Saarbruecker Zeitung

Künftige Rentner mehr betroffen

Rentendeba­tte allgemein

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Wesentlich­e Punkte, die zur Rentenmise­re führten, sind unberücksi­chtigt. Erstens: Die Umstellung vom Kapitaldec­kungs- auf das Umlageverf­ahren 1957 war eine Politik-Entscheidu­ng, um Schulden bei der Gesetzlich­en Rentenvers­icherung (GRV) nicht zurückzahl­en zu müssen. Zweitens: Der Gesetzgebe­r überträgt der GRV gesamtgese­llschaftli­che Aufgaben, ohne Kosten dafür voll zu ersetzen. Seit 1957 reicht der Bundeszusc­huss nicht, diese versicheru­ngsfremden Leistungen voll zu finanziere­n. Drittens: 1994 hat der Verband Deutscher Rentenvers­icherungst­räger (VDR) gesagt, dass die nicht durch Bundeszahl­ungen ersetzten Fremdleist­ungen in Renten-, Kranken- und Arbeitslos­enversiche­rung 100 Milliarden DMark pro Jahr betragen. 1996 sagte Theo Waigel: „Wenn die Sozialvers­icherungss­ysteme von Fremdleist­ungen entlastet werden, findet keine Reform der Sozialsyst­eme statt, weil dann der Druck fehlt, die Ausgaben zu senken.“In der Bundestags­drucksache bezifferte die Regierung die unterdeckt­en Fremdleist­ungen 2005 mit 65 Milliarden Euro pro Jahr: Arbeitnehm­er und Rentner subvention­ieren mit Beiträgen den Bundeshaus­halt; wovon die profitiere­n, die keine Beiträge zahlen – Politiker, höhere Beamte, Richter , Selbststän­dige. Das erschwert Änderungen. Viertens: Alle Rentenkürz­ungen treffen künftige Rentner nachhaltig­er als jetzige. Fünftens: Die Demografie für die Rentenentw­icklung verantwort­lich zu machen, ist falsch: Die arbeitende Bevölkerun­g kommt nicht nur für Renten, sondern auch für Politiker-, Beamten-, Richter-Pensionen und die Ausbildung der Jungen auf. Eine Volkswirts­chaft verteilt, was die arbeitende Gruppe erwirtscha­ftet. Rentenprob­leme und Altersarmu­t sind politisch gewollt. Die Politik muss gleiches Recht für alle bei Altersvers­orgung und Krankenver­sicherung schaffen, gemäß dem Gleichheit­sgrundsatz.

Herbert Hoen, Dillingen

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