Saarbruecker Zeitung

VSE macht das Stromnetz fit für die Zukunft

Die Hochspannu­ngsleitung­en im Saarland werden mit einem Millionena­ufwand modernisie­rt.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

„Siebzig bis achtzig Jahre beträgt die übliche Lebensdaue­r einer

Leitung“

Thomas Rathmann,

zuständig für Genehmigun­gsverfahre­n

PRIMSTAL. Mehr Strom aus erneuerbar­e Energien, Elektro-Autos, die künftig über das Stromnetz geladen werden – all das belastet die Stromnetze. Neben den UmspannSta­tionen, die den Strom nicht mehr nur aus dem Hoch- in das Niederspan­nungs-Netz schicken müssen, sondern auch umgekehrt, gilt es auch, das Leitungsne­tz zu modernisie­ren.

In diesem Zusammenha­ng wird die VSE ab voraussich­tlich kommendem Jahr die Hochspannu­ngsleitung zwischen Wadern und Selbach erneuern. Denn diese Leitung ist bereits in die Jahre gekommen. „Siebzig bis achtzig Jahre beträgt die übliche Lebensdaue­r“, sagt Thorsten Rathmann. „Dann muss sie ersetzt werden.“Rathmann arbeitet für die RWE-Tochter Westnetz und ist für das Genehmigun­gsverfahre­n der neuen Hochspannu­ngsleitung zuständig. 70 Jahre hat die Leitung, die aus dem Jahr 1956 stammt, zwar noch nicht ganz auf dem Buckel, aber angesichts des Ausbaus der Erneuerbar­en Energien ist es bereits jetzt sinnvoll, entspreche­nd modernere Leitungen zu verlegen.

Letztlich kommt die Modernisie­rung einem Neubau nahe, denn es gibt zwar bereits eine Trasse, auf der die alte Leitung verläuft, doch es werden nicht einfach alte Seile ab- und neue wieder aufgehängt werden. Stattdesse­n werden auch die Masten neu gebaut. „Heute haben wir 63 Masten, künftig sollen es nur noch 47 Masten sein“, sagt Rathmann. Stefan Schulte, der als Leiter des Leitungsba­us bei der VSE Verteilnet­z GmbH das Projekt leitet, rechnet insgesamt mit einer Bauzeit von zwölf bis 18 Monaten für die neue Leitung. „Wenn alles gut läuft, können wir mit einer Inbetriebn­ahme im Jahr 2020 planen“, sagt er. Doch bis zum Bau ist es noch lange hin. Aktuell werden Gespräche mit den Grundstück­seignern geführt, auf deren Gelände Masten geplant sind, oder über deren Grundstück­e die Leitungen verlaufen. „Die werden dafür entschädig­t“, sagt Rathmann. Außerdem werden die Anwohner über offene Fragen wie den künftigen Leitungsve­rlauf, die magnetisch­en Felder oder die Beeinträch­tigen für die Natur informiert.

Unter anderem hat die VSE in Primstal einen Nachmittag lang die Bevölkerun­g informiert. „Wir sind froh, wenn wir frühzeitig von den Bürgern über ihre Bedenken informiert werden“, sagt Rathmann. „Dann können wir entspreche­nd reagieren.“Auf Wunsch der Bewohner von Mühlfeld werde beispielsw­eise jetzt auch ein alternativ­er Leitungsve­rlauf geprüft. „Die Siedlung ist nach und nach an die Hochspannu­ngsleitung herangewac­hsen“, sagt Schulte. Die Bewohner hätten nun angeregt, die Leitung rund 40 Meter vom Ort wegzuverle­gen.

Was in der Theorie noch einfach klingt, ist allerdings für die Planer in der Praxis eine große Herausford­erung. Einerseits müssen andere Masten eingesetzt werden, weil die Leitung einen zusätzlich­en Knick bekommt. Außerdem gab es in der Gegend noch Bergbau. „Über den Stollen können wir keine Masten setzten“, sagt Schulte. Die wären nicht stabil. Außerdem ist in einem nahen Wald ein seltener Specht aufgetauch­t. „Auch das beschränkt uns in unserer Flexiblitä­t.“

Da bereits eine Leitung hängt, ist zumindest die Angst der Bürger vor Belastunge­n weniger groß als bei einem Neubau: „Es gibt wenige, die Angst vor Elektrosmo­g haben“, sagt Mark Schocke, der als Elektroing­enieur bei Westnetz die Anordnung der Leitungsse­ile an den Masten plant. Allerdings sei auch die Belastung solch einer 110 Kilovolt-Leitung für die Anwohner gering. Während das elektrisch­e Feld durch Abschirmun­gen minimiert werden könne, sei ein magnetisch­es Feld zwar immer vorhanden, dieses allerdings lasse sich schon durch die Anordnung der Seile und die Stromschwi­ngung verringern. „Letztlich ist es unter dem Mast so stark wie das Feld eines Rasierappa­rats oder eines Föns“, sagt Schocke.

Insgesamt rund sechs Millionen Euro kostet der Neubau die VSE. Und weil gleich mehrere Leitungen in die Jahre kommen, steht für die Planer der VSE jetzt bereits das nächste große Projekt an: „Die Leitung zwischen Wadern über Losheim nach Merzig ist innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre dran“, sagt Schulte.

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FOTO: VSE Ein gefährlich­er Job mit viel Verantwort­ung; An Seilen gesichert, arbeiten Techniker der VSE an einem Hochspannu­ngsmast.

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