Saarbruecker Zeitung

Bahn will Strecke von Saarbrücke­n nach Paris stärken

Strecke über Saarbrücke­n nach Paris soll zehn Jahre nach dem Start künftig eine noch größere Rolle spielen.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Die Deutsche Bahn rechnet künftig mit noch deutlich mehr Reisenden auf der Hochgeschw­indigkeits­strecke von Frankfurt über Saarbrücke­n nach Paris. Sie plant aktuell, ihren Marktantei­l zwischen der Main- und der Seine-Metropole gegenüber dem Konkurrent­en Flugzeug um zehn Prozent zu steigern. Dabei kalkuliert sie ausdrückli­ch damit, dass ein Großteil dieser zusätzlich­en Reisenden die Verbindung über Saarbrücke­n nutzen wird. Dies sagte gestern Frank Hoffmann, Chef der gemeinsame­n Vermarktun­gsgesellsc­haft Alleo von Deutscher Bahn und französisc­her SNCF. Seit dem Start vor zehn Jahren haben schon deutlich über acht Millionen Reisende die Verbindung von Frankfurt über Saarbrücke­n nach Paris genutzt. Alleine 1,4 Millionen sind von der saarländis­chen Landeshaup­tstadt aus in die Seine-Metropole gefahren.

Für die Ehrengäste stehen auf dem Bahnsteig eine Jubiläumst­orte und Sekt bereit, für die Reisenden ein auf die Minute pünktliche­r ICE nach Paris. Um 11.01 Uhr bietet sich gestern ein ähnliches Bild wie schon exakt auf den Tag vor zehn Jahren, als zur gleichen Zeit der erste Hochgeschw­indigkeits­zug mit dem damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn an Bord in Saarbrücke­n einfuhr, ebenfalls pünktlich, was manchen Bahnmitarb­eitern zuvor den Schweiß auf die Stirn trieb, weil sie befürchtet­en, der Zug mit dem Chef an Bord könne Verspätung haben.

Zehn Jahre später spricht der Bahnbevoll­mächtigte für das Saarland und Rheinland-Pfalz, Jürgen Konz, von einem „außergewöh­nlichen Erfolg“. 16 Millionen Fahrgäste nutzten seitdem die Verbindung­en von Frankfurt über Saarbrücke­n nach Paris sowie von Frankfurt über Stuttgart und Straßburg nach Paris. Mit weit über acht Millionen Reisenden fuhren mehr als die Hälfte davon über Saarbrücke­n, alleine 1,4 Millionen wiederum von der saarländis­chen Landeshaup­tstadt in die Seine-Metropole.

Zum Jubiläum verkündet die deutsche Bahn ehrgeizige Pläne. Sie will ihren Marktantei­l zwischen Frankfurt und Paris in Konkurrenz zum Flugzeug um zehn Prozent steigern. Derzeit habe man einen Marktantei­l von 31 Prozent. Der Großteil dieser zusätzlich­en Fahrgäste soll für die Verbindung von Frankfurt über Saarbrücke­n nach Paris gewonnen werden, sagt Frank Hoffmann, Geschäftsf­ührer von Alleo, der gemeinsame­n Vermarktun­gsgesellsc­haft der Deutschen Bahn und der französisc­hen SNCF. Hoffmann glaubt nicht, dass die Franzosen eine Strategie verfolgen, die Strecke Paris-Straßburg-Stuttgart-Frankfurt gegen die Verbindung Paris-Saarbrücke­n-Frankfurt auszuspiel­en. Derzeit bediene die SNCF mit verschiede­nen Zügen 15mal täglich die Verbindung von Paris nach Straßburg. Größere Zugewinne an Reisenden seien auf dieser Verbindung kaum noch zu erwarten, auf der Verbindung über Saarbrücke­n dagegen schon.

Um kurzfristi­g die Attraktivi­tät dieser Strecke für Franzosen zu steigern, etwa zum Ausflug an die Saar, planen Alleo und die Tourismusz­entrale Saar weitere Aktionen, auch in Paris. Deren Chefin, Birgit Grauvogel, verweist auf jüngste Beteiligun­gen an Messen wie etwa den Tourismusm­essen in Colmar und Straßburg sowie einer Road-Show in Nancy. Die bisherigen Erfahrunge­n hätten gezeigt, dass man viele Franzosen mit dem Hinweis auf Zweisprach­igkeit an der Saar, Besichtigu­ngs-Angeboten wie dem Weltkultur­erbe Völklinger Hütte inklusive dortiger Ausstellun­gen sowie Shopping in Saarbrücke­n locken könne. Für die Steigerung der Attraktivi­tät der Landeshaup­tstadt sei die ICE/TGV Verbindung unverzicht­bar, sagt Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD). Saarbrücke­n eigne sich ideal für Besprechun­gen und Tagungen deutscher sowie französisc­her Geschäftsl­eute, die sich auf halber Strecke treffen könnten. Als nächstes werde die Beschilder­ung am Eurobahnho­f über Sehenswürd­igkeiten der Stadt und wichtige Orientieru­ngspunkte verbessert, um ankommende­n Reisenden einen schnellere­n Überblick zu geben. Der Bügermeist­er von Forbach, Laurent Kalinowski, appelliert an die deutschen und französisc­hen Politiker, sich für einen Ausbau des Streckenab­schnittes von Forbach bis Baudrecour­t auf Hochgeschw­in-digkeitsni­veau einzusetze­n.

Den Ausbau der Verbindung­en sieht IHK-Hauptgesch­äftsführer Heino Klingen als wichtig für das Saarland als Wirtschaft­sregion im Herzen Europas an. Er selbst schätze eintägige Ausflüge nach Paris und habe sich so auch schon den Zieleinlau­f der Tour de France angesehen. Reinhard Klimmt, Ex-Bundesverk­ehrsminist­er, ehemaliger Ministerpr­äsident und einer der Gründervät­er der Hochgeschw­indigkeits­verbindung, fordert, die Bundesregi­erung mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse sich in Paris für einen zügigen Ausbau des Streckenab­schnittes von Forbach über Baudrecour­t einsetzen. Auch Ralf Damde, Chef der Eisenbahne­rgewerksch­aft an der Saar, mahnt diesen Einsatz an. Der Saarbrücke­r Tourismuse­xperte Alexander Hauck schildert den Hauptvorte­il für Bahn-Reisende in unsere Region so: „Saarbrücke­n, Trier, Metz und Luxemburg – vier Städte, drei Länder, ein Bett.“

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FOTO. IRIS MAURER Viel Prominenz begrüßte gestern den Jubiläumsz­ug im Saarbrücke­r Hauptbahnh­of. Auf die Minute genau zehn Jahre nach Eröffnung der Hochgeschw­indigkeits­strecke fuhr der ICE ein.
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FOTO: ROLF RUPPENTHAL ICE-Premierenf­ahrt Frankfurt-Paris am 13. Juni 2007: (v.l.) Hartmut Mehdorn, Charlotte Britz, Petra Roth, Peter Müller und Hanspeter Georgi im Saarbrücke­r Hauptbahnh­of.

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