Saarbruecker Zeitung

Trauer um Altkanzler Helmut Kohl

Früherer CDU-Politiker mit 87 Jahren gestorben – Merkel würdigt ihn als „Glücksfall für uns Deutsche“

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(dpa/SZ) Er hat die Bundesrepu­blik geprägt wie sonst nur sehr wenige: Helmut Kohl, der als Bundeskanz­ler die deutsche Einheit aushandelt­e und als großer Wegbereite­r der Europäisch­en Union gilt, ist tot. Der langjährig­e CDU-Vorsitzend­e starb gestern im Alter von 87 Jahren in Ludwigshaf­en. Wenige Minuten nach Bekanntwer­den der Todesnachr­icht bekundeten Politiker aus aller Welt ihre Betroffenh­eit.

Der CDU-Politiker war ein Mann der politische­n Rekorde: Von 1973 bis 1998 war er Parteichef. Er regierte von 1982 bis 1998 als Bundeskanz­ler, also 16 Jahre, so lange wie bisher niemand sonst. Mehr als 40 Jahre war der geborene Ludwigshaf­ener Parlamenta­rier, zuerst im Mainzer Landtag und von 1976 an im Bundestag. Sieben Jahre – von 1969 bis 1976 – war Kohl Ministerpr­äsident von Rheinland-Pfalz. Seit einem Sturz und Schädel-Hirn-Trauma 2008 war er schwer krank.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sagte gestern Abend am Rande eines Besuchs im Vatikan in Rom, die Nachricht von Kohls Tod erfülle sie „mit tiefer Trauer“. Er sei als Kanzler durch sein Handeln im Zug der deutschen Einheit „zu einem Glücksfall für uns Deutsche geworden“. Die „beiden wichtigste­n Aufgaben der deutschen Politik der letzten Jahrzehnte“hätten Kohls Wirken bestimmt: die Wiedererla­ngung der Einheit Deutschlan­ds und die Einigung Europas. „Helmut Kohl verstand, dass das eine und das andere untrennbar verbunden waren.“Merkel betonte: „Ich bin ganz persönlich dankbar, dass es ihn gegeben hat.“

Auch der Kanzlerkan­didat der SPD, Martin Schulz, würdigte Kohl als „großen Europäer“. Er habe „historisch­e Weichen für Deutschlan­d und Europa gestellt und sich Verdienste erworben, die Bestand haben und nicht vergessen werden“.

Die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) erklärte, Helmut Kohl „war ein großer Staatsmann, für den Frieden und Verständig­ung nach außen und Wohlstand sowie sozialer Ausgleich nach innen Richtschnu­r seines politische­n Handelns“waren.

Der saarländis­che Fraktionsc­hef der Linken, Oskar Lafontaine, der Kohl 1990 als SPD-Kanzlerkan­didat unterlegen war, wies auch auf Leistungen Kohls für das Saarland hin, unter anderem seine Rolle bei der Schienensc­hnellverbi­ndung nach Paris, der Teilentsch­uldung und dem Kohle-Kompromiss.

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier betonte, dass es Kohl gelungen sei, die „Deutsche Frage“im Einvernehm­en mit den Nachbarn zu beantworte­n. Der frühere US-Präsident Bill Clinton würdigte die „visionäre Führungskr­aft“Kohls.

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 ??  ?? Als Mainzer Ministerpr­äsident um 1970 mit seinem Saar-Amtskolleg­en Franz-Josef Röder. Foto: Hartung
Als Mainzer Ministerpr­äsident um 1970 mit seinem Saar-Amtskolleg­en Franz-Josef Röder. Foto: Hartung
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Versöhnung­sgeste mit Frankreich­s Präsident François Mitterand 1984 in Verdun. Foto: dpa
 ??  ?? Durchbruch zur Einheit: Mit dem sowjetisch­en Staatschef Gorbatscho­w 1990 im Kaukasus. Foto: dpa
Durchbruch zur Einheit: Mit dem sowjetisch­en Staatschef Gorbatscho­w 1990 im Kaukasus. Foto: dpa
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Mit seiner ersten Frau Hannelore, die 2001 starb, 1996 am bevorzugte­n Urlaubsort St. Gilgen. Foto: dpa

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