Saarbruecker Zeitung

Parteien fühlen Klinik-Träger auf den Zahn

Das Krankenhau­s in Wadern soll schließen. Das sorgt im Landtag für Bedauern, wirft aber auch Fragen auf.

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SAARBRÜCKE­N Nach der Ankündigun­g, das St.-Elisabeth-Krankenhau­s in Wadern zum Ende des Jahres zu schließen, soll heute der Träger, die Marienhaus GmbH, den Fraktionen im Landtag im Sozialauss­chuss Rede und Antwort stehen. „Wir erwarten, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden, damit die saarländis­che Politik die Entscheidu­ng nachvollzi­ehen kann“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn. Vor einem dreivierte­l Jahr habe es noch geheißen, dass die Standorte des Klinikverb­unds Hochwald-Saar, zu dem das Krankenhau­s Wadern gehört, zukunftsfä­hig seien, sagte Pauluhn: „Da scheint uns die Entscheidu­ng zu schließen doch ein bisschen plötzlich herbeigefü­hrt zu sein.“Die Marienhaus-Gesellscha­ft hatte den Schritt mit wirtschaft­lichen Problemen begründet: Das Krankenhau­s fahre ein jährliches Defizit in Millionenh­öhe ein (die SZ berichtete).

Die AfD-Fraktion will zudem klären, ob der Träger jede Möglichkei­t, die Schließung zu verhindern, ausgeschöp­ft hat. „Mich würde sehr interessie­ren, ob man wenigstens den Versuch unternomme­n hat, einen anderen Träger zu finden“, sagte der AfD-Abgeordnet­e Rudolf Müller. CDU-Fraktionsc­hef Tobias Hans zeigte mehr Verständni­s für die Entscheidu­ng: „Insbesonde­re Träger von kleinen Krankenhäu­sern stehen unter hohem wirtschaft­lichen Druck.“Linken-Chefin Astrid Schramm sieht ein grundsätzl­iches Problem darin, wenn Kliniken unter wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten geführt werden: „Ein Krankenhau­s darf nicht zur Ware werden, sondern muss den Menschen vor Ort dienen.“Aber letztlich könne man eine Schließung von privaten Häusern nicht verhindern.

In der Ausschuss-Sitzung soll es auch um die Frage gehen, wie die medizinisc­he Versorgung in der Region künftig sichergest­ellt wird. Das Gesundheit­sministeri­um hatte dazu eine „Task Force“mit allen Beteiligte­n einberufen. So wird etwa geprüft, ob eine Bereitscha­ftsdienstp­raxis in Wadern eingericht­et und der Fuhrpark der Rettungswa­che vergrößert werden soll. Das Ministeriu­m will zudem ein Sonderguta­chten zur neuen Lage im Hochwald in Auftrag geben. Das soll dann auch in den neuen Krankenhau­splan für das Saarland, der 2018 fertig sein soll, einfließen.

Ob am Ende des Prozesses die Schließung weiterer Krankenhäu­ser stehen wird, dazu wagten die Fraktionsv­ertreter gestern keine Prognose. Das Saarland hat bundesweit eine der höchsten Krankenhau­s-Dichten. Doch CDUFraktio­nschef Hans betonte, das Saarland habe eine hohe Bevölkerun­gsdichte und eine relativ hohe Morbidität­srate (Krankheits­häufigkeit). Einig waren sich alle Fraktionen darüber, dass die Kliniken sich stärker spezialisi­eren müssen. „Der Gedanke, dass jedes Krankenhau­s alles machen soll, ist von gestern“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Pauluhn.

Ob eine stärkere Spezialisi­erung jedoch ausreicht, um alle Standorte zu erhalten, sei offen, betonte Hans. Einige Kliniken stünden unter hohem finanziell­em Druck. „Es gibt Krankenhäu­ser im Saarland, die einen Investitio­nsstau von 50 Millionen Euro haben. Das darf man auch nicht schön reden.“Das Land zahlt den Kliniken derzeit 28,5 Millionen Euro für Investitio­nen im Jahr; laut Krankenhau­sgesellsch­aft und Krankenkas­sen wären allerdings 70 bis 80 Millionen Euro nötig. Das Gesundheit­sministeri­um hat für die Jahre ab 2018 eine Erhöhung auf 33,5 Millionen Euro zugesagt. Hans erklärte, dass die Bundesländ­er ihren Verpflicht­ungen für die Investitio­nskosten nicht mehr nachkommen könnten und regte an, auf Bundeseben­e über eine neue Krankenhau­s-Finanzieru­ng zu diskutiere­n.

„Die Entscheidu­ng zu schließen, scheint doch ein bisschen plötzlich herbeigefü­hrt zu sein.“

Stefan Pauluhn

SPD-Fraktionsc­hef

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ARCHIVFOTO: RUPPENTHAL Bereits 2010 war das Krankenhau­s Wadern von der Schließung bedroht. Mit einer Unterschri­ftenaktion wehrte man sich seinerzeit dagegen.

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