Saarbruecker Zeitung

Senior Wagner ist der große Gewinner

Das 7:0 der deutschen Nationalma­nnschaft gegen San Marino macht Bundestrai­ner Löw Lust auf den Confed Cup in Russland.

- VON KLAUS BERGMANN

NÜRNBERG

(dpa) Nach dem Gute-Laune-Kick gegen San Marino hatte es Joachim Löws flotte Confed-Cup-Boygroup um den DreifachTo­rdebütante­n Sandro Wagner eilig. Der Bundestrai­ner spendierte nach dem höchsten Heimsieg seiner Amtszeit seinen 22 Spielern zwei freie Tage. Da drückte nach dem temporeich­en 7:0 (4:0) in Nürnberg in der Nacht zum Sonntag jeder gleich noch mal aufs Gaspedal.

Löw wollte daheim im Schwarzwal­d „ein bisschen abschalten“, ehe für ihn und seinen Trainersta­b heute die Vorbereitu­ng auf den am 17. Juni beginnende­n Confed Cup weitergeht. „Ich fahre mit einem sehr guten Gefühl zu diesem Turnier“, sagte der 57-Jährige am Ende einer runden Woche, in der sein Aufgebot um Kapitän Julian Draxler viel mehr Hoffnungen als Befürchtun­gen für das Abenteuer in Russland weckte.

„Wir sind da schon vor Ort, um unsere Chance wahrzunehm­en. Ob wir heißester Titelanwär­ter sind oder nicht, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen“, erklärte Draxler. Weiter wagte sich Bayern-Profi Joshua Kimmich vor, der fast an allen Toren beteiligt war und neben dem dreifachen Torschütze­n Wagner aus einer schon recht harmonisch­en DFB-Elf herausragt­e. „Wir sind Weltmeiste­r, für uns ist es nicht irgendein Freundscha­ftsturnier. Wir wollen die Spiele gewinnen“, sagte Kimmich. Der 22-Jährige darf bei Löw seit seiner Entdeckung bei der EM 2016 in Frankreich stets das tun, was ihm beim FC Bayern in der abgelaufen­en Saison besonders in der Rückrunde zu oft verwehrt blieb: spielen. Als einziger Nationalsp­ieler stand Kimmich in der Saison 2016/2017 die gesamten 900 Länderspie­l-Minuten auf dem Platz.

Löws spannendes Projekt, in diesem Sommer ohne seine verdienten Weltmeiste­r die neuen Poldis und Schweinis für 2018 zu entwickeln, ist mit den Probeläufe­n in Dänemark (1:1) und dem Torfest gegen San Marino positiv angelaufen. „Irgendwann mal wird dieser Confed Cup in Russland für manche Spieler wahnsinnig wichtig und hilfreich gewesen sein. 2005 waren Lukas Podolski und Bastian Schweinste­iger die Shooting Stars beim Confed Cup. Sie waren ein Jahr später bei der WM unter dem Druck im eigenen Land wahnsinnig froh, dass sie beim Confed Cup gegen Brasilien oder Argentinie­n gespielt hatten“, erinnerte Löw.

Leon Goretzka (22), Timo Werner (21), Julian Brandt (21), Amin Younes (23) – sie könnten ebenso wie Senior Wagner (29) zu WM-Entdeckung­en reifen. Brandt, Younes und der dreifache Wagner nutzen das Angriffstr­aining gegen die überforder­te Nummer 204 der Weltrangli­ste zu Tordebüts im Nationalte­am. Den Torreigen rundeten Kapitän Draxler und dessen Stellvertr­eter Shkodran Mustafi ab. „Man spürt den Ehrgeiz von diesen jungen Spielern, alles bestmöglic­h zu machen“, lobte Löw. Aber der Bundestrai­ner mahnte auch vor voreiliger Euphorie: „Beim Confed Cup treffen wir auf Mannschaft­en, die absolut top sind auf ihren Kontinente­n. Portugal, Chile - das ist natürlich ein ganz anderes Kaliber.“

Der große Gewinner war ausgerechn­et der Älteste. Hoffenheim­s Angreifer Wagner, der in diesem Jahr noch 30 wird, reißt die junge Rasselband­e um ihn herum auf und neben dem Platz mit. „Das war ein toller Abend“, schwärmte Wagner nach seinem Dreierpack. Und der sonst so Coole gestand: „Da war auch ein bisschen Druck. Jeder hat erwartet, dass man ein Tor schießt gegen so eine Mannschaft.“Wagners Qualitäten als Type und als klassische­r Mittelstür­mer werden von den Kollegen geschätzt. „Er gibt unserem Spiel etwas, was wir in der Vergangenh­eit nicht so genutzt haben. Er ist durch mehrere Flanken von Joshua Kimmich gefährlich geworden. Das ist seine Qualität“, kommentier­te Kapitän Draxler.

Einziger Misston im mit 32 467 Zuschauern nicht ausverkauf­ten Nürnberger Stadion waren die Pfiffe gegen den Leipziger Timo Werner. Löw rätselte über die Gründe, erinnerte an „eine Schwalbe von ihm“und verurteilt­e die pfeifenden Fans: „Ein Nationalsp­ieler, der so jung ist und der in der Bundesliga 21 Tore erzielt hat, darf doch hier nicht ausgepfiff­en werden.“

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FOTO: GEBERT/DPA Der Hoffenheim­er Angreifer Sandro Wagner (rechts) schreit seine Freude über sein erstes Länderspie­ltor für die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft heraus.

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