Saarbruecker Zeitung

Zum Tod des Musikers und Kritikers Hans Bünte

- VON OLIVER SCHWAMBACH

In Berlin hatte er auch studiert. Doch dann war es das beinahe schon legendäre SR-Kammerorch­ester unter Karl Ristenpart, das den jungen Geiger damals hier an der Saar hielt. Und er blieb auch, als dieses Ensemble im Rundfunk-Sinfonieor­chester aufging, was ihm erst gar nicht behagte.

Die Musik: Sie war ihm schiere Lebensnotw­endigkeit. Dabei hätte er auch Schriftste­ller oder Fernsehmac­her werden können. Er schrieb Theaterstü­cke zur Saarbrücke­r Stadtgesch­ichte und Firmenhist­orien, darunter auch für die „Saarbrücke­r Zeitung“. Er realisiert­e Kinderfilm­e und traf in den 80ern fürs ZDF Jahrhunder­t-Persönlich­keiten wie Yehudi Menuhin. So umfassend waren sein Können, seine Erfahrunge­n, seine Talente, dass er auch anders hätte auftreten können. Hans Bünte aber war – und dies zuerst – ein warmherzig­er und bescheiden­er Mensch.

SAARBRÜCKE­N Es war einer dieser typischen Bünte-Anrufe, Mitte Dezember vorigen Jahres: Gerade habe er in Berlin eine Lesung der Historiker­in Andrea Wulf besucht, die eine „so wunderbare“Biografie Alexander von Humboldts verfasst habe. Gewiss habe man schon davon gehört. Falls aber doch noch niemand anderes am Werk sei, würde er gerne etwas schreiben. Schon war man mittendrin, plauderte mit ihm über Humboldts Amazonas-Expedition­en genauso angeregt wie über ein Konzert der Deutschen Radio Philharmon­ie, die immer noch irgendwie sein Orchester war. Obwohl Hans Bünte schon seit fast 18 Jahren im musikalisc­hen Unruhestan­d war.

Stets interessie­rt, stets eloquent, stets humorvoll: Unser Kritiker Hans Bünte, der jetzt nach kurzer, schwerer Krankheit mit 83 Jahren gestorben ist, zählte zu jenen Mitarbeite­rn, dessen Texte man als Redakteur sehnlichst erwartete. Wusste man doch: Hier schreibt nicht nur ein Kenner, der selbst ein Könner an der Geige war. Hans Bünte formuliert­e wie er musizierte – mit Ausdruck. Nicht bloß, um festzuhalt­en, zu beurteilen wie ein Konzert war. Er wollte en passant die Leser auch ermuntern, selbst zu musikalisc­hen Entdeckung­en aufzubrech­en. Er war ein Kritiker, den man auch deshalb schätzte, weil er jenen, über die er schrieb, mit viel Respekt und im Zweifelsfa­ll mit Humor begegnete. Eine Bünte-Kritik konnte man ohne Groll annehmen.

So sehr er Saarbrücke­n, das Saarland liebte, in das er 1958 kam, zog es Hans Bünte doch immer wieder nach Berlin, in seine Heimatstst­adt.

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FOTO: ZDF/ARCHIV/HANS BÜNTE Fürs ZDF porträtier­te Hans Bünte auch den Jahrhunder­tgeiger Yehudin Menuhin (l.).

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