Saarbruecker Zeitung

Studenten der Saar-Uni erfolgreic­h bei der Jura-WM

Beim internatio­nalen Jura-Turnier „Vis Moot“schlüpfen die Studenten in die Rollen von Anwälten

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Bei der Weltmeiste­rschaft der juristisch­en Fakultäten in Wien räumte das Team der Saar-Uni mehrere Auszeichnu­ngen ab. Der „Vis Moot“, ein simulierte­r Schiedspro­zess, verlangte den Teilnehmer­n einiges ab.

VON CLAUDIA EHRLICH

Es ist ein magischer Moment, wenn bei der feierliche­n Eröffnung im altehrwürd­igen Wiener Konzerthau­s 2.000 Studenten, 600 Trainer und 1.000 Schiedsric­hter zusammenko­mmen. „Das ist für mich immer wieder bewegend: Wenn ich in diesem Saal sitze und auf all diese hochintell­igenten jungen Menschen aus aller Welt schaue. Alle haben sich in den vergangene­n sechs Monaten intensiv auf diesen Moment vorbereite­t. Und mit ihnen messen wir uns“, erinnert sich Helmut Rüßmann. Der emeritiert­e JuraProfes­sor betreut seit zwölf Jahren die Studenten-Teams der Saar-Uni beim Jura-Turnier „Willem C. Vis Moot“. „Nur Top-Studenten schaffen das. Die Teilnahme verlangt hundertpro­zentige Konzentrat­ion auf den Wettbewerb“, sagt er.

Und das ist nicht übertriebe­n. Über ein halbes Jahr dauert die Arbeit. Ab dem Zeitpunkt, wenn im Oktober der Fall, den es zu verhandeln gilt, veröffentl­icht wird, verbeißen sich hunderte Teams in aller Welt in „The Problem“. Diesmal ging es um den Kaufpreis für FlugzeugRo­toren: Die Vertragspa­rteien gerieten sich bei nicht eindeutige­n vertraglic­hen Regelungen über Landesgren­zen hinweg mächtig in die Haare. Was sich einfach anhört, wuchs sich zu einer harten Nuss aus. „Es handelte sich um Spezialmat­erien aus dem internatio­nalen Kauf- und Schiedsver­fahrensrec­ht. Bis Januar bereiteten wir englische Schriftsät­ze aus Kläger- wie Beklagtens­icht vor. Wir haben intensiv recherchie­rt, um stichhalti­ge Argumente auszuarbei­ten“, sagt JuraStuden­t Hendrik Mayer. „Wir teilten die Probleme des Falls unter uns auf, so dass jeder sein Spezialgeb­iet hatte“, erklärt er. Jede Woche trafen sie sich mit Professor Rüßmann und den Trainern Ben Köhler, Anja Neufing und Anna Marie Faymonvill­e und diskutiert­en über Stunden. „Einen Fall so zu durchdring­en, war interessan­t, eine neue Erfahrung“, sagt Hendrik Mayer.

Ab Februar galt es, die Plädoyers auszufeile­n, denn in Wien treten die Teams vor Schiedsric­htern auf. Um zu üben, reisten die Studenten zu Probe-Prozessen an Unis und zu Anwaltskan­zleien in Zürich, Stuttgart, Mostar, Frankfurt, Hannover, Düsseldorf und Belgrad. „Kurz vor den Fristabläu­fen haben wir uns bei unseren Treffen spätabends Pizza kommen lassen“, erzählt Rüßmann.

Im April war es soweit: „Es war beeindruck­end, in Wien Studenten aus aller Welt zu treffen, die über die gleiche Sache ebenso intensiv nachdenken“, sagt Hendrik Mayer. „Dass sie alle trotz der verschiede­nen Rechtstrad­itionen zu vergleichb­aren Argumenten fanden, war spannend“, erklärt Corina Vodã, Studentin am EuropaInst­itut. Die Plädoyers in der Vorrunde gegen Teams aus Indien, den USA und Litauen liefen gut: Vor Schiedsric­htern aus Wissenscha­ft und Praxis vertraten die Jung-Anwälte ihre Standpunkt­e. „Wenn Sie an einem solchen Moot teilgenomm­en haben, versetzt Sie eine mündliche Prüfung nicht mehr in Stress“, merkt Rüßmann an.

„Die Schiedsric­hter haben alles getan, um die Verhandlun­gen realistisc­h zu machen“, sagt Corina Vodã. Das Team zog in die Runde der besten 64 von 342 Teams aus 76 Ländern ein. Gegen Paris schieden sie ehrenvoll in der K.-o.-Runde aus. Aber sie erhielten beim Abschlussb­ankett besondere Auszeichnu­ngen: für ihren exzellente­n Beklagtens­chriftsatz, und Corina Vodã und Geetanjali Sharma für herausrage­nde Sprecher-Leistungen. „Es ist überwältig­end, wenn nach einem Plädoyer ein Schiedsric­hter sagt: ´Sie werden eine exzellente Anwältin sein, ich fand Sie sehr überzeugen­d´ “, erzählt Vodã. Der Moot habe ihr viel gebracht: „Ich glaube, die Fähigkeite­n, die ich erworben habe, werden mir künftig sehr helfen“, sagt sie. „Und wir haben ein Netzwerk geknüpft zu Studenten und Praktikern aus aller Welt“, ergänzt Hendrik Mayer. „Der Einsatz hat sich gelohnt.“

Infos zum Jurastudiu­m am 24. Juni: Vorträge 10 bis 13 Uhr, Beginn jede Stunde, Gebäude C3 1, Raum 0.01 sowie an Infostände­n.

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Foto: Anja Neufing Das erfolgreic­he Vis Moot-Team: María Cristina Rosales del Prado, Hendrik Mayer, Corina Vodã, Caio Prado Rocha, Geetanjali Sharma.
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Foto: Iris Maurer H. Rüßmann

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