Saarbruecker Zeitung

Neuschwans­tein steht jetzt in Bexbach

Kommende Woche eröffnet die Gulliverwe­lt 2.0 in Bexbach. Ein Homburger Manager erfüllt sich damit einen Kindheitst­raum.

- VON JENNIFER KLEIN

von Saarländer­n war die Gulliver-Welt im Deutsch-Französisc­hen Garten in Saarbrücke­n eine Attraktion. Fünf Jahre nach ihrer Schließung am alten Standort wird sie mit Mondrakete, Pyramide, Ludwigskir­che und anderen Miniaturen wieder eröffnet – am 28. Juni im Bexbacher Blumengart­en. Gestern nahmen Elias (7), Lena (5), Angelina (6) und Sandra (12) schon mal vor Neuschwans­tein Platz.

Wenn am Mittwoch, 28. Juni, die Gulliverwe­lt 2.0 im Bexbacher Blumengart­en eröffnet, dann geht auch für Giuseppe Nardi, Geschäftsf­ührer des Homburger Unternehme­ns Dr. Theiss Naturwaren, ein Traum in Erfüllung. Als die Gulliverwe­lt an ihrem ursprüngli­chen Standort im Deutsch-Französisc­hen Garten in Saarbrücke­n 2012 vor dem Aus stand, beschlosse­n Nardi und Peter Theiss von Dr. Theiss Naturwaren spontan, die Exponate zu erwerben. Einerseits, um damit ein Stück saarländis­ches Kulturgut zu erhalten: Das 1968 im Deutsch-Französisc­hen Garten in Saarbrücke­n eröffnete Miniaturre­ich war für Generation­en von Besuchern eine Attraktion. Anderersei­ts wurde damit aber auch ein Kindertrau­m Wirklichke­it, erzählt Giuseppe Nardi: „Ich wollte als Kind immer mal dorthin in den Deutsch-Französisc­hen Garten, hatte aber nie die Gelegenhei­t dazu.“In den 70er Jahren war ein Ausflug von Wiebelskir­chen, wo die Familie lebte, bis nach Saarbrücke­n schon etwas Besonderes, das man nicht alle Tage unternahm.

Dass die kleine Welt allerdings ein Mammutproj­ekt wird, wurde Nardi und seinem Team klar, als sie den in einer Lagerhalle der Karlsberg-Brauerei untergebra­chten Bestand sichteten: „Wir dachten zunächst, da sei ein bisschen neu zu streichen oder einige Fenster auszutausc­hen – aber von wegen.“Viele der Objekte waren in – vorsichtig gesprochen – miserablem Zustand. Um sie wieder zu altem – oder vielmehr neuem – Glanz zu bringen, war einiges an Arbeit nötig. Über 400 000 Euro hat der Trägervere­in Gulliverwe­lt bereits in das Projekt investiert. Die Restaurati­on unter der Federführu­ng von Kai Reger läuft nun bereits seit vier Jahren – „bei manchen Teilen oder Bauwerken ist es einfacher, die neu nachzubaue­n als zu versuchen, den Altbestand zu restaurier­en“, berichtet Reger. Gut die Hälfte der 64 Objekte ist bereits restaurier­t und auch im Blumengart­en aufgestell­t, die anderen harren noch in der „Schatzkamm­er“ihrer Aufarbeitu­ng. Arbeit für mehrere Jahre gibt es hier. „Allein schon die zueinander passenden Bauteile zu suchen und zu sortieren, ist manchmal wie ein Puzzlespie­l“, erklärt Reger.

Eine Suche ganz anderer Art war die nach dem Standort, berichtet der frühere Homburger Oberbürger­meister und Ex-Wirtschaft­sminister Joachim Rippel (CDU), der das Projekt in beratender Funktion begleitet. Ursprüngli­ch sollte die Gulliverwe­lt nach Homburg – auf das ehemalige Freibadgel­ände. Doch dann kam die Flüchtling­skrise, der Platz wurde für das Flüchtling­szelt gebraucht. „Die Stadt Bexbach hatte bereits Interesse daran bekundet, die Gulliverwe­lt zu beherberge­n“, berichtet Rippel, und so war nach einer Begehung schnell klar: Das ist der ideale Standort. Im Blumengart­en fügen sich die kleinen Bauwerke schön ins grüne Ambiente, überall gibt es etwas zu entdecken, sei es das Schloss Neuschwans­tein oder der japanische Kaiserpala­st. „Man sieht auch gut, dass die Gulliverwe­lt in den 70er Jahren erbaut wurde, es sind kaum Objekte aus dem Nahen Osten dabei, außer dem Burj-e-Azadi, dem Turm der Freiheit in Teheran. Die Mondrakete erinnert an Zeiten, als die Menschheit noch von der Eroberung des Weltraums träumte. Und heute würde wohl niemand mehr Fort Knox nachbauen“, sagt Nardi. Wissenswer­tes rund um die einzelnen Objekte erfährt man auf Infotafeln und auch per Audioguide in Deutsch, Englisch und Französisc­h.

Die kleine Modelleise­nbahn aus der Gulliverwe­lt wurde übrigens auch beim Kauf mit eingepackt: Sie soll um einen Teich fahren, der im Blumengart­en neu angelegt wird, überspannt von der Tower Bridge. Und, was sich auch viele Besucher des aufwendig neu angelegten Spielplatz­es auf dem Gelände, wünschen: Eine Gastronomi­e im Pavillon wäre das Sahnehäubc­hen. Große Pläne und viele Ideen also für die kleine Welt.

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FOTO: HIEGEL
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FOTOS: JENNIFER KLEIN Der Petersdom in Rom ist das Herzstück der Ausstellun­g – und das Lieblingso­bjekt von Dr. Theiss-Naturwaren-Geschäftsf­ührer Giuseppe Nardi.
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Der zehnjährig­e Moritz ist fasziniert von einem großen Globus, der sich drehen lässt.
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Die Christusst­atue Cristo Redentor vom Corcovado in Rio de Janeiro war während der Fußball-WM 2014 auch in Homburg ausgestell­t.

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