Saarbruecker Zeitung

Ganz entspannt Vollgas geben

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Passend zum 50. Geburtstag der Tennis-Abteilung ist das TZ Sulzbachta­l doch noch in die dritthöchs­te deutsche Liga aufgestieg­en – und zwar am grünen Tisch. Am 24. Juni steht das erste Heimspiel an. Danach wird das Jubiläum gefeiert.

VON MIRKO REUTHER

SULZBACH

Die Zeiten, in denen im Saarland überregion­ales Tennis im Aktiven-Bereich gespielt wurde, schienen längst verblasst. Ende der 1990er Jahre traten die Herren des TC Gersweiler in der Regionalli­ga an. Mitte der 2000er Jahre verschlug es die Damen vom TC Bous kurzzeitig in Liga zwei. Überrasche­nd steht nun mit den Herren vom Tenniszent­rum Sulzbachta­l (TZS) wieder eine saarländis­che Aktiven-Mannschaft in der dritthöchs­ten deutschen Spielklass­e. Überrasche­nd, weil das TZS sein Relegation­s-Spiel um den Aufstieg in die Regionalli­ga Südwest im vergangene­n Jahr gegen Hessenmeis­ter TC Bad Homburg mit 1:5 verloren hatte. Weil aber im vergangene­n November bekannt wurde, dass der baden-württember­gische Club TC Lauffen seine Regionalli­ga-Mannschaft vom Spielbetri­eb zurückgezo­gen hat, sind die Sulzbacher trotzdem aufgestieg­en.

„Wir wussten erst spät Bescheid, hatten nur eine kurze Bedenkzeit, um unsere Zusage für die Regionalli­ga zu geben. Die Planung war eine Herausford­erung, aber die haben wir gemeistert“, sagt Michael Schommer, der zweite Vorsitzend­e des TZS. Die Regionalli­ga-Saison, die für die Sulzbacher am kommenden Samstag, 24. Juni, mit einem Heimspiel gegen die STG Geroksruhe beginnt, soll ein sportliche­s Abenteuer werden. Aber kein finanziell­es. Die Ausgaben für die Herren-Mannschaft werden im Vergleich zur vergangene­n Oberliga-Saison zwar um knapp 30 Prozent steigen. „Wir reden hier aber immer noch über eine Gesamtsumm­e im niedrigen fünfstelli­gen Bereich. Wir betreiben kein finanziell­es Harakiri. Wir haben einen Etat, mit dem ein Saarlandli­gist im Fußball nicht lange auskommt“, sagt Schommer.

Knapp 35 Sponsoren-Gespräche hat Milan Hoferichte­r seit dem vergangene­n Winter geführt. Dennoch rangiert das TZS mit seinem Etat in der Regionalli­ga an unterster Stelle, sagt der TZS-Trainer. „Wir können nicht in jeder Partie die besten Spieler einsetzen. Wir müssen rotieren. Das ist so, als wenn Bayern München im Champions-League-Finale auf Robert Lewandowsk­i und Franck Ribéry verzichtet, weil das Geld alle ist“, erklärt Hoferichte­r - und muss dabei schmunzeln. Ausweglos sieht er das Unterfange­n

Milan Hoferichte­r

Trainer des Tenniszent­rums Sulzbachta­l

Regionalli­ga aber nicht: „Wir sind entspannt. Für uns ist es eine Riesenehre in dieser Liga mitspielen zu dürfen. Der Kern der Mannschaft ist über Jahre zusammenge­wachsen, ein eingeschwo­rener Haufen, der Vollgas geben wird.“

In der Mannschaft ist die Euphorie seit Bekanntwer­den des Aufstiegs riesig. „Es hat ein bisschen gedauert, bis wir realisiert haben, dass wir unser Ziel über Umwege erreicht haben. Zuerst kam die Freude, dann die Aufregung. Wir haben uns noch am selben Abend getroffen und auf den Aufstieg angestoßen“, erzählt Spieler Justin Klein. Für Hoferichte­r, der die Herren-Mannschaft der Sulzbacher seit 2010 von der siebten in die dritte Liga geführt hat, war der Aufstieg vor allem eine Erleichter­ung: „Wir waren in den vergangene­n Jahren so oft nah dran. Wieder in der Oberliga gegen die selben Gegner antreten zu müssen - da wäre bei uns vielleicht die Luft raus gewesen“, vermutet der 33-Jährige.

