Saarbruecker Zeitung

Eine neue Lockerund Offenheit am Staatsthea­ter

- VON SILVIA BUSS

Wenn man Kurt Josef Schildknec­ht im Staatsthea­ter über den Weg lief, nahm man selbst als Journalist­in unbewusst Haltung an. Ihm die Hand zu reichen, hatte immer etwas Zeremoniel­les. Jede Begrüßung war auch eine Respekterw­eisung. Man vergaß dabei nie, dass es der Chef, der Generaliss­imus war, der einem gerade Aufmerksam­keit schenkte. Ganz anders Dagmar Schlingman­n. Meist war sie es, die einen in der Menge zuerst entdeckte, auf einen zustürmte zum freundlich­flotten Shakehands wie unter alten Bekannten und beim kurzen Plausch nicht versäumte, sich für einen selbst lange zurücklieg­enden Artikel zu bedanken und den darin erwähnten Künstler zu loben. Es war dieser grundlegen­de Stilwechse­l, der uns von Schlingman­n in Erinnerung bleiben wird: Die neue Unverkramp­ftheit, Lockerheit, die mit ihr ins Saarbrücke­r Staatsthea­ter einzog. Mit Schlingman­n, die nicht gern die Chefin gab, wurde das Haus vor allem für junge Leute viel attraktive­r. Nicht nur auf der Sprechthea­ter-Bühne hörte man plötzlich viel öfter (pop-)musikalisc­he Begleitung. Mit der Sparte 4 eröffnete sie einen neuen Ausprobier-Raum für Formate von Jelinek über Stadtsalon bis hin zu „Tatort“-Gucken, in dem man sich dank vieler Pop-Konzerte nebst Raucherrau­m und Bar wie in einem Berliner Club fühlen durfte.

Lobenswert ist auch die Offenheit, ob die Einbeziehu­ng von Künstlern der lokalen Freien Szene oder die Kooperatio­n über die Grenze. Mit den – manchmal auch anstrengen­den – „Primeurs“brachte sie lange vor der F-Strategie wieder mehr Französisc­hes in Haus, brachte mit „Total Théatre“Luxemburge­r Inszenieru­ngen hierher. Bravourös nutzte sie die Umbau-Not für Unvergessl­iches in der Völklinger Hütte und der Alten Schmelz. Und doch: So gespannt wie damals, erwartet man heute nicht mehr jede Premiere. Zu ähnlich erscheint oft der Inszenieru­ngsstil von Schlingman­n und ihren Regisseure­n. Deshalb: Man entlässt sie mit guten Erinnerung­en und voller Neugier, was das Busse-Team bringt.

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HICKMANN/DPA (1). ?? Am Sonntag ab 18 Uhr gibt das Saarländis­che Staatsthea­ter Dagmar Schlingman­n ein großes Abschiedsf­est. Der Eintritt ist frei, aber man muss sich Karten an der Theaterkas­se besorgen. Die Bilder unserer
Seite stammen aus dem MemorySpie­l des Theaters mit...
FOTOS: BJÖRN HICKMANN (5), BETTINA STÖSS (2), ANDREAS SEIFERT (1), HICKMANN/DPA (1). Am Sonntag ab 18 Uhr gibt das Saarländis­che Staatsthea­ter Dagmar Schlingman­n ein großes Abschiedsf­est. Der Eintritt ist frei, aber man muss sich Karten an der Theaterkas­se besorgen. Die Bilder unserer Seite stammen aus dem MemorySpie­l des Theaters mit...

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