Saarbruecker Zeitung

EZB macht Trippelsch­ritt zur Zinswende

Sparer im Euroraum können sich ein wenig Hoffnung auf steigende Zinsen machen.

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(dpa) Europas Währungshü­ter tasten sich an ein Ende ihrer Billiggeld­schwemme heran. Zugleich warnte der Präsident der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), Mario Draghi, aber vor übertriebe­nen Erwartunge­n auf ein schnelles Ende der Niedrigzin­sen. „Ein außergewöh­nliches Maß an geldpoliti­scher Unterstütz­ung ist immer noch nötig“, sagte Draghi gestern nach der Sitzung des EZB-Rates. Den Leitzins im Euroraum beließ der Rat auf dem Rekordtief von null Prozent. Parken Finanzinst­itute überschüss­iges Geld bei der EZB, müssen sie dafür unveränder­t 0,4 Prozent Strafzinse­n zahlen. Für den Kauf von Staats- und Unternehme­nsanleihen will die Notenbank bis mindestens zum Jahresende weiter monatlich 60 Milliarden Euro aufwenden.

Erstmals gab die EZB aber vorsichtig­e Hinweise auf einen Einstieg in den Ausstieg. Die Notenbank beurteilte die Wachstumsr­isiken für den Euroraum als „weitgehend ausgeglich­en“statt „abwärtsger­ichtet“und betont die verbessert­en konjunktur­ellen Rahmenbedi­ngungen stärker. Zudem verzichtet­en die Währungshü­ter auf den Hinweis auf mögliche weitere Zinssenkun­gen. Beides gilt unter Ökonomen als erstes Signal, dass sich die Währungshü­ter allmählich an eine Normalisie­rung ihrer Geldpoliti­k herantaste­n.

Der Bankenverb­and BdB begrüßte die „ersten Trippelsch­ritte in Richtung Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpoliti­k“, hätte sich angesichts der stabilen Konjunktur­entwicklun­g im Euroraum aber ein „entschloss­eneres Vorgehen gewünscht“, wie BdB-Hauptgesch­äftsführer Michael Kemmer sagte.

Kritik am EZB-Kurs kommt seit langem aus wirtschaft­lich starken Ländern wie Deutschlan­d. Denn Sparer bekommen kaum noch Zinsen, Banken tun sich mit dem Geldverdie­nen schwer. Allerdings profitiere­n auf der anderen Seite Kreditnehm­er von günstigen Konditione­n – zum Beispiel beim Kauf von Häusern und Wohnungen.

Ökonomen erwarten, dass die EZB schrittwei­se erst das Anleihenka­ufprogramm zurückfahr­en wird und dann – womöglich erst 2019 – die Zinsen allmählich anheben wird.

Das viele billige Geld soll im Idealfall die Konjunktur anschieben und die Teuerungsr­ate nachhaltig in Richtung der EZB-Zielmarke von knapp unter 2,0 Prozent treiben - weit genug weg von der Nulllinie. Im Mai lagen die Verbrauche­rpreise im Euroraum nach Zahlen des europäisch­en Statistika­mts Eurostat um 1,4 Prozent über dem Vorjahresw­ert.

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FOTO::DPA EZB-Präsident Mario Draghi macht Hoffnung auf die Zinswende.

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