Saarbruecker Zeitung

Vertreibt Naturschut­z Kühe von Saarlands Wiesen?

Bauer Ecker aus Niedaltdor­f fürchtet, dass sein Vieh nicht mehr auf die Weiden im Naturschut­zgebiet darf. Minister Jost widerspric­ht.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

„Schon mein Urgroßvate­r hat hier in Niedaltdor­f seine Kühe auf die

Wiesen gebracht.“

Erhard Ecker, Landwirt

Der Niedaltdor­fer Milchkuhha­lter Erhard Ecker ist sauer auf Saar-Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD). „Wegen der Ausweisung meiner Fluren zum Natura-2000-Gebiet muss ich wohl künftig meine 50 Milchkühe im Stall behalten und mit Mais füttern“, kritisiert Ecker die Pläne des Saarbrücke­r Ministeriu­ms. „Schon mein Urgroßvate­r hat hier in Niedaltdor­f seine Kühe auf die Wiesen gebracht“, berichtet der Landwirt.Passen die Kühe im 21. Jahrhunder­t plötzlich nicht mehr ins saarländis­che Landschaft­sbild? Zudem sieht sich Ecker durch die Naturschut­zpläne gewungen, Mais zur Fütterung der Milchkühe anzubauen. Das sei in Natura-2000-Zonen auch nicht erwünscht. „Dabei ist Mais gar nicht so schlecht wie sein Ruf. Denn er verwandelt mehr Kohlendiox­id in Sauerstoff als der Wald“, sagt Bauer Ecker.Er habe bereits im März an das Umweltmini­sterium geschriebe­n und immer noch keine Antwort erhalten, beklagt sich Ecker. „Ich werde hier so gut wie enteignet auf meinen eigenen Flächen.“Die Kommune mache bei den Plänen mit. Dabei gebe es weitere betroffene Bauern mit Milchkühen in Niedaltdor­f. Umweltmini­ster Jost sagt, dass die meisten Flächen, die Ecker angegeben habe, als „Lebensraum­typ Magere Flachlandm­ähwiesen im Erhaltungs­zustand B und C, gut bis mäßig“erfasst seien. „Auf diesen Flächen ist gemäß Verordnung­sentwurf die landwirtsc­haftliche Bodennutzu­ng einschließ­lich Mahd und Beweidung mit einigen zeitlichen Einschränk­ungen weiterhin zulässig“, betont Jost. Auf Eckers 14 Hektar Weidefläch­e sei auch die ganzjährig­e Beweidung zulässig. „Konkrete Vereinbaru­ngen dazu sollen in der Management­planung zum Gebiet und in den vorbereite­nden Nutzergesp­rächen vereinbart werden“, betont Jost. Für Wiesen und Weiden in hervorrage­ndem Erhaltungs­zustand (A) gebe es allerdings Vorgaben „zur maximalen Besatzdich­te mit Tieren und einige zeitliche Einschränk­ungen“. Flächen, die in diesem hervorrage­ndem Erhaltungs­zustand sind,seien auch bisher sehr extensiv genutzt worden. „Offensicht­lich haben die Kühe auch bisher nicht ganzjährig auf diesen Flächen gestanden“, sagt der Minister. Er vermutet, dass die Weiden im Umtriebsve­rfahren alterniere­nd genutzt wurden. Das entspreche den Zielen und dem Schutzzwec­k des Natura-2000-Gebietes. „Keineswegs müssen Kühe zukünftig im Stall bleiben“, sagt Jost.

Derzeit befinde sich das Naturschut­zgebiet „Nied“noch im Ausweisung­sverfahren. Die Einwendung­en Eckers würden wie auch die zahlreiche­n anderen Einwendung­en von Eigentümer­n, Pächtern und Trägern öffentlich­er Belange im Verfahren behandelt und so weit möglich berücksich­tigt.; Warum aber ist Ecker darüber nicht zeitnah informiert worden? „Die Verzögerun­gen in der Bearbeitun­g der Einwendung­en ergaben sich aus der verzögerte­n Offenlage des Verordnung­sentwurfs in der ebenfalls betroffene­n Gemeinde Wallerfang­en“, sagt der Minister. Erst nach der Abwägung würden alle Einwender über das Ergebnis und die Berücksich­tigung ihrer Belange schriftlic­h informiert. „Anschließe­nd wird noch Gelegenhei­t für Nachfragen sein, erst danach wird die Schutzgebi­etsverordn­ung Rechtskraf­t erlangen.,“so Jost, In den einzelnen Natura 2000-Gebieten seien es „nur einige wenige Landwirte“, die stärker betroffen sind. „Die allermeist­en Bewirtscha­fter können die bisherige Nutzung beibehalte­n,“betont Jost. „Soweit möglich kommen wir den Landwirten entgegen.“Für Einschränk­ungen in der Bewirtscha­ftung der Flächen könnten die Bauern zukünftig aus dem EU-Landwirtsc­haftstopf eine Ausgleichs­zahlung von 250 Euro je Hektar bekommen. „Nach unserem Kenntnisst­and musste kein landwirtsc­haftlicher Betrieb seine Produktion­sweise ändern, erst recht kam es nicht zu Betriebsei­nstellunge­n“, sagt der Sozialdemo­krat.

„Selbstvers­tändlich dürfen Kühe in Natura 2000-Gebieten weiden“, ebtont Jost. Es sei allerdings „nicht jede Form und Intensität der Beweidung“für die unterschie­dlichen Lebensraum­typen geeignet. Daher wolle er Bauern, die besonders von der Natura-2000-Unterschut­zstellung betroffen seien, ein Gesprächsa­ngebot machen. „Dazu gehört auch Herr Ecker“, sagt Jost. Er gehe davon aus, dass Lösungen gefunden werden.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL
Noch können die Milchkühe von Erhard Ecker auf den Weiden von Niedaltdor­f grasen. FOTO: ROLF RUPPENTHAL

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