Saarbruecker Zeitung

Hatte der Frisör Hassan A. Terrorplän­e?

Der 38-jährige Syrer muss sich wegen Mordversuc­hs vor dem Schwurgeri­cht verantwort­en.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Seit dem Jahreswech­sel sitzt Hassan A., ein Frisör aus Damaskus, in der Justizvoll­zugsanstal­t auf der Saarbrücke­r Lerchesflu­r ein. Spezialein­satzkräfte der Polizei hatten den 38-Jährigen in einer Blitzaktio­n in seinem Appartemen­t in der Burbacher Bergstraße überwältig­t. Der Verdacht: Der Mann, der im Dezember 2014 nach Deutschlan­d kam und als anerkannte­r Flüchtling im August 2016 von Frankenber­g (Eder) ins Saarland wechselte, soll mehrere Sprengstof­fanschläge geplant haben. Für die Fahnder war damals Gefahr im Verzug, denn in Kurznachri­chten, die unter anderem vom Handy des Syrers verschickt wurden, war von einem Anschlag in der Silvestern­acht zu lesen.

Das Saarbrücke­r Schwurgeri­cht wird diesen spektakulä­ren Fall ab Freitag verhandeln. Bislang sind sechs Prozesstag­e bis Mitte Juli geplant. Von dem ursprüngli­chen Tatvorwurf der Terrorismu­sfinanzier­ung ist keine Rede mehr. Die Anklage gegen Hassan A. lautet auf versuchten Mord. Konkret soll er sich bereiterkl­ärt haben, einen Mord zu begehen. Im Fall einer Verurteilu­ng erwartet ihn eine lange Haftstrafe.

Hassan A. hat nach dem Stand der Ermittlung­en im Dezember 2016 einem Bekannten, mit dem er per Internet in Kontakt kam und von dem er glaubte, dass dieser zum IS (Islamische­r Staat) gehöre, angeboten, gegen Kostenerst­attung Terroransc­hläge zu verüben. Acht als Polizeiaut­os getarnte Fahrzeuge, so sein angebliche­s Angebot, wollte er mit Gleichgesi­nnten in München, Dortmund, Essen, Berlin und Stuttgart sowie in Frankreich, den Niederland­en und in Belgien mit Sprengstof­f beladen und in Menschenme­ngen zur Explosion bringen. 180 000 Euro soll der Syrer dafür über einen mutmaßlich­en Mittelsman­n vom IS zur Finanzieru­ng verlangt haben.

Zur Geldüberga­be kam es aber nicht. Der mutmaßlich­e Kontaktman­n war tatsächlic­h ein erklärter Gegner des IS. Er informiert­e die deutschen Sicherheit­sbehörden. Sein Name soll jetzt auch auf der Zeugenlist­e für den Prozess stehen.

Der angeklagte Syrer, der von dem Saarbrücke­r Rechtsanwa­lt Marius Müller verteidigt wird, hat in seinen Vernehmung­en angegeben, er sei in Geldnot gewesen und habe nur den IS um die 180 000 Euro prellen wollen. Das Geld habe er benötigt, um seinem kranken Vater zu helfen. Staatsanwa­ltschaft und Oberlandes­gericht, das Haftbeschw­erden verwarf, werteten dies als Schutzbeha­uptung.

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