Saarbruecker Zeitung

„Martin Schulz macht Dalmatiner-Politik“

Der CDU-Generalsek­retär spricht im SZ-Interview über die SPD, eine „pflichtbew­usste“Angela Merkel, die Rente und Trump.

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CDU-Generalsek­retär Peter Tauber managt den Wahlkampf für Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Er soll die Partei und die Wähler mobilisier­en. Im Gespräch mit unserem Berliner Büro erklärt der 42-Jährige, warum die CDU-Chefin wieder obenauf ist, weshalb aus seiner Sicht SPD-Herausford­erer Martin Schulz schwächelt – und warum die Union auf ein eigenes Rentenkonz­ept im Wahlkampf verzichtet. Herr Tauber, wie klappt es mit Peter Altmaier als W ahlprogram­m-Verantwort­licher?

TAUBER Die Zusammenar­beit läuft

super. Haben Sie ihre Degradieru­ng verschmerz­t?

TAUBER Das war keine. Ich bin für die Kampagnenp­lanungen, insbesonde­re die Mobilisier­ung, zuständig, und er federführe­nd für das Regierungs­programm. Das ist eine kluge Aufgabente­ilung. Am Ende werden wir daran gemessen, ob wir die Wahl gewinnen. Dafür arbeiten wir. Sie haben SPD-Herausford­erer Martin Schulz häufig vorgeworfe­n, er lege sich inhaltlich nicht fest. Das macht die Union aber auch nicht.

TAUBER Martin Schulz macht Dalmatiner-Politik – man sieht nur lauter Punkte: Hier mal ein Fünf-Punkte-Papier, da mal eine Zehn-Punkte-Rede. Das ist kein stringente­s Programm, Schulz wirkt wie ein Getriebene­r. Und das überzeugt die Leute nicht. Wir wollen die kleineren und mittleren Einkommen entlasten; wir setzen auf ein Baukinderg­eld, um jungen Familien den Traum von den eigenen vier Wänden zu ermögliche­n. Die Details stellen wir Anfang Juli vor. Die Umfragen sehen die Union wieder weit vor der SPD. Ist die Bundestags­wahl schon gelaufen?

TAUBER Nein. Wir dürfen nicht abheben. Wir wollen klar vor der SPD ins Ziel gehen, weil nur so Rot-RotGrün verhindert wird. Wir haben eine starke Bilanz, und wir werden mit der CSU ein überzeugen­des Programm vorlegen. Außerdem haben wir eine erfolgreic­he und angesehene Bundeskanz­lerin. Die Partei muss aber kämpfen – in den Fußgängerz­onen und an den Haustüren. Auf drei gewonnenen Landtagswa­hlen dürfen wir uns nicht ausruhen. Anfang des Jahres wirkte Angela Merkel noch ausgelaugt, sie stand innerparte­ilich unter Feuer. W ie hat sie die Kurve gekriegt?

TAUBER Ich erlebe eine pflichtbew­usste Kanzlerin, die die Dinge bis zum Ende durchdenkt. Die Bürger wissen, was sie an Angela Merkel haben. Sie blicken mit Sorge auf die Entwicklun­gen um uns herum. Da ist die Verlässlic­hkeit und klare Haltung der Kanzlerin und der Union ein Markenzeic­hen. Bei der Rente hat die SPD ihr Konzept vorgelegt. W o sind die Pläne der Union?

TAUBER Das SPD-Modell bedeutet, dass die junge Generation draufzahlt. Auch wir wollen nicht, dass die Beiträge über Gebühr steigen und das Rentennive­au zu stark absinkt. Zur Wahrheit gehört aber, dass die Rentenentw­icklung momentan besser als prognostiz­iert ist. Was an einer Rekordzahl an sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ten liegt. Je mehr Menschen gute Arbeit haben und in die Rentenvers­icherung einzahlen, desto stabiler ist sie. Das klingt nicht nach einem Konzept. W erden Sie ohne in den W ahlkampf ziehen?

TAUBER Bis 2030 ist die Rente solide aufgestell­t. Alles weitere sollten wir jenseits des Parteienge­plänkels in Ruhe und fundiert mit den gesellscha­ftlichen Gruppen diskutiere­n – beispielsw­eise in einer Rentenkomm­ission. Durch die Klima-Entscheidu­ng von US-Präsident Trump rücken auch Umweltthem­en wieder in den Vordergrun­d. Hat die Union da nicht eine Leerstelle?

TAUBER Wir stehen klar zu den Klimaschut­zzielen und zum ZweiGrad-Ziel. Durch moderne Umwelttech­nologien werden neue, zukunftsfä­hige Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d entstehen. Teile ihrer Partei sind aber offenbar auf Trump-Kurs. Sind sie genervt vom konservati­ven Kreis, der gerne querschieß­t?

TAUBER Als Generalsek­retär bin ich selten genervt. Auch wenn ich nicht immer jeden Vorschlag hilfreich und konstrukti­v finde. DAS INTERVIEW FÜHRTE HAGEN STRAUSS.

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FOTO: DPA „Wir dürfen nicht abheben“, sagt CDU-General Peter Tauber.

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