Saarbruecker Zeitung

Das gebrochene Herz gibt Medizinern Rätsel auf

Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung nimmt das sogenannte Broken-Heart-Syndrom unter die Lupe.

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BERLIN Der Tod eines geliebten Menschen oder das Ende einer Beziehung kann uns das Herz brechen – eine Redewendun­g, die wir im sprichwört­lichen Sinne verstehen. Ärzte wissen allerdings, dass das Broken-Heart-Syndrom auch lebensgefä­hrliche Realität werden kann. Es gibt Menschen, die auf familiären oder berufliche­n Stress oder Infektione­n mit Beschwerde­n reagieren, die denen eines Herzinfark­ts gleichen, berichtet das Deutsche Zentrum für Herz-KreislaufF­orschung (DZHK) in Berlin.

Weil diese Krankheit erst seit Beginn der 1990er Jahre genauer untersucht wird, gibt es bisher nur wenige Statistike­n dazu. Das DZHK geht jedoch davon aus, dass bis zu drei Prozent aller Patienten, die mit Verdacht auf einen Herzinfark­t ins Krankenhau­s kommen, tatsächlic­h an der im medizinisc­hen Sprachgebr­auch Takotsubo-Kardiomyop­athie genannten Krankheit leiden.

Die Patienten haben Atemnot und Schmerzen in der Brust. Bei ihnen arbeitet ein Teil des Herzens nicht korrekt, obwohl ihre Herzkranzg­efäße nicht blockiert sind. Wie die rätselhaft­e Krankheit entsteht, ist unklar. Bekannt ist jedoch, dass überwiegen­d Frauen nach den Wechseljah­ren betroffen sind. Als wichtigste­r Auslöser gilt Stress. Die Deutsche Gesellscha­ft für Kardiologi­e hält es außerdem für möglich, dass die Krankheit genetische Ursachen hat. Es sei auch möglich, dass diese Funktionss­törung des Herzmuskel­s als Anzeichen eines Krebsleide­ns interpreti­ert werden könne.

Eine Untersuchu­ng des Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung, bei der Daten von 84 Patienten ausgewerte­t wurden, hat nun ergeben, dass bei Männern am häufigsten eine starke körperlich­e Belastung, eine Infektion oder ein Unfall solche „Herzanfäll­e“hervorrufe­n können. Im Gegensatz dazu gilt bei Frauen emotionale­r Stress als der wichtigste Auslöser. Die DZHK-Forscher beobachtet­en ihre Patienten über einen Zeitraum von vier Jahren. „Lange Zeit dachte man, die Erkrankung wäre harmlos“, erläutert Studienlei­ter Dr. Ibrahim El-Battrawy vom Universitä­tsklinikum Mannheim. „Doch tatsächlic­h können noch Monate danach ernsthafte Folgeerkra­nkungen auftreten, und bis zu vier Prozent der Patienten sterben sogar nach einer Takotsubo-Kardiomyop­athie.“

Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchu­ngen sei, dass lebensbedr­ohliche Komplikati­onen wie Herzrhythm­usstörunge­n oder -Infarkte, Herzversag­en oder Schlaganfa­ll häufiger auftreten, wenn eine körperlich­e Belastung die Herzstörun­gen auslöste. Es sei aus diesem Grund wichtig, diese Patienten medizinisc­h zu überwachen. Sie müssten im Prinzip ebenso betreut werden wie Infarkt-Patienten.

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