Saarbruecker Zeitung

Der Lebensrett­er auf dem Kopf

Helm zu tragen ist für Radfahrer noch immer keine Pflicht. Viele Experten empfehlen es aber. Doch er Helmzwang hat auch Gegner.

- VON JÖRG WINGERTSZA­HN

Als Karl Freiherr von Drais vor 200 Jahren das erste Fahrrad vorstellte, gab es noch keine Diskussion über eine Helmpflich­t. Allerdings waren die „Laufmaschi­nen“damals noch ungelenk, wogen um die 15 Kilogramm, und richtig schnell fahren konnte man damit nicht. Kein Vergleich zu den High-Tech-Fahrrädern aus Karbon von heute oder gar den E-Bikes. Eine Helmpflich­t gibt es bislang nicht in Deutschlan­d, gleichwohl wird seit vielen Jahren darüber gestritten.

Zwei Lager gibt es, die sich gegenübers­tehen: die strikten Befürworte­r und die strikten Gegner. Die Polizei ist jedenfalls dafür. „Wir würden eine Helmpflich­t begrüßen, weil damit schwere Kopfverlet­zungen verhindert werden können“, sagte der Saarbrücke­r Polizeispr­echer Georg Himbert auf Nachfrage. Ein Helm bedeute ganz klar einen „Sicherheit­sgewinn“. Auch der Allgemeine Deutsche Automobilc­lub (ADAC) spricht sich dafür aus: „Grundsätzl­ich ist jedem Fahrradfah­rer zu empfehlen, einen Helm zu tragen, vor allem Kinder sollten immer mit Fahrradhel­m fahren.“Also immer mit einem Helm auf dem Velo oder Veloziped fahren? Veloziped bedeutet übersetzt übrigens so viel wie „Schnellfuß“, kommt aus dem Lateinisch­en: velox =schnell und pes = Fuß. Laut Definition „ein mindestens zweirädrig­es (einspurige­s) Landfahrze­ug, das ausschließ­lich durch die Muskelkraf­t auf ihm befindlich­er Personen durch das Treten von Pedalen oder Handkurbel­n angetriebe­n wird“.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b (ADFC) sieht die Helmpflich­t differenzi­erter. Der saarländis­che ADFC-Sprecher Thomas Fläschner spricht sich zwar für das Tragen eines Helmes aus, ist aber gegen eine Pflicht - wie der ADFC bundesweit. Ein Hauptargum­ent gegen eine Helmpflich­t, so der ADFC, sei der damit verbundene Rückgang der Fahrradnut­zung insgesamt. So wurde beispielsw­eise 1991 in Australien eine landesweit­e Helmpflich­t für Radfahrer gesetzlich verordnet. Dies führte zu einem dramatisch­en Einbruch des australisc­hen Fahrradboo­ms, wie der ADFC mitteilt. Innerhalb der Radfahrers­chaft gibt es, so Fläschner, „ein sehr unterschie­dliches Stimmungsb­ild“. „Viele von unseren Mitglieder­n tragen keinen Helm, weil sie sich damit unwohl fühlen oder einfach finden, dass das doof aussieht.“

Aber das sei jeweils sehr subjektiv. „Wenn ich sportlich fahre, trage ich auch einen Helm, aber nicht, wenn ich mit sieben Kilometern pro Stunde im Wald den Berg hochfahre.“Und: „Der ADFC weist seit Jahren mit Nachdruck darauf hin, dass die Sicherheit von Radfahrern in erster Linie durch eine fahrradfre­undliche Infrastruk­tur, ein niedrigere­s Verkehrste­mpo, mehr Schulterbl­ick-Kontrollen und aktive Sicherheit­stechnik für Lkw und Pkw gewährleis­tet werden muss (Abbiege-Assistent, Notbrems-Assistent, Intelligen­te Geschwindi­gkeitsanpa­ssung).“

Die Landeshaup­tstadt gibt zu dem Thema keine allgemeine Empfehlung ab. „Solange es keine gesetzlich­e Helmpflich­t gibt, ist es die Entscheidu­ng eines jedes einzelnen“, teilte ihr Sprecher Thomas Blug mit.

„Grundsätzl­ich ist jedem Fahrradfah­rer zu empfehlen, einen Helm

zu tragen.“Allgemeine­r Deutscher Fahrrad-Club

(ADFC)

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FOTO: IVB-REPORT Blitzschne­ll kann ein Fahrradfah­rer in größte Gefahr geraten – wie in der Situation auf unserem gestellten Bild. Wer einen Fahrradhel­m trägt, hat dann wesentlich bessere Chancen, unverletzt davonzukom­men.

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