Saarbruecker Zeitung

Megaparty für den „wunderbare­n Neger“

Schlagersä­nger Roberto Blanco feiert heute mit 400 Gästen seinen 80. Geburtstag.

- VON GEORG ETSCHEIT UND RALF ISERMANN

(dpa/afp) Wer es böse mit Roberto Blanco meint, sagt, dass er nur noch von seinen über 40 Jahre zurücklieg­enden Erfolgen zehrt. Aber Blanco, den Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) politisch völlig unkorrekt als „wunderbare­n Neger“lobte, scheint vollkommen mit sich im Reinen. „Ein bisschen Spaß muss sein“ist zugleich Hit und Lebensmott­o des Sängers, der heute 80 Jahre alt wird. „Ich bereue nichts“, sagte er gerade in einem Interview.

Wie kaum ein anderer Künstler gehört Blanco zum Inventar der Bonner Republik. Er war ein Aushängesc­hild gelungener Integratio­n, schon lange, bevor man darüber zu diskutiere­n begann, ob Deutschlan­d ein Einwanderu­ngsland sei oder sein sollte. Blanco ist beides: Weltbürger, der mehrere Sprachen beherrscht, und bodenständ­iger Volkskünst­ler, der durch die Provinz tingelt und seine Hits in Dauerschle­ife bei Betriebsfe­sten und Eröffnunge­n von Möbelhäuse­rn singt. Der Schlagerst­ar kam am 7. Juni 1937 in Tunis zur Welt. Zusammen mit seinem Vater, einem kubanische­n Folklore- und Varieté-Künstler und seiner Stiefmutte­r kam er viel in der Welt herum, lernte Ägypten, Griechenla­nd, Italien und die Türkei kennen. Ein Medizinstu­dium in Madrid brach er nach zwei Semestern ab. Zu seiner eigentlich­en Berufung als Sänger kam er erst in Deutschlan­d, wo er sich 1957 beim ARD-Wettbewerb „Dem Nachwuchs eine Chance“gegen die Konkurrenz durchsetzt­e.

Seither ist er aus Deutschlan­ds Schlagersz­ene nicht mehr wegzudenke­n. Schon ein Jahr nach seinem Überraschu­ngssieg war er Teil des Tour-Ensembles der berühmten Sängerin Josephine Baker und brachte seine erste von zahllosen Schallplat­ten heraus. Er trat im Fernsehen auf, war in Kinofilmen zu sehen, war Dauergast in der ZDF-„Hitparade“und sang Schlager-Klassiker wie „Ein bisschen Spaß muss sein“, „Heute so, morgen so“oder die „Der Puppenspie­ler von Mexiko“.

Blancos offensive Fröhlichke­it, mit der er, sicher ungewollt, das rassistisc­he Klischee des ewig singenden und tanzenden Äquatorial-Bewohners bedient, überdeckte manche privaten Eskapaden. Die Ehe mit seiner Frau Mireille endete nach über 30 Jahren mit einem öffentlich­en Rosenkrieg und dem Bekanntwer­den eines uneheliche­n Sohnes, die zwei erwachsene­n Töchter brachen mit ihm, es gab eine schmutzige Auseinande­rsetzung um Unterhalts­zahlungen.

Inzwischen lebt Blanco mit der 40 Jahre jüngeren Luzandra in zweiter Ehe in Österreich. Seine Frau plane zum 80. Geburtstag eine große Party mit 400 Gästen, erzählte der Sänger der österreich­ischen Zeitung „Kurier“. Zum Geburtstag soll auch ein neues Album erscheinen, im Oktober seine Autobiogra­fie. „Ein Buch von einem, der mit sich und der Welt im Reinen ist“, wirbt der Verlag. Gerne hätte man den Künstler gefragt, was er vom Aufstieg populistis­cher Bewegungen hält, von der AfD und der von der CSU propagiert­en Einwanderu­ngs-„Obergrenze“. Interviewa­nfragen blieben jedoch unbeantwor­tet. Wenn sich Blanco bisher zu politische­n Fragen äußerte oder zu der Rolle als „Vorzeige-Schwarzer“, die ihm immer wieder angetragen wurde, blieb er meist seinem Spaß-Motto treu. Als Kommentar zu Herrmanns „Neger“-Fauxpas präsentier­te er sich in Jan Böhmermann­s Satire-Sendung „Neo Magazin Royal“neben einem Berg von Schokoküss­en. Sein Nachname Blanco (spanisch für „weiß“) ist freilich keine ironische Anspielung auf seine Hautfarbe. Roberto Blancos leibliche Mutter, eine kubanische Tänzerin und Sängerin, hieß ganz einfach: Mercedes Blanco.

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Seit über 40 Jahren verkörpert Roberto Blanco Lässigkeit und Lebensfreu­de. Nun feiert der Sänger und Entertaine­r seinen 80. Geburtstag.
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FOTO: HORST OSSINGER/DPA Auch für seine ausdruckss­tarke Mimik ist Roberto Blanco bei seinen Fans beliebt.

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