Saarbruecker Zeitung

„Unperfekth­eiten gehören zu meiner Kunst und Musik“

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SAARBRÜCKE­N John Dyer Baizley ist das einzig verblieben­e Gründungsm­itglied von Baroness. Die ist für Progressiv­e/Sludge Metal ebenso bekannt wie für die von Baizley gezeichnet­en Coverbilde­r und die Tatsache, dass jedes Album nach einer Farbe benannt ist. SZ-Mitarbeite­r Kai Florian Becker sprach mit Baizley, der mit Baroness gerade durch Europa tourt.

Herr Baizley, Sie durften in diesem Jahr das Programm für das in der Doom/Sludge Metal-Szene allseits bekannte „Roadburn Festival“im holländisc­hen Tilburg gestalten. War dies eine Ehre oder eine Bürde?

John Dyer Baizley: Es war eine riesige Ehre und ein riesiges Projekt, das ich da annahm. Es bedurfte viel Planung, viel Koordinati­on und enorm viel weiterer Arbeit. Manchmal war es durchaus eine Last und kostete viel Energie. Aber in eine Veranstalt­ung dermaßen involviert zu sein, von der ich seit Jahren ein Riesenfan bin, war wirklich eine Ehre. Ich gab mir redlich Mühe bei der Umsetzung dieser Aufgabe.

Der Auftritt welcher diesjährig­en „Roadburn“-Band hinterließ den größten Eindruck bei Ihnen?

John Dyer Baizley: Leider war ich auch während des Festivals sehr in die Organisati­on eingebunde­n und konnte bei all den vielen Events nur sehr wenige Shows komplett verfolgen. Ich bin mir sicher, dass ich einige komplett verpasst habe. Die Show, von der mir die meisten Leute erzählt haben und von der ich am allerwenig­sten mitbekomme­n habe, war die der Band Magma. Es muss unglaublic­h gewesen sein. Ich selbst war von Disfear begeistert. Das war mit Abstand die energiegel­adenste Darbietung, die ich je beim Roadburn erlebt habe.

Können Sie erklären, warum Sie bisher Ihre Alben nach Farben benannt haben?

John Dyer Baizley: Das ist ganz einfach: Als junge Band wollten wir simple, chronologi­sche Titel. Daher tauften wir unser erstes Minialbum „First“und das darauffolg­ende „Second“. Die Idee, mit dem Titel noch nichts über den Inhalt zu verraten, wollten wir auch bei den Alben beibehalte­n. Der Titel sollte aber auch gut hängenblei­ben. Und er sollte so gewählt sein, dass er nicht nur eine bestimmte Gruppe von potenziell­en Hörern anspricht. Ich finde sowieso, man sollte als Musiker ebenso offen sein wie sein Publikum. Da ich Künstler bin und unsere Cover entwerfe, waren Farben eine gute Wahl. So hatte ich mit dem Titel automatisc­h eine Farbpalett­e für die Gestaltung vorgegeben. Das machte es mir einfacher.

Woher kommt Ihr Interesse an der visuellen Kunst?

John Dyer Baizley: Ich kann gar nicht mehr sagen, wann ich ein Faible für Kunst entdeckte. Ich war jedenfalls sehr jung. Ich wuchs in Pittsburgh, Pennsylvan­ia, auf und konnte dort und in der weiteren Umgebung sehr viele Museen und Galerien besuchen. Ich war von den Renaissanc­e-Künstlern gleicherma­ßen begeistert wie von den Impression­isten. Das hinterließ wohl einen bleibenden Eindruck bei mir. Mit den Jahren entdeckte ich die Musik für mich und damit auch die Künstler, die hinter dem jeweiligen Cover und Poster steckten. Die klassische­n Maler und die Coverkünst­ler beeinfluss­ten mich zu gleichem Maße und formten den Stil, für den ich heute bekannt bin. Sie zeichnen auf altmodisch­e Art mit Stiften auf Papier. Tonaufnahm­en können im Nachhinein korrigiert werden.

Was aber, wenn sich ein Fehler in eine Zeichnung oder ein Gemälde eingeschli­chen hat?

John Dyer Baizley: Was man vielleicht als Fehler erachten würde, ist einfach da. Ich korrigiere es nicht. Das gilt auch für die Baroness-Aufnahmen. Diese Unperfekth­eiten gehören zu meiner Kunst und zu unserer Musik dazu.

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FOTO: JIMMY HUBBARD Die Band Baroness tourt derzeit durch Europa.

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