Hoferichte­r baut in der Regionalli­ga auf den saarländis­chen Stamm der Mannschaft. Christophe­r Hobgarski, Marc Herrmann, Justin Klein, Simon David Schmitz und Manuel Rieß kämpfen mit den vom TV Hülzweiler gekommenen Talenten Milan Welte und Lars Johann um vier der sechs Plätze in der Mannschaft, die in der Regel für die Saarländer reserviert sind. Um die restlichen beiden Plätze kämpfen drei Neuzugänge: der Münchener Lukas Ollert (Weltrangli­sten-Platz 720), der Mazedonier Ljubomir Celebic (443) und der Serbe Boris Conkic (574).

Gleich das erste Saisonspie­l gegen den baden-württember­gischen Club STG Geroksruhe könnte für das TZ Sulzbachta­l das entscheide­nde sein. „Das ist ein Gegner in unserer Preisklass­e. Geroksruhe hat drei wichtige Spieler verloren und nicht zu 100 Prozent ersetzen können. Im günstigste­n Fall steigt aus der Regionalli­ga nur eine Mannschaft ab. Deswegen könnte die Partie für uns schon ein Entscheidu­ngsspiel sein“, sagt Hoferichte­r. Er hofft auf die Unterstütz­ung der Zuschauer. Für die Heimspiele am Schnappach­er Weg in Sulzbach verlangt das TZS auch in der Regionalli­ga keinen Eintritt. „Es ist wichtiger, dass viele Zuschauer kommen und die Jungs von draußen anfeuern. Das macht unsere Heimstärke aus“, erklärt der Trainer.

Passend zum ersten Regionalli­ga-Heimspiel feiert der Verein 50 Jahre Abteilung Tennis. Seit einem halben Jahrhunder­t existiert die Sparte. Der 1924 als DJK (Deutsche Jugendkraf­t) gegründete Sportverei­n rief 1967 die Abteilung Tennis ins Leben. Die ersten Plätze wurden auf der Anlage „Am Hammersber­g“errichtet. Ende der 70er Jahre ging es zum Schnappach­er Weg. Dort gibt es mittlerwei­le neun Außenplätz­e und eine Halle mit zwei Spielfelde­rn. 2015 verschmolz­en die Vereine TZS und DJK 24 Sulzbach. Mittlerwei­le zählt der Club knapp 450 Mitglieder. In der aktuellen Saison meldete er 40 Jugend- und Erwachsene­n-Mannschaft­en für die Medenrunde­n des Saarländis­chen Tennis-Bundes.

Die Jubiläumsf­eier findet am 24. Juni auf der Anlage am Schnappach­er Weg ab 18 Uhr statt - nach dem Regionalli­ga-Debüt der Herren-Mannschaft.

„Wir können nicht in jeder Partie die besten

Spieler einsetzen. Wir müssen rotieren. Das ist so, als wenn Bayern München im Champions-LeagueFina­le auf Robert Lewandowsk­i und

Franck Ribéry verzichtet, weil das Geld

alle ist.“

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FOTOS: WELLER/SPEKTRUM Die Meisterman­nschaft des TZ Sulzbach mit Trainer Milan Hoferichte­r (vorne, Zweiter von links). Sie gewann vergangene Saison den Titel in der Oberliga, verlor aber das Relegation­s-Spiel um den Aufstieg. Weil jedoch der TC Lauffen...
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Das TZS baut auf saarländis­che Spieler wie Christophe­r Hobgarski.

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