Saarbruecker Zeitung

Er war bekannt wie ein „bunter Hund“

Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörige­n und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorben­er vor. Heute: Volker Schrod.

- VON CAROLIN MERKEL jüngste Tochter von Volker und Renate Schrod über ihre Eltern

FREISEN-EITZWEILER „Trauern ist ein liebevolle­s Erinnern“– dieser Satz steht über der Todesanzei­ge von Volker Schrod, der 1942 in Bierbach mitten in Kriegszeit­en geboren wurde und im Alter von 74 Jahren in Freisen-Eitzweiler, seiner letzten Wahlheimat, gestorben ist. Die vielen schönen Erinnerung­en, die zaubern trotz aller Trauer auch nach seinem Tod immer wieder ein Lächeln in das Gesicht seiner jüngsten Tochter Simone Kuhn, Jahrgang 1968.

„Er war uns allen ein wirklich ein sehr guter Papa“, beginnt sie zu erzählen. Mit „uns“meint sie sowohl sich und ihren zwei Jahre älteren Brüder, aber ebenso die vier Geschwiste­r, die ihre Mutter Renate damals mit in die Ehe gebracht hat. „Ich glaube, das hat meinen Schwiegerv­ater ganz besonders ausgezeich­net. Er hatte sich in eine evangelisc­he Frau mit vier Kindern verliebt, obwohl er aus einem strengen katholisch­en Haus kam“, ergänzt Schwiegers­ohn Costia Kuhn. Dass Simones leiblicher Bruder vor der Hochzeit im Jahr 1967 bereits geboren war, sagt sie, passe einfach zu ihren Eltern. „Das war wirklich Liebe, was die beiden mehr als 50 Jahre verbunden hat.“Dabei, so erzählt Simone Kuhn, habe Oma Karolina Schrod vor dem Standesamt dicke Tränen vergossen um ihren Sohn, „der ins Unglück renne“. Doch die Ehe hielt.

Ein großer Haushalt mit sechs Kindern musste versorgt werden. Nach der Schule absolviert­e Volker Schrod eine Lehre zum Steuergehi­lfen, 16 Jahre war er in der Kanzlei tätig, ehe er sich nach einer neuen Arbeitsste­lle umsah. Die lag außerhalb des Saarlandes in der Nähe von Ludwigshaf­en, wie seine Tochter erzählt. Der Papa war nur selten daheim, „doch, wenn er da war, dann verbrachte­n wir viel Zeit miteinande­r. Nur die Tagesschau, die wollte er immer in Ruhe sehen, um sich über die Neuigkeite­n zu informiere­n.“Die Jahre vergingen, die Kinder wurden flügge, einzig Tochter Simone lebte noch mit ihrem damaligen Freund und heutigen Ehemann bei den Eltern in Bierbach. Dort war Papa Volker, wie sie sagt, auf Grund der Tatsache, dass seine Eltern jahrelang das Postamt geführt hatten, bekannt wie ein „bunter Hund“. Aber nicht nur Volker Schrod, erzählt seine Tochter, auch Mama Renate zeichnet eine große Offenheit gegenüber den Menschen aus. „Zunächst führte Mama die Reithalle in Webenheim, später, als mein Papa in Vorruhesta­nd kam, übernahmen sie zusammen die Waldschänk­e mit Spielplatz in Bierbach.“Viele Freundscha­ften entstanden, wenn Schrods nicht hinter dem Tresen standen oder zu Wanderunge­n aufbrachen, kümmerte sich Volker Schrod um seine Briefmarke­nsammlung oder sorgte sich um seine Pflanzen. „Der Garten und der Teich, die hatten es ihm angetan“, sagt Kuhn. Hinzu kam schon früh ein weiteres Hobby: der PC. „Ob sie es glauben oder nicht, mein Papa war bei Facebook aktiv, hat gerne Bilder von sich und meiner Mama, aber auch von seiner Lieblingsb­lume, der Amaryllis, gepostet“, erzählt sie. Entweder per Mail oder Facebook hielt Volker Schrod auch die Kontakte zu seinen „alten Freunden aus der Zeit in Bierbach“aufrecht. Denn vor gut 15 Jahren zog die Familie quasi

Simone Kuhn, ans ganz andere Ende des Saarlands. „Mein Mann und ich haben uns dafür entscheide­n, ein Haus in Freisen zu bauen. Doch ich war ja noch nie bei meinen Eltern ausgezogen und litt fürchterli­ch. Da meinte meine Mama ganz spontan, dass sie einfach mitziehen würden“, erzählt die Tochter. Gesagt, getan, das Haus in Bierbach wurde verkauft, die Einliegerw­ohnung im Freisener Ortsteil Eitzweiler wurde zum neuen Zuhause der Schrods. „Auch hier hatten meine Eltern keine Probleme, Kontakte zu knüpfen, kamen schnell ins Gespräch, schlossen sich Vereinen an“, sagt sie.

Allein eine nicht gut gelungene Operation am Grauen Star, erzählt sie, belastete ihren Vater. „Alles war richtig gut, bis meine Eltern im März an der Grippe erkrankten. Zwar erholten sie sich recht gut, doch dann fiel Papa in Ohnmacht. Er wollte aber nicht ins Krankenhau­s, erst drei Tage später auf Drängen meiner Mama gab es eine Untersuchu­ng.“Die verhieß nichts Gutes. Es wurden Hirnblutun­gen festgestel­lt. Gleich vier Mal wurde Volker Schrod am Universitä­tsklinikum Homburg am Hirn operiert, dann schließlic­h nach Neunkirche­n verlegt.

„Er lag im künstliche­n Koma, sein Asthma, das er aus Kindertage­n hatte, machte ihm beim Atmen zu schaffen“, erzählt Simone Kuhn. Ihr Papa erwachte nicht mehr aus dem Koma, letztlich blieben der Familie gerade mal vier Tage, um Abschied zu nehmen. „Wir waren ständig bei ihm, und er durfte friedlich einschlafe­n“, sagt sie. .............................................

„Das war wirklich Liebe, was die beiden mehr als 50 Jahre verbunden hat.“

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FOTO: FAMILIE SCHROD Waren immer gerne unterwegs: Renate und Volker Schrod.

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