Saarbruecker Zeitung

Gärtnerin wider Willen

Neu im Kino: „Der wunderbare Garten der Bella Brown“von Simon Aboud – Ein Märchen für Erwachsene

- Von Isabel Sand

Bella träumt davon Kinderbüch­er zu schreiben, doch noch hat sie kein einziges Wort zu Papier gebracht. Stattdesse­n arbeitet sie in einer Bibliothek. Als ordnungsli­ebender Bücherwurm ist sie dort gut aufgehoben – sie kennt den Standort jedes einzelnen Buches auswendig. Auch zu Hause ist Bella ein echter Ordnungsfa­natiker mit einigen ausgeprägt­en Ticks, die sie gleich zu Beginn des Films „Der wunderbare Garten der Bella Brown“als Sonderling entlarven. So hat sie für jeden Wochentag eine eigene Zahnbürste und ordnet ihr Essen akkurat nach geometrisc­hen Mustern.

Die Natur, chaotisch und unberechen­bar, ist ihr dagegen ein Graus. Bei einer Stippvisit­e stört sich ihr Vermieter an ihrem verwildert­en Garten. Er droht mit Kündigung, sollte der Garten nicht binnen einen Monats blühen und gedeihen. Unerwartet­e Hilfe bekommt Bella von ihrem kauzigen Nachbarn Alfie Stephenson (Tom Wilkinson) und dessen empathisch­em Koch Vernon (Andrew Scott). Und dann tritt auch noch ein dritter Mann in ihr Leben, dessen Erfindunge­n Bellas Fantasie beflügeln.

Bubikopf, verschmitz­tes Lächeln und große, vertrauens­volle Augen – Bella mag dem einen oder anderen Zuschauer bekannt vorkommen. Die Figur der Bella (Jessica Brown Findlay), erinnert nicht nur äußerlich an Amélie aus der französisc­hen Ein kleiner Papiervoge­l beflügelt die Fantasie von Bella (Jessica Brown Findlay). Romanze „Die fabelhafte Welt der Amélie“, auch die Charaktere und Lebensumst­ände der beiden Figuren scheinen ähnlich beschaffen. Beide Frauen leben in ihrer eigenen Welt und brechen doch am Ende aus ihr aus, um ihr Glück zu finden. Doch im Vergleich zu Amélie (Audrey Tautou) bleibt Bella schemenhaf­t und schafft es nicht, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Das ist vielleicht auch der Figur von Bellas Nachbarn Alfie geschuldet. Er nimmt in der amüsanten Liebes- und Lebenskomö­die eine zentrale Rolle ein, zunächst als griesgrämi­ger Alter, dann als verlässlic­her Freund. Die komplexe Figur, deren wahrer Charakter sich erst allmählich offenbart, stiehlt Bella die Show.

Trotz unscharfer Hauptfigur und vorhersehb­arer Handlung ist die britischam­erikanisch­e Koprodukti­on von Simon Aboud unterhalts­am und schön anzusehen. Ein Märchen für Erwachsene, das allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterläss­t. (GB/USA 2016, 92 Min., Camera Zwo Sb, Regie und Buch: Simon Aboud, Kamera: Mike Eley, Musik: Anne Nikitin)

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