abdrücken auch ganz kleine Fußspuren auf. „Die Abdrücke von Asmin müssen zu ihrer Mutter“, sagt Isabelle Federkeil. Als Nächstes ergibt sich die Frage, woher man noch weiß, welcher Fußabdruck von wem stammt? „Ich habe Kreppband dabei, da können wir die Namen draufschreiben und auf den Teppich kleben“, fällt Emine ein.
Während die Fußabdrücke auf den Teppich gemalt werden, erzählen die Frauen von der Bedeutung der Vornamen und lachen. Emine übersetzt ins Türkische, Mari aus Syrien versteht schon ganz gut Deutsch, Mona hilft ihr mit Übersetzungen. „Wir haben im Libanon viele christliche Vornamen“, erklärt Mona. Anschließend setzen sich die Frauen gemeinsam an einen Tisch und ordnen die Papier-Fußabdrücke. Denn jede soll jetzt ihren Fußabdruck gestalten und danach an seinem Platz auf dem Teppich einfügen. „Die Gestaltung der Fußspuren soll ganz persönlich sein. Es soll etwas zeigen, was mit einem selbst zu tun hat“, erklärt Isabelle Federkeil.
Emine möchte gerne etwas Lebendiges einsetzen. „Gibt es eine Pflanze, die kein Wasser braucht?“, fragt sie die anderen. Carola überlegt, ob sie eine von den Fußspuren aus Geld gestaltet, „denn mein nächster Schritt ist die Rente“, sagt sie und lacht. Sie nimmt am Workshop teil, weil sie große Sehnsucht hatte, nochmal etwas mit den Händen zu machen. Senay, die Mutter der kleinen Asmin, ist häufig im Kultur- und Lesetreff. „Ich nehme gerne teil, muss aber meine kleine Tochter mitbringen. Aber mir wurde gesagt, das passt ganz prima, und nun darf Asmin ihre eigenen Fußspuren ausmalen“, erklärt die junge Deutsch-Türkin.
Währenddessen gibt Isabelle Federkeil weitere Tipps, wie in den nächsten Wochen die Fußspuren gestaltet werden können. „Warum nicht mit Gewürzen? Das duftet im ganzen Raum“. Bis Ende Juni werden sich die Frauen weiterhin freitags treffen, die Fußabdrücke gestalten, lachen und erzählen, den Teppich fertig stellen und auch Freundschaften schließen.