Elektronik statt Jura
SERIE AUSBILDUNG Der syrische Flüchtling Mohamad Mohamad hat sich mit Engagement eine Ausbildung gesichert.
EPPELBORN Konzentriert steht Mohamad Mohamad an der Werkbank. In weißem Polohemd, grauschwarzer Hose und schwarzen Schuhen blickt der schwarzhaarige junge Mann auf ein Metallblech. Um ihn herum liegen verschiedene Schraubenzieher, ein Hammer und unterschiedliche Bohraufsätze. Durch die Schutzbrille visiert er die richtige Stelle an und locht das Blech mit der Bohrmaschine. Mohamad ist ein syrischer Flüchtling und macht zurzeit eine Ausbildung zum Elektroanlagen-Elektroniker im Bereich Betriebstechnik bei der Eppelborner Firma Schäwa.
Dabei hat der 26-Jährige in seiner Heimat etwas ganz anderes gelernt. „An der Universität von Aleppo habe ich vier Jahre Jura studiert“, sagt Mohamad, der sehr gut Deutsch spricht. „Hier hätte ich nichts davon anerkannt bekommen und hätte von vorne anfangen müssen.“Da er aber auch Geld verdienen wollte, hat er sein privates Hobby nun zu seinem Beruf gemacht. In Syrien werkelte er zu Hause immer wieder an elektronischen Dingen herum und profitiert heute davon.
Doch bis nach Deutschland war es ein weiter und harter Weg für Mohamad. Mit seiner Mutter, seiner Schwester und seinen beiden Brüdern floh er im Mai 2012 in die Türkei. „Ich sollte in Syrien als Soldat im Krieg kämpfen. Aber das wollte ich nicht. Ich will einfach nur in Frieden leben“, erzählt er gefasst. Um in der Türkei Geld zu verdienen, jobbte er in einem Restaurant – bis zu 13 Stunden täglich. Doch sein kleiner Bruder durfte dort nicht zur Schule und auch er durfte nichts lernen. Daher entschied sich die Familie im November 2015 zur Weiterreise nach Deutschland. Mit dem Boot ging es nach Griechenland und von dort aus über die Balkanroute innerhalb von neun Tagen bis in die Bundesrepublik. „Wir kamen nach Lebach in die Aufnahmestation, durften aber nach einem Monat in eine Wohnung nach Eiweiler ziehen. Dort leben wir auch heute noch“, sagt Mohamad.
Als er sich dann nach Möglichkeiten Geld zu verdienen umsieht, stößt er auf die Arbeitsvermittlung Tertia und Partner in Völklingen. Dort absolvierte er anderthalb Monate einen Deutsch-Kurs und anderthalb Monate ein Praktikum. „Die Firma und die Agentur für Arbeit haben mich immer unterstützt und sehr viel geholfen“, sagt der Syrer. Diese riefen schließlich bei Dieter Schäfer, Chef von Schäwa, an und empfahlen Mohamad, der daraufhin einen Praktikumsvertrag über drei Wochen erhielt. Schäfer war begeistert und belohnte ihn mit einer Ausbildungsstelle.
„Wir haben mit ihm richtig Glück gehabt. Er ist eine echte Bereicherung für das Unternehmen“, schwärmt der 62-jährige Schäfer. „Er will mit seiner Arbeit was bewegen.“Die Firma Schäwa, die Automatisierungstechnik für die Automobilindustrie entwirft, bräuchte mehr Leute wie Mohamad. Der Fachkräftemangel und die Tatsache, dass immer mehr junge Leute studieren gehen, sorgen dafür, dass die Firma Probleme hat, Mitarbeiter zu finden. Das Unternehmen, das mit dem Azubi zurzeit sechs Menschen beschäftigt, bekommt kaum Bewerbungen. Dabei würde Schäfer beispielsweise zu gerne einen weiteren Auszubildenden aufnehmen. Er sieht für sich, aber auch andere kleinere HandwerksUnternehmen daher eine Chance in der Zuwanderung. „In den 50er und 60er Jahren war das mit den italienischen Gastarbeitern doch dasselbe“, sagt er. Wie es gehen kann, hat Mohamad gezeigt. Er sagt zum Abschluss nur noch eines: „Ich bin Deutschland so dankbar.“