Saarbruecker Zeitung

Mit guten Wünschen von der Mama

Der saarländis­che Torwart Kevin Trapp hat lange warten müssen, um endlich bei der A-Nationalma­nnschaft debütieren zu können.

- VON FRANK HELLMANN

„Ich habe die Dinge gemacht, die ich kann. Ich denke, das war ganz okay.“

Kevin Trapp,

seit vorgestern Nationalsp­ieler

Es ist mittlerwei­le zum festen Ritual bei Kevin Trapp geworden, vor einem Fußballspi­el auf der Fahrt im Mannschaft­sbus mit Mutter und Freundin zu kommunizie­ren. Mit den wichtigste­n Frauen in seinem Leben schreibt der Torwart kurze Botschafte­n hin und her, und er bekommt speziell noch einmal Glück gewünscht. „Das hat sich so eingespiel­t“, erzählte der 26-Jährige am Tag nach seinem Debüt für die deutsche Nationalma­nnschaft. Auch der Torwart hatte sich gestern Morgen in die Sankt-Petri-Schule im Herzen von Kopenhagen begeben, um zur Abwechslun­g mal Fragen von Alma aus der Klasse 1b oder Hanna aus der 3a zu beantworte­n.

Trapp sprach auf der KinderPres­sekonferen­z nicht nur über Glücksbrin­ger und seinen nicht existenten Lieblingsm­usiker („habe verschiede­ne Richtungen“), sondern auch eine kurze Nacht. „Ich habe nicht so viel geschlafen. Dieses Spiel war etwas Besonderes, und ich war noch voller Adrenalin.“Allzu verständli­ch. Erst am Spieltag hatte ihm Bundestrai­ner Joachim Löw signalisie­rt, dass im BrøndbySta­dion seine Stunde schlagen sollte. Nationalma­nnschafts-Manager Oliver Bierhoff bescheinig­te Trapp, mit der 1 auf dem Rücken, eine „Bombenpart­ie“. Da agierte einer sicher mit dem Fuß, stark auf der Linie wie bei einer Parade gegen Jannik Vestergaar­d (15.). Letztlich ging er – trotz des 1:1 – als Gewinner des Freundscha­ftsspiels hervor.

„Ich habe die Dinge gemacht, die ich kann. Ich spreche nicht gerne über mich. Aber ich denke, das war nach dem langen Anlauf ganz okay“, sagte Trapp, der sich mal bei einem Werbedreh in DFB-Diensten unglücklic­h das Syndesmose­band riss, dann wegen der Absage des Freundscha­ftsspiels gegen die Niederland­e im November 2015 in Hannover um sein Debüt gebracht wurde. Irgendwie typisch für den in Merzig geborenen Schlussman­n, der schon in seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt glaubte, er bekomme nicht immer die Wertschätz­ung wie die gehypten Talente Bernd Leno oder Marc-André ter Stegen.

Gerade der gebürtige Gladbacher ter Stegen hat sich trotz aller guten Anlagen bei seinen neun Länderspie­l-Einsätzen teils unfassbare Fehler geleistet. Nicht umsonst sagt Bundestrai­ner Joachim Löw neuerdings zur T-Frage, dass keinesfall­s festgelegt sei, wer die Nummer zwei hinter Manuel Neuer sei. „Auch für die Torhüter gilt in Russland, dass wir nicht auf einen allein vertrauen wollen.“Soll heißen: Beim Confed Cup wird bei den Gruppenspi­elen gegen Australien, Chile und Kamerun unter der Latte rotiert. Vielleicht kommen sogar alle drei Schlussleu­te zum Einsatz.

Trapp, so viel steht fest, ist bereit. Der Mann, der beim FC Brotdorf erstmals die Fußballsch­uhe schnürte, gibt auch den Ruhepol in diesem Trio. Denn dass sich Leno und ter Stegen schon zu Juniorenze­iten nicht besonders mochten, ist verbürgt. „Wir untereinan­der verstehen uns gut“, versichert der Profi, der heute in genau einem Monat seinen 27. Geburtstag feiert.

Weggefährt­en bezeichnen ihn seit seinem Frankreich-Wechsel 2015 als gereift. Womöglich auch durch die beinahe zwangsläuf­ig erlittenen Rückschläg­e wie die Verbannung auf die prominente PSGBank. Mittlerwei­le machten ihm auch Fehlgriffe nicht mehr so viel aus, verriet er gestern den Kindern aus der deutsch-dänischen Schule. „Das passiert. Das macht man ja nicht absichtlic­h. Aber man muss einfach weiter sein Bestes geben.“Und letztlich halten Freundin und Mutter ja immer zu einem.

Auch die anderen fünf Debütanten neben Trapp wussten zu gefallen. Sandro Wagner beispielsw­eise trug sein verschmutz­tes Trikot mit der Nummer 9 wie eine Trophäe aus dem Stadion. „Ich habe 29 Jahre auf diesen Tag gewartet“, sagte der Spätberufe­ne zur Bedeutung dieses 6. Juni 2017 in seiner Vita. Wagner durfte wie Trapp und der Gladbacher Lars Stindl (28) in der Startelf ran. In der zweiten Spielhälft­e wechselte Joachim Löw auch noch die Neulinge Amin Younes (Ajax Amsterdam), Kerem Demirbay (1899 Hoffenheim) und Marvin Plattenhar­dt (Hertha BSC) ein.

Die Neuen sorgen für frischen Wind, wie Oliver Bierhoff erfreut registrier­te: „Man hat bei allen die Vorfreude gemerkt.“Und natürlich wollen sie jetzt mehr. „Für mich selbst möchte ich immer das Maximum erreichen“, sagte Wagner. Viele Einsatzzei­ten in Russland – und „jedes Spiel gewinnen“. Es stecke „viel Qualität und Mentalität in der Mannschaft“, ergänzte Stindl.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Kevin Trapp zeigte beim 1:1 gegen Dänemark eine blitzsaube­re Leistung im Tor der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft. Von DFB-Teammanage­r Oliver Bierhoff gab es ein Extralob für den in Merzig geborenen Schlussman­n.
FOTO: IMAGO Kevin Trapp zeigte beim 1:1 gegen Dänemark eine blitzsaube­re Leistung im Tor der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft. Von DFB-Teammanage­r Oliver Bierhoff gab es ein Extralob für den in Merzig geborenen Schlussman­n.

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