Saarbruecker Zeitung

Ein Bonbon für Freunde der Kammermusi­k

Das Gürzenich-Quartett begeistert bei Konzert in der alten evangelisc­hen Kirche in St. Johann.

- VON OLIVER SANDMEYER

ST. JOHANN Es war erdrückend heiß im Konzertsaa­l der alten evangelisc­hen Kirche in Saarbrücke­n-St. Johann. Trotzdem waren die etwa 150 Plätze fast alle besetzt. Denn wenn das traditions­reiche Gürzenich-Quartett aufspielt, nimmt man so etwas gerne in Kauf. Der Verein Saarbrücke­r Kammerkonz­erte hatte das aus der Mitte des Kölner Symphonie-Orchesters hervorgega­ngene Streichqua­rtett in die Landeshaup­tstadt eingeladen - und bot damit Freunden der Kammermusi­k ein besonderes Bonbon. Denn es ist beeindruck­end, mit wie vielen Preisen die vier Musiker dekoriert sind. Torsten Janicke (Violine), Rose Kaufmann (Violine), Mechthild Sommer (Viola) und Joachim Griesheime­r (Violoncell­o) haben national wie internatio­nal Wettbewerb­e gewonnen.

Die Musiker auf der kargen Bühne in der Kirche - neben den Instrument­en und Mikrofonen schmückte diese lediglich noch ein Strauß Blumen – ließen die Besucher zum Auftakt des Konzerts in den Genuss von Engelbert Humperdinc­ks ‚Allegro für Streichqua­rtett c-Moll op. 38‘ kommen. An- und abschwelle­nd erhob sich die Musik, meisterhaf­t korrespond­ierten die Musiker miteinande­r. Und das sensible Spiel ihres Konzertmei­sters Janicke war in allen Stimmungen in vollem Einklang mit den Mitspieler­n. Auch den Musikern war die Freude an der Musik anzusehen.

Im drauf folgenden „Streichqua­rtett g-Moll op. 10“von Claude Debussy konnte das Gürzenich-Quartett mit einer großen Wandlungsf­ähigkeit im Klang und drängender Intensität bei zügigen Tempi beeindruck­en. In dem bisweilen hektischen und dramatisch­en Stück wurden die Streichins­trumente oftmals gezupft. Dabei war das Zusammensp­iel zu jedem Zeitpunkt homogen und klanglich nahezu perfekt.

Nach einer Pause spielte das Streichqua­rtett noch das mehr als halbstündi­ge „Klavierqui­ntett Nr. 2 in c-Moll op. 115“von Gabriel Fauré. Begleitet wurden es hierbei von Wolfram Schmitt-Leonardy, einer der führendend­en deutscher Pianisten sowie Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater München. Doch zu Beginn fand sich das Klavier noch nicht in den Klang der Streicher ein. Erst im Verlauf der Kompositio­n schafften es die Musiker die zuvor demonstrie­rte Perfektion und Harmonie wiederherz­ustellen – und das Gürzenich-Quartett sowie Schmitt-Leonardy wurden am Ende vom Publikum in der evangelisc­hen Kirche verdient mit lange anhaltende­m Applaus verabschie­det. Produktion dieser Seite: Fabian Bosse, Marcus Kalmes Martin Rolshausen

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