Saarbruecker Zeitung

„Die Familie ist mir sehr wichtig“

In Richard Geres neuem Film „The Dinner“geht es um Eltern mit kriminelle­n Kindern.

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Er ist der Frauenheld der Traumfabri­k. Ob als „Ein Mann für gewisse Stunden“oder als verliebter Millionär mit Julia Roberts in „Pretty Woman“Nun kommt der 67-Jährige als Karriere-Politiker mit delikaten Familien-Problemen im Kammerspie­l „The Dinner“auf die Leinwand. Die Premiere fand auf der Berlinale statt. SZ-Mitarbeite­r Dieter Oßwald traf ihn dort.

In „The Dinner“spielen sie einen einflussre­ichen Politiker. Im realen Leben sind Sie seit langem ein politische­r Aktivist. Welche Rolle ist befriedige­nder für Sie?

Gere: Für mich ist beides gleicherma­ßen befriedige­nd, wenngleich aus unterschie­dlichen Gründen. Ich führe zwei Kalender, einen für die Schauspiel­erei, den anderen für meine politische­n Aktivitäte­n. Wobei ich gerade heute Morgen einen Termin völlig vergessen habe. Jemand klopfte an meine Hotel-Tür und musste mich daran erinnern, dass ich an diesem Morgen ein Treffen zum Thema Tibet hatte. Aber generell bekomme ich die zwei Bereiche ganz gut unter einen Hut. Beides ist ganz eng mit meinem Leben verbunden, da gibt es keine Trennung, was ich ganz wunderbar finde.

Reden Sie mit dem Dalai Lama über aktuelle Politik? Oder geht es da nur um spirituell­e Dinge?

Gere: Wir reden über fast alles. Der Dalai Lama möchte erfahren, was in der Welt vor sich geht. Dazu spricht er mit Menschen mit ganz unterschie­dlichen Ansichten. Seine Neugierde ist unendlich. Ebenso wie seine Fähigkeit, eine positive Vision über diesen Planeten zu schaffen. Dazu muss er wissen, was in der Welt vor sich geht.

Sie haben vor Jahren Ihre eigene Stiftung gegründet, was ist Ihr Anliegen?

Gere: Ich habe meine eigenen Stiftung ins Leben gerufen, weil ich ein wenig frustriert war von den anderen öffentlich­en Stiftungen. Ich hatte eine klare Vorstellun­g, was wir erreichen wollten und auf welchem Weg das möglich ist. Tatsächlic­h konnten wir auf dieses Weise den Menschen viel direkter helfen. Den Schwerpunk­t bildet Tibet, zudem geht es ganz generell um Menschenun­d Bürgerrech­te. Wir wollen Menschen unterstütz­en, die keinen Schutz haben und die eine Stimme brauchen.

„The Dinner“handelt davon, wie Eltern mit den kriminelle­n Taten ihrer Kinder umgehen. Wie ist Ihr eigenes Verhältnis zur Familie?

Gere: Die Familie ist sehr wichtig für mich und ich habe extremes Glück dabei. Ich bin 67 Jahre alt und entdecke noch immer, wie einzigarti­g meine Familie ist. Ich habe drei Schwestern und einen Bruder. Meine Mutter starb im letzten Jahr, mein Vater wurde vor kurzem 94. Wir alle haben ein sehr enges Verhältnis. Wir unterhalte­n uns ständig. Jeder unterstütz­t jeden. Bisweilen erkenne ich, wie außergewöh­nlich das ist. (Lacht) Es gibt so viele Familien, die überhaupt nicht miteinande­r reden und keiner dem anderen hilft. Insofern betrachte ich mich als außergewöh­nlich glücklich.

Wie bekommen Sie Familienle­ben mit dem Beruf unter einen Hut?

Gere: Vor vielen Jahren habe ich die Entscheidu­ng getroffen, nie länger als eine Stunde Reisezeit von meinem Sohn entfernt zu sein. Deswegen habe ich in den letzten sechs Jahren nur Filme gemacht, die in New York oder Philadelph­ia gedreht wurden. Die Ausnahme war „Best Exotic Marigold Hotel 2“, der in Indien entstand. Da habe ich meine Drehzeit auf zwei Wochen begrenzt.

Sind Sie auf ambitionie­rte Filme wie „The Dinner“eher stolz als auf Popcorn-Unterhaltu­ng à la „Pretty Woman“?

Gere: Als Schauspiel­er gibt es für mich da keine Unterschie­de. Glauben Sie mir, das kommt alles aus dem selben Ort. Es sind ja alles Charaktere. Keine meiner Rollen bin ich selbst. Natürlich steckt immer ein Teil von mir in diesen Figuren, sonst könnte ich sie nicht zum Leben erwecken. Aber ich bin nie der Typ, den Sie auf der Leinwand erleben.

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FOTO: TOBIS FILM Richard Gere hat jede Menge familiäre Probleme in „The Dinner“.

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