Maßgeschneiderter Datenschutz
Twitter-Nutzer sollen künftig mehr Kontrolle über ihre Daten erhalten. Dafür müssen sie aber selbst aktiv werden.
BERLIN
Der Kurznachrichtendienst Twitter, den nach Unternehmensangaben allein in Deutschland über zwölf Millionen Menschen nutzen, ändert an diesem Sonntag seine Datenschutzbestimmungen. Nutzer können dann in den meisten Fällen genauer kontrollieren, welche Daten erhoben werden und was mit ihnen geschieht. Die jeweiligen Einstellungen müssen sie dafür allerdings selbst vornehmen.
Eine entscheidende Neuerung bei Twitter können Nutzer allerdings nicht verhindern, sagt Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale NordrheinWestfalen. „Der Dienst ignoriert künftig die „nicht verfolgen“- oder „Do not track“Funktion eines Browsers“, so der Experte. Mit dieser Browser-Einstellung lässt sich verhindern, dass einzelne Webseiten das Surfverhalten der Nutzer auch seitenübergreifend erfassen. Der Konzern begründet die Entscheidung damit, dass sich die Funktion nicht durchgesetzt habe und Nutzer daher ohnehin keine Garantie hätten, dass sich alle Anbieter daran halten. Stattdessen setzt das Unternehmen jetzt auf eigene Einstellungen, mit denen sich die Verfolgung abschalten lässt. Diese finden sich unter dem Menüpunkt „Individualisierung und Daten“.
„Wir empfehlen, hier alles zu deaktivieren“, sagt Mormann. Besonders wichtig seien demnach die Einträge, bei denen es darum geht, Kundendaten zu Werbezwecken zu erfassen. Der Punkt „Anzeigen personalisieren“bedeute etwa, dass Werbung auf Twitter und anderen Webseiten anhand der Nutzeraktivitäten individuell zugeschnitten werden darf. Ist dazu noch ein Haken bei „Basierend auf deinen Apps personalisieren“gesetzt, darf der Konzern dafür auch alle auf Mobilgeräten installierte Apps nutzen, um Werbung anzupassen.
Bei aktiviertem „Mithilfe aller Geräte personalisieren“darf der Kurznachrichtendienst die Daten von allen Geräten sogar zusammenführen. „Mithilfe der Standorte personalisieren“erlaube hingegen, dass Twitter beispielsweise Werbung von Unternehmen in der Nähe einblenden darf, sagt Verbraucherschützer Mormann. „Ganz abschalten lässt sich die Werbung weiterhin nicht“, so Daniel Berger vom Fachmagazin Heise Online.
Besonders bedenklich ist laut den Verbraucherschützern die Option „Nachverfolgen, wo du Twitter-Inhalte im Internet siehst“. „Wenn diese aktiviert ist, kann Twitter erfassen, speichern und auswerten, welche Internetseiten Nutzer besucht haben“, erklärt Hauke Mormann. Ebenso wichtig sei die Einstellung „Daten über ausgewählte Partnerschaften teilen“. Ist diese aktiviert, wird Twitter erlaubt, Kundendaten an Drittunternehmen weiterzugeben. „Welche das im Einzelnen sind, erfahren sie als Nutzer nicht“, sagt Mormann. Außerdem sei nicht absehbar, welche Daten genau erhoben und weitergegeben werden. Twitter versichert zwar, dass niemals Name, E-Mail-Adresse oder Telefonnummer der Kunden weitergegeben würden, „doch das kann sich in Zukunft möglicherweise ändern“, so die Verbraucherschützer. So habe der Kurznachrichtendienst Whatsapp beispielsweise nach der Fusion mit Facebook ähnliche Zugeständnisse gemacht und später die Datenschutzrichtlinien dennoch gelockert.
Die Verbraucherzentrale rät außerdem zu einem Blick in den Menüpunkt „Datenschutz und Sicherheit“. Demnach sollten Nutzer beispielsweise „Standort twittern“ausschalten, da sonst jeder sehen könne, von wo Nachrichten abgesetzt wurden. Auch „Feststellbarkeit“sollte deaktiviert werden, da andere Twitter-Nutzer sonst die eigene E-Mail oder Telefonnummer auf der Plattform hochladen könnten. Damit nicht nur die eigenen, sondern auch die Daten von Bekannten geschützt sind, empfiehlt Mormann Nutzern, die das Programm auf einem Mobilgerät verwenden, „Kontakte aus Adressbuch synchronisieren“abzuschalten. Unter „Kontakte finden“können Verbraucher außerdem beim Unterpunkt „Kontakte verwalten“überprüfen, ob bereits Kontakte hochgeladen wurden. Diese sollten in jedem Fall gelöscht werden, rät Mormann.
Wer nachschauen möchte, welche Daten Twitter bereits erfasst hat, kann diese unter dem Menüpunkt „Deine Twitter-Daten“einsehen. Hier lassen sich auch bestimmte Angaben ändern.