Zum Tod des Musikers und Kritikers Hans Bünte
In Berlin hatte er auch studiert. Doch dann war es das beinahe schon legendäre SR-Kammerorchester unter Karl Ristenpart, das den jungen Geiger damals hier an der Saar hielt. Und er blieb auch, als dieses Ensemble im Rundfunk-Sinfonieorchester aufging, was ihm erst gar nicht behagte.
Die Musik: Sie war ihm schiere Lebensnotwendigkeit. Dabei hätte er auch Schriftsteller oder Fernsehmacher werden können. Er schrieb Theaterstücke zur Saarbrücker Stadtgeschichte und Firmenhistorien, darunter auch für die „Saarbrücker Zeitung“. Er realisierte Kinderfilme und traf in den 80ern fürs ZDF Jahrhundert-Persönlichkeiten wie Yehudi Menuhin. So umfassend waren sein Können, seine Erfahrungen, seine Talente, dass er auch anders hätte auftreten können. Hans Bünte aber war – und dies zuerst – ein warmherziger und bescheidener Mensch.
SAARBRÜCKEN Es war einer dieser typischen Bünte-Anrufe, Mitte Dezember vorigen Jahres: Gerade habe er in Berlin eine Lesung der Historikerin Andrea Wulf besucht, die eine „so wunderbare“Biografie Alexander von Humboldts verfasst habe. Gewiss habe man schon davon gehört. Falls aber doch noch niemand anderes am Werk sei, würde er gerne etwas schreiben. Schon war man mittendrin, plauderte mit ihm über Humboldts Amazonas-Expeditionen genauso angeregt wie über ein Konzert der Deutschen Radio Philharmonie, die immer noch irgendwie sein Orchester war. Obwohl Hans Bünte schon seit fast 18 Jahren im musikalischen Unruhestand war.
Stets interessiert, stets eloquent, stets humorvoll: Unser Kritiker Hans Bünte, der jetzt nach kurzer, schwerer Krankheit mit 83 Jahren gestorben ist, zählte zu jenen Mitarbeitern, dessen Texte man als Redakteur sehnlichst erwartete. Wusste man doch: Hier schreibt nicht nur ein Kenner, der selbst ein Könner an der Geige war. Hans Bünte formulierte wie er musizierte – mit Ausdruck. Nicht bloß, um festzuhalten, zu beurteilen wie ein Konzert war. Er wollte en passant die Leser auch ermuntern, selbst zu musikalischen Entdeckungen aufzubrechen. Er war ein Kritiker, den man auch deshalb schätzte, weil er jenen, über die er schrieb, mit viel Respekt und im Zweifelsfall mit Humor begegnete. Eine Bünte-Kritik konnte man ohne Groll annehmen.
So sehr er Saarbrücken, das Saarland liebte, in das er 1958 kam, zog es Hans Bünte doch immer wieder nach Berlin, in seine Heimatststadt.