„Heimspiel“für junge Musiker
Seit zehn Jahren gibt es die Bläserklasse an der Gemeinschaftsschule Saarbrücken-Dudweiler. Nun zeigte sie ihr Können im Konzert.
Das Bläserklassen-Konzept gibt es bundesweit für die Klassen fünf und sechs. In Bläserklassen erhalten die Kinder über zwei Jahre vertieften Musikunterricht, vier statt zwei Stunden, in kleinen Gruppen am Instrument, die Schule stellt die Instrumente. Nach zwei Jahren schauen die jungen Bläser, ob sie weitermachen wollen und wenn ja, wo. Bestehende Schulorchester oder Blas-Ensembles und ortsansässige Musikvereine freuen sich über neue Mitglieder. Die Gemeinschaftsschule Saarbrücken-Dudweiler nimmt jedes Jahr etwa 150 Kinder auf, es gibt fünf fünfte Klassen, eine davon ist eine Bläserklasse.
Für ihre jungen Bläser fand die Schule ein besonderes Modell, das Kollegium arbeitete ein Wahlpflichtfachangebot aus – wer weiterhin mit den Klassenkameraden musizieren möchte, wählt das Fach „Musik und Orchester.“So gibt es zurzeit „sechs kleine Orchester“an der Schule, in jeder Jahrgangsstufe eins. Mit der zehnten Klasse endet für viele die Schulzeit, und so war das Jubiläumskonzert „Zehn Jahre Bläserklasse“für die Klassenstufe 10 auch eine Art Abschiedskonzert:
Der große Saal der Musikhochschule ist dem Andrang kaum gewachsen, draußen scheint die Sonne, drinnen steht die Luft. Schulleiter Wolfgang Dietrich wähnt sich bei einem „Heimspiel,“ganz Dudweiler scheint gekommen zu sein, kaum haben die Fünftklässler und ihr Lehrer Jens Backes ihre Plätze auf der Bühne eingenommen, ragen die Handy-Kameras in die Höhe. Die Zustimmung im Publikum ist riesig.
Seit erst neun Monaten spielen die jungen Musiker ihr Instrument. Jedes Kind wählt beim Eintritt in die Bläserklasse ein neues Instrument, das ist Bedingung. So kam Clara Schulz, die bereits Blockflöte spielte und mit der Querflöte liebäugelte, ans Saxophon, sie bereut es nicht. Sie spielen die „Ode an die Freude“. Maximilian Gentes, der mit Charme und Schalk durch das Programm führt, sagt, „aus allen Liedern lassen sich Rückschlüsse auf die positiven Eigenschaften der Klasse ziehen“. Nach der 5a kommt die 10a, vor ihnen steht Lehrerin Sara Michels, konzentriert, beherzt.
2015 hatte sie die verwaisten Bläser der Klassenstufe 8 übernommen, ein Schüler schaffte gleich Klarheit: „Äh, Frau Michels, nur dass Sie’s wisse, mir spiele sauscheiße.“Ein Jahr später gewann diese Bläserklasse den von Kultusministerium und Landesakademie ausgelobten Schulensemble-Wettbewerb „auftakt“, Michels war aufs Ganze gegangen und hatte ihre Klasse mit einer flotten Videopräsentation ins Rennen geschickt. Bis dorthin war es ein Stück Weg.
„Was ist das für ein Haufen, und wie mache ich aus dem eine Mannschaft?“hatte sie sich angesichts der etwas mutlos wirkenden Jugendlichen gefragt, um bald festzustellen, dass es den Jugendlichen vor allem an Selbstwertgefühl fehlte. Jetzt intonieren sie mitreißend Hits wie „Born this way“von Lady Gaga, Filmmusik, einen Marsch und einen „Earth, Wind and Fire“Mix mit von der Tuba kommenden Bassgrooves.
Wer Sara Michels mit ihrem „Haufen“sieht, das vertrauensvolle Zusammenspiel, die strahlenden Augen, versteht einmal mehr, was engagierte Lehrer mit Herz ausrichten können.