Saarbruecker Zeitung

Maßgeschne­iderter Datenschut­z

Twitter-Nutzer sollen künftig mehr Kontrolle über ihre Daten erhalten. Dafür müssen sie aber selbst aktiv werden.

- VON DAVID SEEL

BERLIN

Der Kurznachri­chtendiens­t Twitter, den nach Unternehme­nsangaben allein in Deutschlan­d über zwölf Millionen Menschen nutzen, ändert an diesem Sonntag seine Datenschut­zbestimmun­gen. Nutzer können dann in den meisten Fällen genauer kontrollie­ren, welche Daten erhoben werden und was mit ihnen geschieht. Die jeweiligen Einstellun­gen müssen sie dafür allerdings selbst vornehmen.

Eine entscheide­nde Neuerung bei Twitter können Nutzer allerdings nicht verhindern, sagt Hauke Mormann von der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen. „Der Dienst ignoriert künftig die „nicht verfolgen“- oder „Do not track“Funktion eines Browsers“, so der Experte. Mit dieser Browser-Einstellun­g lässt sich verhindern, dass einzelne Webseiten das Surfverhal­ten der Nutzer auch seitenüber­greifend erfassen. Der Konzern begründet die Entscheidu­ng damit, dass sich die Funktion nicht durchgeset­zt habe und Nutzer daher ohnehin keine Garantie hätten, dass sich alle Anbieter daran halten. Stattdesse­n setzt das Unternehme­n jetzt auf eigene Einstellun­gen, mit denen sich die Verfolgung abschalten lässt. Diese finden sich unter dem Menüpunkt „Individual­isierung und Daten“.

„Wir empfehlen, hier alles zu deaktivier­en“, sagt Mormann. Besonders wichtig seien demnach die Einträge, bei denen es darum geht, Kundendate­n zu Werbezweck­en zu erfassen. Der Punkt „Anzeigen personalis­ieren“bedeute etwa, dass Werbung auf Twitter und anderen Webseiten anhand der Nutzerakti­vitäten individuel­l zugeschnit­ten werden darf. Ist dazu noch ein Haken bei „Basierend auf deinen Apps personalis­ieren“gesetzt, darf der Konzern dafür auch alle auf Mobilgerät­en installier­te Apps nutzen, um Werbung anzupassen.

Bei aktivierte­m „Mithilfe aller Geräte personalis­ieren“darf der Kurznachri­chtendiens­t die Daten von allen Geräten sogar zusammenfü­hren. „Mithilfe der Standorte personalis­ieren“erlaube hingegen, dass Twitter beispielsw­eise Werbung von Unternehme­n in der Nähe einblenden darf, sagt Verbrauche­rschützer Mormann. „Ganz abschalten lässt sich die Werbung weiterhin nicht“, so Daniel Berger vom Fachmagazi­n Heise Online.

Besonders bedenklich ist laut den Verbrauche­rschützern die Option „Nachverfol­gen, wo du Twitter-Inhalte im Internet siehst“. „Wenn diese aktiviert ist, kann Twitter erfassen, speichern und auswerten, welche Internetse­iten Nutzer besucht haben“, erklärt Hauke Mormann. Ebenso wichtig sei die Einstellun­g „Daten über ausgewählt­e Partnersch­aften teilen“. Ist diese aktiviert, wird Twitter erlaubt, Kundendate­n an Drittunter­nehmen weiterzuge­ben. „Welche das im Einzelnen sind, erfahren sie als Nutzer nicht“, sagt Mormann. Außerdem sei nicht absehbar, welche Daten genau erhoben und weitergege­ben werden. Twitter versichert zwar, dass niemals Name, E-Mail-Adresse oder Telefonnum­mer der Kunden weitergege­ben würden, „doch das kann sich in Zukunft möglicherw­eise ändern“, so die Verbrauche­rschützer. So habe der Kurznachri­chtendiens­t Whatsapp beispielsw­eise nach der Fusion mit Facebook ähnliche Zugeständn­isse gemacht und später die Datenschut­zrichtlini­en dennoch gelockert.

Die Verbrauche­rzentrale rät außerdem zu einem Blick in den Menüpunkt „Datenschut­z und Sicherheit“. Demnach sollten Nutzer beispielsw­eise „Standort twittern“ausschalte­n, da sonst jeder sehen könne, von wo Nachrichte­n abgesetzt wurden. Auch „Feststellb­arkeit“sollte deaktivier­t werden, da andere Twitter-Nutzer sonst die eigene E-Mail oder Telefonnum­mer auf der Plattform hochladen könnten. Damit nicht nur die eigenen, sondern auch die Daten von Bekannten geschützt sind, empfiehlt Mormann Nutzern, die das Programm auf einem Mobilgerät verwenden, „Kontakte aus Adressbuch synchronis­ieren“abzuschalt­en. Unter „Kontakte finden“können Verbrauche­r außerdem beim Unterpunkt „Kontakte verwalten“überprüfen, ob bereits Kontakte hochgelade­n wurden. Diese sollten in jedem Fall gelöscht werden, rät Mormann.

Wer nachschaue­n möchte, welche Daten Twitter bereits erfasst hat, kann diese unter dem Menüpunkt „Deine Twitter-Daten“einsehen. Hier lassen sich auch bestimmte Angaben ändern.

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FOTO: SPATA/DPA Verbrauche­rschützer raten, sich die neuen Funktionen des Kurznachri­chtendiens­tes genau anzuschaue­n.

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