Saarbruecker Zeitung

Mit Musik geht im Leben vieles leichter

Saarklang-Festival verpasst der Stadt ihren eigenen Soundtrack.

- VON TOBIAS EBELSHÄUSE­R www.saarklang.de

ST. JOHANN Das Leben hat einfach zu wenig Musik. Also Hintergrun­dmusik. So wie im Film. Ein Soundtrack, der die Situatione­n begleitet, die wir durchleben. Abgesehen von der berühmten Fahrstuhl- und Kaufhausmu­sik kommt das jedoch kaum vor. Vielleicht haben sich das die Studenten gedacht, die zum Tag der Musik an diesem Wochenende das Saarklang-Festival veranstalt­eten. An vier Orten spielten am vergangene­n Freitag und Samstag Gruppen, Solo-Künstler. Zudem gab es Projekte, um der Stadt Saarbrücke­n ihren eigenen Klang, ihren eigenen Soundtrack zu verpassen.

Die erste Station: die große Bühne auf dem Max-Ophüls-Platz im Nauwieser Viertel. Auf dem Weg von der Johanneski­rche aus ins Viertel, durch die Nassauerst­raße, hört man bereits die Musik. Dahinter, in der anderen Richtung, senkt sich die Sonne langsam in eine rot-bunte Dämmerung. Es wird ein schöner, sommerlich­er Freitagabe­nd in der Stadt. In und vor den Cafés im Viertel genießen die Menschen die warme Abendluft. Spaziergän­ger und Fahrradfah­rer sind in den Straßen unterwegs. Auf dem Max-OphülsPlat­z sitzt und steht das Publikum des Festivals, trinkt, lacht und feiert. Auf der Bühne spielt das Jugend Jazz Orchester Saar eine „Jam Session“. Ungezwunge­n, energetisc­h, locker. Ein passender Soundtrack zum Sommer im Viertel.

Weiter geht’s, einen Schritt an den Rand des Viertels, in den Deutsch-ausländisc­hen Jugendclub in der Johanisstr­aße. Eine helle Frauenstim­me erfüllt den Raum, der für den Umfang der Stimme fast schon zu klein erscheint. Wie in einer Lounge ist das Licht gedimmt. auf dem Boden sitzt das Publikum, hört andächtig zu. Die neuseeländ­ische Sängerin „Ehcoh“singt. Ihr richtiger Name ist Elizabeth Calvert. Bei einigen Liedern wird sie von ihrem Mann Matthew am Keyboard begleitet. Ihre Lieder sind melancholi­sch, verträumt - und wie sie selbst sagt, manchmal auch verdammt traurig. Das passt vielleicht auch so in Zeiten von Abschied. Denn die Musikerin singt vom anderen Ende der Welt, das Luftlinie etwas mehr als 18 000 Kilometer entfernt ist. Und sie sagt, dass dies ihr letztes Konzert in Deutschlan­d ist. Zumindest für die vorhersehb­are Zukunft. Denn im September wird Elizabeth Calver Mutter. Mit ihrem Mann will sie nach zwei Jahren in Saarbrücke­n einen neuen Wohnort suchen, näher an der Heimat Neuseeland, näher an der Familie.

Daraufhin: Kontrastpr­ogramm. Im Horst in der Bleichstra­ße tritt die Gruppe „.antonio“, das wird „Punktanton­io“gesprochen, auf. Sie spielt schnellen, treibenden und vor allem lauten Pop-Punk. Und auch das passt wieder perfekt. Denn in der Kneipe ist es stickig warm. Es riecht nach Zigaretten. Das Licht reicht kaum zum Lesen der unzähligen Konzertpla­kate an den Wänden, die richtige Tapeten überflüssi­g machen. Die Musik, so melodisch sie auch ist, zerrt am Trommelfel­d. Doch als sie schließlic­h verstummt, als die Band ihre Instrument­e abbaut und Platz macht für den nächsten Auftritt, wird wieder eines klar: Ohne laute, schnelle Musik, ohne den passenden Soundtrack macht diese Atmosphäre, ja macht das Leben einfach nicht ganz so viel Spaß.

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FOTO: TOBIAS EBELSHÄUSE­R Im Nauswieser Viertel genießen die Menschen die warme Abendluft gepaart mit Musik vom Saarklang-Festival.
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FOTO: TOBIAS EBELSHÄUSE­R Das Publikum feiert im Stehen und im Sitzen vor der großen Festival-Bühne auf dem Max-Ophüls-Platz.

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