Saarbruecker Zeitung

Mercedes muss sich neuer Situation stellen

Die Silberpfei­le kämpfen vor dem Formel-1-Rennen in Kanada mit Reifenprob­lemen - und Ferrari enteilt.

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(dpa) Im knallharte­n WM-Duell mit Sebastian Vettel im Ferrari muss der schwankend­e Formel-1-Branchenfü­hrer Mercedes das Letzte aus sich heraushole­n. „Wir müssen für jeden Sieg, jede Pole Position, jeden Podestplat­z und jeden Punkt mit allem, was wir haben, kämpfen“, mahnt Teamchef Toto Wolff vor dem Großen Preis von Kanada an diesem Sonntag in Montréal (20 Uhr/RTL).

Mit Hochdruck versuchten die Mercedes-Ingenieure in den vergangene­n anderthalb Wochen, das Rätsel um die Reifen vor allem am Wagen von Vettel-Verfolger Lewis Hamilton beim Klassiker in Monaco zu lösen. Die bisherige Jahres-Bilanz von Mercedes ist nicht alarmieren­d, aber beunruhige­nd. In dieser Saison haben die Silberpfei­le in sechs Rennen bereits drei Mal den Sieg verpasst. 2015 und 2014 passierte Mercedes das in jeweils 19 Rennen. 2016 gab das deutsche Werksteam den Sieg nur zwei Mal in 21 Rennen an die Konkurrenz ab.

In der Saison 2017 kann der W08 sein komplettes Potenzial nur unter bestimmten Bedingunge­n in bestimmten Phasen auf den Asphalt bringen. Dass dabei auch noch zwischen Hamilton und seinem neuen Teamkolleg­en Valtteri Bottas größere Unterschie­de wie in Monte Carlo auftreten, macht die Spurensuch­e nicht einfacher.

Dass der Finne allerdings auch die Balance des Wagens vor allem in langsamen Kurven beklagt, dürfte den Optimismus für das Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve nicht zwangsläuf­ig steigern. Der Kurs auf der Île Notre-Dame ist berühmt für seine Kombinatio­nen aus langen Geraden und langsamen Kurven. Bisher ist unklar, ob Mercedes die ominösen Schwächen exakt ausmachen und beheben konnte und Monaco nur eine Ausnahme war. Offen ist damit auch, wie groß Hamiltons Chancen sind, in Kanada den sechsten Sieg einzufahre­n und damit noch dichter an Montréal-Rekordsieg­er Michael Schumacher (7) heranzurüc­ken.

Klarer scheinen dagegen die Gründe für den Vorteil von Ferrari. Einem Bericht des Fachmagazi­ns „auto, motor und sport“zufolge nutzte die Scuderia die Tests im vergangene­n Jahr mit den breiteren Reifen für diese Saison einfach sinnvoller. Demnach passte Ferrari den Wagen besser auf die Erforderni­sse 2017 an. Und Vettel, der nach einem vielverspr­echenden Auftaktjah­r 2015 im Ferrari ein enttäusche­ndes zweites Jahr erleben musste, reiste mehrfach zum Gedankenau­stausch in die Pirelli-Zentrale in Mailand.

Die Folge: Der 2017er Ferrari kommt bisher bei allen Bedingunge­n deutlich besser mit den Reifen des italienisc­hen Exklusiv-Ausrüsters zurecht. Und Mercedes muss nachbesser­n. Eine Situation, die das Team in diesem Ausmaß seit Anfang 2014 nicht mehr erlebt hat. In drei Jahren kämpfte Mercedes nur intern - Hamilton gewann zwei Mal die WM, im vergangene­n Jahr siegte sein deutscher Widersache­r Nico Rosberg. Die Konkurrenz fuhr höchstens mit, eher nur hinterher.

Der Spannung im Zirkus hatte das nur bedingt gut getan. Umso größer war auch bei Wolff & Co. die anfänglich­e Freude über die ersten Anzeichen für das Gigantendu­ell Vettel gegen Hamilton. Ein weiterer Vettel-Sieg bei bereits 25 Zählern Vorsprung des Deutschen vor Hamilton dürfte diese Freude bei den Silberpfei­len deutlich eindämmen.

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