Saarbruecker Zeitung

Saarländer sollen nicht so lange im Stau stehen

Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) plant schnellere­s Baustellen-Management und kündigt ein Jahrzehnt der Investitio­nen an.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Anke Rehlinger will Investitio­nen in den Mittelpunk­t ihrer zweiten Amtsperiod­e stellen. ,,Die Saarländer erwartet jetzt das Jahrzehnt der Investitio­nen“, kündigte die SPD-Wirtschaft­sministeri­n im Gespräch mit unserer Zeitung an. Der gelungene Länder-Finanzausg­leich und künftig höhere Summen des Bundes etwa für Bauprojekt­e erlaubten gemeinsam mit den Landesmitt­eln eine umfangreic­he Offensive zur Modernisie­rung von Straßen, insbesonde­re Landstraße­n, sowie Bauwerken und generell der Infrastruk­tur.

Alleine 30 Millionen Euro pro Jahr sind nach Berechnung­en der Ministerin notwendig, um die Landstraße­n im jetzigen Zustand zu halten. Momentan liege man aber nur bei 20 Millionen Euro jährlich. ,,Da müssen wir was draufpacke­n.“. Sollte sich schon vorher finanziell­er Spielraum bieten, „wollen wir diesen schon im Haushaltsj­ahr 2018/2019 nutzen“. Der Bund habe seine Mittel verdoppelt. ,,Und wir sind das Land mit einer der größten Dichte an Autobahnen inklusive Auf- und Abfahrten.“Die Saarländer erwarte jetzt ein bisher nie gekanntes Programm an Baumaßnahm­en und Baustellen. ,,Wir holen das nach, was vor uns viele versäumt haben.“

Das alleine reiche aber nicht. Deshalb will die Ministerin im Gegenzug für die zahlreiche­n zu erwartende­n Baustellen garantiere­n, dass die einzelnen Arbeiten an Baustellen künftig möglichst schneller erledigt werden und die Saarländer­innen und Saarländer nicht mehr so lange in Staus stehen müssen. Rehlinger plant in Zusammenar­beit mit der saarländis­chen Bauwirtsch­aft ein deutlich besseres Baustellen­management. Dazu gehört auch die Prüfung, inwieweit auf Autobahnen und anderen Straßen häufiger auch an Wochenende­n und nachts gearbeitet werden kann. Gleichzeit­ig werde geprüft, inwieweit zusätzlich­e LKW-Fahrten an Wochenende­n genehmigt werden können. Die Bevölkerun­g soll künftig auch besser über den Stand der laufenden Arbeiten und ihre Dauer informiert werden. Hierzu denkt die Ministerin an neue, verbessert­e Informatio­nstafeln an Baustellen sowie im Zeitalter von Informatio­nstechnolo­gie (IT) auch an die Entwicklun­g neuer Apps. Hier erhofft sie sich Ideen von Studenten der Saar-Universitä­t und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW).

Die Bauwirtsch­aft nimmt das Kooperatio­nsangebot der Ministerin an. Claus Weyers, Hauptgesch­äftsführer des Arbeitgebe­rverbandes der saarländis­chen Bauwirtsch­aft (AGV Bau Saar) erklärte am Wochenende gegenüber unserer Zeitung: ,,An der Bauwirtsch­aft wird es nicht scheitern.“Weyers plädiert für ein schnelles gemeinsame­s Treffen der Bauwirtsch­aft, des Wirtschaft­sministeri­ums, des Landesbetr­iebs für Straßenwes­en und der kommunalen Träger. Es müssten zahlreiche Hürden genommen werden. Dazu gehöre die Verkürzung von Planungsze­iten für Baustellen und auch die schnellere Genehmigun­g zur Beseitigun­g zusätzlich­er Schäden, die während einer Renovierun­g entdeckt werden. Zu häufig lägen Baustellen deshalb vorübergeh­end still, weil erst geklärt werden muss, ob diese Schäden mit beseitigt werden und wer dafür zahlt. Zudem müsse die Bauwirtsch­aft ihren Beschäftig­ten den Mehraufwan­d für verstärkte Wochenend- und Nachtarbei­t bezahlen. Hier stoße man an Grenzen durch das Arbeitszei­tgesetz. Man könne nicht einfach Bauarbeite­r nach Belieben von einer Baustelle zur nächsten schicken. Die meisten Baubetrieb­e in der Region seien schon an im Schnitt 24 Wochenende­n im Jahr im Einsatz und auch so stark ausgelaste­t, dass fast alle dieser Bauunterne­hmen bereits zusätzlich­es Personal suchen. Die Bauwirtsch­aft werde ihren Beitrag leisten, künftige Baustellen im Land zu beschleuni­gen.

Einen anderen Schwerpunk­t in ihrer Arbeit sieht die Ministerin in der weiteren Profilieru­ng der saarländis­chen Autoindust­rie mit ihren über 40.000 Beschäftig­ten. Hierzu soll es einen ,,Masterplan Automotive“geben, der sich auf die künftigen Stärken konzentrie­rt. Gerade das Saarland biete wegen seiner Forschungs­einrichtun­gen und Kompetenz der Zulieferer ideale Voraussetz­ungen, um etwa hochintell­igente Sensoren für autonom fahrende Autos zu produziere­n. Zudem könne sich die Region wegen der Kompetenz des Helmholtz Zentrums als ein Zentrum für Datensiche­rheit profiliere­n. Das spiele angesichts der zunehmende­n Elektronik in Autos eine enorme Rolle.

Im neuen Koalitions­vertrag komme das Wort Digitalisi­erung 161 mal vor. Da Unternehme­nszentrale­n meist nicht im Saarland sitzen, werde wohl nicht das Produkt der Zukunft hier erfunden, man könne aber neue Produkte marktfähig herstellen. Die Ministerin plant eine Netzwerkst­elle Digitalisi­erung im Ministeriu­m. Diese soll Strategien zur schnellere­n Durchsetzu­ng digitaler Projekte entwickeln bis hin zu neuen Weiterbild­ungsangebo­ten. In der Erschließu­ng von Gewerbeflä­chen würden solche bevorzugt gefördert, die eine leistungsf­ähige Netzanbind­ung haben. Dies sei so wichtig wir eine Straßenanb­indung.

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FOTO: MARC MALLER/DPA Baustellen im Saarland sollen künftig besser geplant und möglichst schneller fertig werden, um lange Staus zu vermeiden.
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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Das Saarland setzt auf Digitalisi­erung. Umfassende Weiterbild­ung soll den besseren Umgang mit Maschinen und Robotern ermögliche­n.
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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) beginnt ihre zweite Amtsperiod­e.

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