Pariser Terrorist studierte in Metz
Präsident Macron gründet Spezialeinheit nach Angriff in der Hauptstadt.
Die Doktorarbeit über Medien und Wahlen in Nordafrika wird Farid I. wahrscheinlich nicht fertig schreiben. Zurzeit liegt der 40-Jährige im Krankenhaus. Er wurde von der Polizei angeschossen, nachdem er am Dienstag einen Beamten mit einem Hammer in der Nähe der Kathedrale Notre-Dame in Paris angegriffen hatte. Seine Tat habe er laut dem Radiosender France Info als „Soldat des Kalifats“, also einem Mitglied der Terrorgruppe „Islamischer Staat“verübt.
Bei einer Durchsuchung seines Zimmers im Studentenwohnheim in Cergy bei Paris fanden die Ermittler gestern Abend ein Bekennervideo mit Bezug auf den IS.
Erst 2016 war Farid I. nach Cergy gezogen, um seinem Doktorvater zu folgen. Angefangen hatte er seine Promotion 2014 an der Universität Lothringen in Metz, wo er bis heute immatrikuliert ist. Dort ist man aus allen Wolken gefallen, als bekannt wurde, dass der Student hinter dem Angriff im Herzen von Paris steckte.
Gegenüber dem regionalen Sender France Bleu zeigte sich Uni-Präsident Pierre Mutzenhardt geschockt und fassungslos. Farid I. hätte sich zu keinem Zeitpunkt verdächtig verhalten oder sich als Anhänger einer radikalen Ideologie gezeigt. Im Gegenteil. „Er promoviert über Journalismus, über demokratische Themen“, so Mutzenhardt im Radio.
Auch Doktorvater Arnaud Mercier zeigt sich überrascht. In verschiedenen französischen Medien beschrieb er seinen Studenten als zwar eher zurückhaltend, aber westlich orientiert, sehr fleißig, als einen Verfechter der Demokratie und der Pressefreiheit. Dabei hatte Farid I. in seiner algerischen Heimat Bejaia selbst als Journalist gearbeitet. Auf seinem Profil auf dem sozialen Netzwerk Linkedin gibt er unter anderem an, von 2012 bis September 2014 als freier Mitarbeiter über die Aktualität seiner Region geschrieben zu haben. Auftraggeber war laut der Einträge unter anderem die Tageszeitung El Watan. Bevor er nach Metz kam, lebte er ein paar Jahre in Schweden, wo er an der Universität Uppsala einen Hochschulabschluss im Journalismus erlangte. Farid I. war den französischen Behörden nicht bekannt.
Im Kampf gegen den Terror hat Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron gestern die Gründung einer „Task Force“, einer Spezialeinheit, angekündigt. Diese wird direkt im Elysée-Palast angesiedelt und soll die Arbeit der verschiedenen Nachrichtendienste koordinieren, erklärte Regierungssprecher Christophe Castaner. Leiter der neuen Einheit wird der 62-jährige Pierre de Bousquet de Florian. Von 2002 bis 2007 war er Chef der Spionageabwehr DST. Medienberichten zufolge sollen rund 20 Menschen, vorwiegend Analysten, dieser neuen Terror-Abwehreinheit angehören. Die Gründung der Spezialeinheit hatte Macron bereits im Wahlkampf als Ziel gesetzt.