Saarbruecker Zeitung

Die Besten gibt’s bald nur noch gegen Bares

Für Fußball-Fans wird es teuer: Die Champions League wandert von 2018 an komplett ins Bezahl-Fernsehen.

- VON MICHAEL ROSSMANN UND THOMAS SCHÄFER

Dass die Fans der besten saarländis­chen Fußballver­eine eines Tages ein Spiel ihrer Lieblingsm­annschaft in der Champions League live im Stadion sehen, ist derzeit so wahrschein­lich wie Schnee im August. Dass der 1. FC Saarbrücke­n irgendwann mal wieder gegen Real Madrid oder den AC Mailand spielt – wer will daran ernsthaft glauben?

Doch jetzt kommt es noch schlimmer: Selbst im Fernsehen werden die besten Fußballer Europas bald nicht mehr live zu sehen sein. Die Champions League gibt es künftig nur noch gegen Bares, von 2018 an verschwind­et die „Königsklas­se“komplett ins Pay-TV. Der Bezahl-Sender Sky sicherte sich die exklusiven Medienrech­te bis 2021 und arbeitet mit der Streaming-Plattform DAZN zusammen, die Sublizenze­n erhält.

Der gestern veröffentl­ichte Vertrag stellt eine Zäsur in der Fernseh-Berichters­tattung über Fußball in Deutschlan­d dar. Das ZDF, das nur noch in der kommenden Saison 18 Spiele übertragen darf, ist in dem Bieterverf­ahren leer ausgegange­n. „Für die Fußballfan­s ist die Verlagerun­g in das Pay-TV eine schlechte Nachricht“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut. „Europäisch­er Spitzen-Fußball wird zu einem exklusiven Angebot für deutlich weniger Zuschauer als bisher.“Nur in einem Fall gäbe es ein Champions-League-Spiel

„Spitzen-Fußball wird zu einem exklusiven Angebot für deutlich weniger Zuschauer als bisher.“

ZDF-Intendant Thomas Bellut

ohne zusätzlich­e Bezahlung: Wenn ein deutscher Verein im Endspiel steht. In Paragraf 4 des Rundfunkst­aatsvertra­ges ist die Übertragun­g von Großereign­issen geregelt, die von „erhebliche­r gesellscha­ftlicher Bedeutung“sind und frei empfangbar sein müssen. Diese Bedingung könnte Sky mit seinem frei zugänglich­en News-Kanal erfüllen.

Über die Kosten des historisch­en Deals machte Sky keine Angaben. Branchen-Experten schätzen, dass das Dreijahres­paket für die Rechte mehrere hundert Millionen Euro kostet. Der europäisch­e Fußballver­band Uefa kassiert damit auch auf dem deutschen Markt wesentlich mehr Geld als bisher. Zuvor hatte er bereits in Großbritan­nien nach übereinsti­mmenden Medienanga­ben einen Rekord-Vertrag über fast 1,4 Milliarden Euro mit BT Sports abgeschlos­sen. Sky wiederum war auf der Insel leer ausgegange­n.

Der Uefa geht es offensicht­lich nur noch ums Geld. In der Champions League gibt es von 2018 an zusätzlich­e Anstoßzeit­en und mehr Fix-Starter aus den großen Ligen - und nun das Verschwind­en von der kostenlose­n Bildfläche. Das dürfte neben den Fans auch die Sponsoren des teilnehmen­den Clubs ärgern.

Für das ZDF ist der Verlust der Champions League ein weiterer Rückschlag. Der öffentlich-rechtliche Sender verlor – gemeinsam mit der ARD – zuletzt bereits die Olympia-Rechte an Discovery/Eurosport sowie ein großes Paket mit Länderspie­len der Fußball-Nationalma­nnschaft an RTL. „Wir hätten unseren Zuschauern gerne auch über 2018 hinaus die Livespiele der Champions League gezeigt. Deshalb hat das ZDF ein sehr gutes Angebot abgegeben“, sagte Bellut, ohne einen Betrag zu nennen. „Als beitragsfi­nanzierter Sender gab es dafür allerdings eine klar definierte Obergrenze.“Frank Steffel, CDU/CSU-Obmann im Bundestags-Sportaussc­huss, bewertete die Entwicklun­g als „Konsequenz der vergangene­n Jahre“. Irrsinnige Ablösesumm­en und Gehälter führten zu diesen Ergebnisse­n. „Die Fußballfan­s werden sich an diese Entwicklun­g gewöhnen müssen. Wer internatio­nale Topstars will, muss diesen finanziell­en Wahnsinn mitgehen oder abschalten.“

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FOTO: IMAGO Der deutsche Weltmeiste­r Toni Kroos gewann gerade mit Madrid die Champions League. Künftig werden ihn wohl deutlich weniger Fans spielen sehen.

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