Ein Pakt mit dem Teufel
KOLUMNE FLÜSSIG&GUT Ich kann nicht sagen, dass ich nicht gewarnt worden wäre vor diesem Bier. Aber der sympathische Belgier, der zur Vorsicht mahnte, ließ sich dabei selbst goldgelbes Duvel ins Glas gluckern.
Was hat dieser Flame denn da für ein Weichei erfunden? Diese Frage ist gut zehn Jahre alt. Und dass ich sie mir gestellt habe, lag daran, dass ich dem Teufel noch nicht begegnet war. Der Flame ist Pieter Aspe. Und die Figur des belgischen Kommissars, die er für seine Kriminalromane erschaffen hat, heißt Pieter van In. Dieser Pieter van In hat zwei große Lieben: die attraktive stellvertretende Staatsanwältin in Brügge und Duvel.
Dieses helle belgische Bier spielt in den 2005 im Fischer-Taschenbuch-Verlag auch auf Deutsch erschienen Krimis von Pieter Aspe eine verlässliche Nebenrolle. Und sie werfen den Kommissar gelegentlich etwas zurück in seinen Gedankengängen. Drei, vier Duvel – und der Mann ist fertig. „Ein Kommissar, der nicht mal ein paar Bierchen verträgt? Da sind aber schon ganz andere Romanhelden erfunden worden“, dachte ich. Und tat damit allen drei Unrecht: Pieter Aspe, Pieter van In und dem Duvel.
Gut ein Jahr nachdem ich dem Kommissar bei der Aufklärung der Midas-Morde, seiner Begegnung mit den Kindern des Chronos und dem Weg ins Quadrat der Rache gefolgt bin, habe ich mein erstes Duvel getrunken. Ich saß mit dem flämischen Comiczeichner Johan De Moor in einer Kneipe in Brüssel. Und der warnte mich vor dem ersten Schluck. Duvel, erklärte er mir, heißt in seiner Sprache Teufel. Also: Vorsicht!
Später habe ich dann nachgelesen, was es mit diesem Teufel auf sich hat. Die Legende sagt, dass der Belgier Albert Moortgat 1918 aus Freude darüber, dass der Erste Weltkrieg zu Ende war, beschloss, ein Victory Ale, also ein SiegesBier, zu brauen. „Nen echten Duvel“habe er da erschaffen, soll ein Freund später nach einer Verkostung des Bieres gesagt haben. Wobei er damit auf den „teuflisch“hohen Alkoholgehalt von 8,5 Volumenprozent Alkohol angespielt haben soll. Das ist eine Schwachstelle in der Legende, denn in Belgien liegt ein Bier mit 8,5 Volumenprozent Alkohol im Mittelfeld des Angebots. Trappisten- oder Weihnachtsbiere nehmen auch mal die Hürde von etwa zehn Volumenprozent Alkohol. Teuflisch gut ist Moortgats Starkbier aber auf jeden Fall. Für mich waren in jener Nacht mit Johan De Moor in Brüssel jedenfalls klar: Einen Pakt mit diesem Teufel gehe ich ein.
Um diesen Pakt immer wieder zu bekräftigen, muss ich nicht mal nach Brüssel. Duvel gibt es in einigen saarländischen Getränkeläden und in fast jedem größeren lothringischen Supermarkt. Und nach Belgien ist es ja auch nicht so weit.
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