Mit guten Wünschen von der Mama
Der saarländische Torwart Kevin Trapp hat lange warten müssen, um endlich bei der A-Nationalmannschaft debütieren zu können.
„Ich habe die Dinge gemacht, die ich kann. Ich denke, das war ganz okay.“
Kevin Trapp,
seit vorgestern Nationalspieler
Es ist mittlerweile zum festen Ritual bei Kevin Trapp geworden, vor einem Fußballspiel auf der Fahrt im Mannschaftsbus mit Mutter und Freundin zu kommunizieren. Mit den wichtigsten Frauen in seinem Leben schreibt der Torwart kurze Botschaften hin und her, und er bekommt speziell noch einmal Glück gewünscht. „Das hat sich so eingespielt“, erzählte der 26-Jährige am Tag nach seinem Debüt für die deutsche Nationalmannschaft. Auch der Torwart hatte sich gestern Morgen in die Sankt-Petri-Schule im Herzen von Kopenhagen begeben, um zur Abwechslung mal Fragen von Alma aus der Klasse 1b oder Hanna aus der 3a zu beantworten.
Trapp sprach auf der KinderPressekonferenz nicht nur über Glücksbringer und seinen nicht existenten Lieblingsmusiker („habe verschiedene Richtungen“), sondern auch eine kurze Nacht. „Ich habe nicht so viel geschlafen. Dieses Spiel war etwas Besonderes, und ich war noch voller Adrenalin.“Allzu verständlich. Erst am Spieltag hatte ihm Bundestrainer Joachim Löw signalisiert, dass im BrøndbyStadion seine Stunde schlagen sollte. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff bescheinigte Trapp, mit der 1 auf dem Rücken, eine „Bombenpartie“. Da agierte einer sicher mit dem Fuß, stark auf der Linie wie bei einer Parade gegen Jannik Vestergaard (15.). Letztlich ging er – trotz des 1:1 – als Gewinner des Freundschaftsspiels hervor.
„Ich habe die Dinge gemacht, die ich kann. Ich spreche nicht gerne über mich. Aber ich denke, das war nach dem langen Anlauf ganz okay“, sagte Trapp, der sich mal bei einem Werbedreh in DFB-Diensten unglücklich das Syndesmoseband riss, dann wegen der Absage des Freundschaftsspiels gegen die Niederlande im November 2015 in Hannover um sein Debüt gebracht wurde. Irgendwie typisch für den in Merzig geborenen Schlussmann, der schon in seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt glaubte, er bekomme nicht immer die Wertschätzung wie die gehypten Talente Bernd Leno oder Marc-André ter Stegen.
Gerade der gebürtige Gladbacher ter Stegen hat sich trotz aller guten Anlagen bei seinen neun Länderspiel-Einsätzen teils unfassbare Fehler geleistet. Nicht umsonst sagt Bundestrainer Joachim Löw neuerdings zur T-Frage, dass keinesfalls festgelegt sei, wer die Nummer zwei hinter Manuel Neuer sei. „Auch für die Torhüter gilt in Russland, dass wir nicht auf einen allein vertrauen wollen.“Soll heißen: Beim Confed Cup wird bei den Gruppenspielen gegen Australien, Chile und Kamerun unter der Latte rotiert. Vielleicht kommen sogar alle drei Schlussleute zum Einsatz.
Trapp, so viel steht fest, ist bereit. Der Mann, der beim FC Brotdorf erstmals die Fußballschuhe schnürte, gibt auch den Ruhepol in diesem Trio. Denn dass sich Leno und ter Stegen schon zu Juniorenzeiten nicht besonders mochten, ist verbürgt. „Wir untereinander verstehen uns gut“, versichert der Profi, der heute in genau einem Monat seinen 27. Geburtstag feiert.
Weggefährten bezeichnen ihn seit seinem Frankreich-Wechsel 2015 als gereift. Womöglich auch durch die beinahe zwangsläufig erlittenen Rückschläge wie die Verbannung auf die prominente PSGBank. Mittlerweile machten ihm auch Fehlgriffe nicht mehr so viel aus, verriet er gestern den Kindern aus der deutsch-dänischen Schule. „Das passiert. Das macht man ja nicht absichtlich. Aber man muss einfach weiter sein Bestes geben.“Und letztlich halten Freundin und Mutter ja immer zu einem.
Auch die anderen fünf Debütanten neben Trapp wussten zu gefallen. Sandro Wagner beispielsweise trug sein verschmutztes Trikot mit der Nummer 9 wie eine Trophäe aus dem Stadion. „Ich habe 29 Jahre auf diesen Tag gewartet“, sagte der Spätberufene zur Bedeutung dieses 6. Juni 2017 in seiner Vita. Wagner durfte wie Trapp und der Gladbacher Lars Stindl (28) in der Startelf ran. In der zweiten Spielhälfte wechselte Joachim Löw auch noch die Neulinge Amin Younes (Ajax Amsterdam), Kerem Demirbay (1899 Hoffenheim) und Marvin Plattenhardt (Hertha BSC) ein.
Die Neuen sorgen für frischen Wind, wie Oliver Bierhoff erfreut registrierte: „Man hat bei allen die Vorfreude gemerkt.“Und natürlich wollen sie jetzt mehr. „Für mich selbst möchte ich immer das Maximum erreichen“, sagte Wagner. Viele Einsatzzeiten in Russland – und „jedes Spiel gewinnen“. Es stecke „viel Qualität und Mentalität in der Mannschaft“, ergänzte Stindl.